Drama in der Urzeit: Krokodile und Haie enthüllen Geheimnisse der prähistorischen Nahrungskette
BerlinForscher haben herausgefunden, dass eine antike Seekuh zunächst von einem Krokodil angegriffen und später von einem Hai gefressen wurde. Diese Entdeckung liefert wertvolle Erkenntnisse über die Ernährung und das Verhalten von Tieren während des sogenannten Miozäns, das vor 23 bis 11,6 Millionen Jahren stattfand. Bei der Seekuh handelt es sich um eine ausgestorbene Art der Gattung Culebratherium. Fossilien wie ein teilweise erhaltenes Schädelstück und achtzehn Wirbel wurden in Nordwest-Venezuela entdeckt.
Wichtige Ergebnisse der Studie zeigen:
- Erster Angriff eines urzeitlichen Krokodils, erkennbar an tiefen Zahnabdrücken auf dem Schnabel der Seekuh.
- Nachfolgende Aasfresserei durch einen Tigerhai (Galeocerdo aduncus), nachgewiesen durch einen Zahn im Nackenbereich und Bissspuren am gesamten Skelett.
- Auffällige Einschnitte, die darauf hinweisen, dass das Krokodil einen 'Todesrolle' ausführte, ein Verhalten, das auch heute noch bei modernen Krokodilen zu beobachten ist.
Diese Entdeckungen ermöglichen ein besseres Verständnis alter Ökosysteme. Heutzutage lassen Raubtiere oft Reste für Aasfresser zurück, was sich jedoch selten in Fossilienfunden nachweisen lässt. Die Entdeckung zeigt zudem, dass Seekühe eine wichtige Nahrungsquelle für viele Raubtiere waren, ähnlich wie Wale in den heutigen Meeren.
Die Spuren auf dem Schädel der Seekuh deuten auf gezielte Angriffe hin. Zunächst versuchte ein Krokodil, sie durch Ergreifen ihrer Schnauze zu ersticken. Danach zeigen tiefe Schnitte, dass die Seekuh geschleppt und auseinandergerissen wurde. Schließlich hätten die Drehbewegungen des Krokodils schwere Verletzungen verursacht. Dieses Jagdverhalten ähnelt dem von heute, was darauf hindeutet, dass sich diese Methoden im Laufe der Zeit nicht verändert haben.
Nachdem die Seekuh gestorben war, wurde ihr Körper eine Nahrungsquelle für Tigerhaie. Haizähne und Bissspuren zeigen, dass diese uralten Haie die Seekuh fraßen, wann immer sie die Gelegenheit hatten. Diese Situation hilft uns zu verstehen, wie mehrere Raubtiere die gleiche Beute fressen, ähnlich wie das Aasfressen in den heutigen Meeren.
Dank feiner Sedimente in der Agua Clara Formation blieb das Fossil außergewöhnlich gut erhalten. Dies ermöglichte den Forschern, die Spuren von Räubern im Detail zu untersuchen. Fachleute der Universität Zürich und venezolanischer Institute arbeiteten intensiv daran, die Fossilien auszugraben und zu analysieren. Ihre Anstrengungen brachten ein seltenes Beispiel für Mehrfachprädation im Fossilbericht ans Licht.
Das Studium dieser uralten Wechselwirkungen hilft uns, mehr über das frühe Leben und die Evolution der Arten zu erfahren. Diese Forschung ermöglicht es Wissenschaftlern, alte Nahrungsketten mit heutigen Ökosystemen zu vergleichen. Die dabei gefundenen Ähnlichkeiten zeigen, dass grundlegende Verhaltensweisen und Rollen in der Natur seit Millionen von Jahren gleich geblieben sind.
Die Studie wird hier veröffentlicht:
http://dx.doi.org/10.1080/02724634.2024.2381505und seine offizielle Zitation - einschließlich Autoren und Zeitschrift - lautet
Aldo Benites-Palomino, Gabriel Aguirre-Fernández, Jorge Velez-Juarbe, Jorge D. Carrillo-Briceño, Rodolfo Sánchez, Marcelo R. Sánchez-Villagra. Trophic interactions of sharks and crocodylians with a sea cow (Sirenia) from the Miocene of Venezuela. Journal of Vertebrate Paleontology, 2024; DOI: 10.1080/02724634.2024.2381505Diesen Artikel teilen