Als die Erde bebte: historische Flussverlagerung des Ganges – kann es erneut passieren?

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Durch Klaus Schmidt
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'Gangesfluss durch antikes Erdbeben grafisch umgeleitet dargestellt.'

BerlinEin Erdbeben vor 2.500 Jahren veränderte den Lauf des Ganges. Diese bislang unbekannte Erschütterung ließ den Fluss in eine andere Richtung fließen, und zwar im heutigen Bangladesch. Diese Region ist weiterhin anfällig für starke Erdbeben.

Die Untersuchung, veröffentlicht in der Zeitschrift Nature Communications, dokumentiert eine bedeutende Verschiebung im Verlauf eines Flusses, bekannt als Avulsion. Während Wissenschaftler viele Avulsionen aus unterschiedlichen Gründen beobachtet haben, war diese besonders groß. Michael Steckler, Geophysiker und Mitautor, erklärt, dass dies die größte Avulsion sei, die jemals gesehen wurde. Das Erdbeben könnte zu weitreichenden Überschwemmungen geführt haben.

Liz Chamberlain, eine Assistenzprofessorin, erklärte, dass vorher nicht bekannt war, dass Erdbeben Flussläufe in Deltas verändern können. Dies ist besonders wichtig für große Flüsse wie den Ganges. Der Ganges ist ein 2.600 Kilometer langer Fluss, der in den Himalaya entspringt und in die Bucht von Bengalen mündet. Zusammen mit den Flüssen Brahmaputra und Meghna bildet er das weltweit zweitgrößte Flusssystem nach Wassermenge.

Der Ganges ändert im Laufe der Zeit seinen Verlauf aufgrund von Sedimentansammlungen, die sich im Laufe von Jahren oder Jahrzehnten durch wiederholte Überschwemmungen bilden. Ein Erdbeben jedoch kann den Fluss sehr viel schneller und praktisch sofort zur Kursänderung zwingen.

Wichtige Erkenntnisse aus der Studie:

  • Der frühere Hauptkanal des Ganges wurde etwa 100 Kilometer südlich von Dhaka gefunden.
  • Diese Gegend ist tief gelegen und wird oft überflutet.
  • Forscher entdeckten Seismite, Strukturen, die durch Erdbeben entstanden sind.
  • Chemische Analysen ergaben, dass die Flussumleitung vor 2.500 Jahren stattfand.

Chamberlains Team entdeckte Seismiten, etwa 30 bis 40 Zentimeter breite Formationen, die sich durch mehrere Meter Schlamm ziehen. Diese Strukturen weisen darauf hin, dass ein Erdbeben eine plötzliche Veränderung der Landschaft verursachte. Weitere Untersuchungen ergaben, dass der Kanal zur gleichen Zeit wie das Erdbeben, dessen Stärke auf 7 oder 8 geschätzt wurde, mit Schlamm gefüllt wurde.

Ein Erdbeben könnte aus einer Subduktionszone im Süden und Osten von Bangladesch oder aus großen Verwerfungen in der Nähe des Himalayas stammen. Eine Studie aus dem Jahr 2016 zeigt, dass diese Gebiete wieder Spannungen aufbauen. Sollte sich ein ähnliches Beben jetzt ereignen, könnte es 140 Millionen Menschen betreffen. Das letzte große Erdbeben im Jahr 1762 verursachte einen tödlichen Tsunami, der bis nach Dhaka reichte. Ein weiteres Beben ereignete sich möglicherweise um das Jahr 1140.

Diese Forschung zeigt, dass schwere Erdbeben erhebliche Probleme verursachen können. Sie können weite Regionen beeinflussen und langanhaltende Auswirkungen haben. So ist auch der Ganges von dieser Gefahr bedroht, ebenso wie andere Flüsse in Gebieten mit starker tektonischer Aktivität. Dazu zählen:

  • Der Gelbe Fluss in China
  • Der Irrawaddy in Myanmar
  • Die Klamath-, San Joaquin- und Santa Clara-Flüsse in den USA
  • Der Jordan, fließt durch Syrien, Jordanien, das Westjordanland und Israel

Forscher von mehreren Universitäten, darunter die Universität zu Köln und die Universität von Dhaka, waren an der Untersuchung beteiligt. Die Forschung wurde von der U.S. National Science Foundation finanziert.

Die Studie wird hier veröffentlicht:

http://dx.doi.org/10.1038/s41467-024-47786-4

und seine offizielle Zitation - einschließlich Autoren und Zeitschrift - lautet

Elizabeth L. Chamberlain, Steven L. Goodbred, Michael S. Steckler, Jakob Wallinga, Tony Reimann, Syed Humayun Akhter, Rachel Bain, Golam Muktadir, Abdullah Al Nahian, F. M. Arifur Rahman, Mahfuzur Rahman, Leonardo Seeber, Christoph von Hagke. Cascading hazards of a major Bengal basin earthquake and abrupt avulsion of the Ganges River. Nature Communications, 2024; 15 (1) DOI: 10.1038/s41467-024-47786-4
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