Neue Studie hinterfragt frühe christliche "Hauskirche" in Dura-Europos: revolutionäre Erkenntnisse
BerlinEine neue Studie im Journal of Roman Archaeology legt nahe, dass ein antikes Gebäude in Dura-Europos, das oft als das früheste christliche Hauskirche gilt, möglicherweise kein traditionelles Wohnhaus war. Die Forscher Camille Leon Angelo von der Yale University und Joshua Silver von der University of Manchester heben wichtige Veränderungen an der Struktur des Gebäudes hervor, die nicht typisch für Wohnhäuser in dieser Gegend sind. Dies stellt die langjährige Ansicht über frühe christliche Gebetsstätten in Frage.
Die Studie identifizierte mehrere wesentliche Unterschiede zwischen diesem Gebäude und anderen Häusern in Dura-Europos: Es besaß keinen Wassertank wie die anderen, das Erdgeschoss wurde in einen großen Raum und ein kleines Baptisterium umgewandelt, es hatte Wandmalereien mit Figuren, die in gewöhnlichen Häusern selten waren, und die Art und Weise, wie sich Menschen darin bewegten, unterschied sich von typischen Häusern.
Die Forscher untersuchten, wie das Sonnenlicht das Gebäude beeinflusste. Ihre Tests zeigten, dass die Renovierungen mehr Sonnenlicht in die Räume einließen, sodass die Menschen tagsüber Aktivitäten ausführen konnten, ohne elektrische Beleuchtung zu verwenden. Dies unterscheidet sich von den meisten Häusern, die häufiger Lampen oder Kerzen benutzen.
Leon Angelo ist der Ansicht, dass unsere Vorstellungen von frühen christlichen Gottesdienststätten überdacht werden müssen. Viele glauben heute, dass frühe Christen ihre eigenen Häuser für den Gottesdienst nutzten, wie es im Neuen Testament beschrieben wird. Doch seine Forschungen zeigen, dass das "christliche Gebäude" in Dura-Europos kein Wohnhaus war, als es für religiöse Aktivitäten genutzt wurde.
Das Umdenken hat weitreichende Auswirkungen. Sollte dieses Gebäude kein frühes "Hauskirche" gewesen sein, was bedeutet das dann für unser Verständnis frühchristlicher Gottesdienste? Es deutet darauf hin, dass frühe christliche Gruppen möglicherweise früher als bisher angenommen über fortschrittlichere Gebäude und klar definierte religiöse Räume verfügten. Dies könnte auch unsere Sicht auf andere Gebäude verändern, die als Hauskirchen gelten.
Die Ergebnisse erschweren das Verständnis frühchristlicher Gemeinschaften und legen nahe, dass man die archäologischen Funde aus dieser Zeit genau untersuchen sollte. Dank laufender Projekte wie dem International Digital Dura-Europos Archive (IDEA) werden Forscher besser in der Lage sein, die Geschichte und Artefakte dieser frühen Gruppen neu zu bewerten.
Das Studium dieser Strukturen ohne moderne Ansichten zu verwenden, ermöglicht eine klarere und genauere Sicht auf das frühe christliche Leben und die Gottesdienste. Dies zwingt Forscher dazu, eingehender zu untersuchen, wie die ersten Christen ihre religiösen Räume nutzten und wahrnahmen, anstatt spätere Perspektiven darauf anzuwenden.
Die Studie wird hier veröffentlicht:
http://dx.doi.org/10.1017/S1047759424000126und seine offizielle Zitation - einschließlich Autoren und Zeitschrift - lautet
Camille Leon Angelo, Joshua Silver. Debating the domus ecclesiae at Dura-Europos: the Christian Building in context. Journal of Roman Archaeology, 2024; 1 DOI: 10.1017/S1047759424000126Diesen Artikel teilen