Virtueller Erfolg: Blick in die Kamera steigert Chancen bei Online-Bewerbungsgesprächen
BerlinForschern zufolge kann es Ihre Bewertungen bei Online-Bewerbungsgesprächen verbessern, wenn Sie direkt in die Kamera schauen. Dies ist besonders relevant für Bewerber in virtuellen Vorstellungsgesprächen.
An der Studie nahmen zwölf Studierende auf zwei unterschiedliche Arten teil.
- Direkter Blick in die Webcam
- Blick auf den Bildschirm gerichtet
Drei Versionen dieser Präsentationen wurden zur Bewertung erstellt: Eine, bei der der Interviewte direkt in die Kamera blickte (CAM), eine, bei der sein Blick nach unten auf den Bildschirm gerichtet war (SKW), und eine nur mit dem Audio des Interviews (VO). Achtunddreißig Vollzeitbeschäftigte waren die Bewerter. Sie verwendeten sechs Kriterien zur Beurteilung der Interviews:
- Intimität
- Soziale Erwünschtheit
- Allgemeine Jobfähigkeiten
- Entscheidungsfreudigkeit
- Kooperationsbereitschaft
- Gesamteinstellbarkeit
Kandidaten, die direkt in die Kamera schauten, erzielten höhere Bewertungen. Dagegen schnitten diejenigen, die auf den Bildschirm blickten, schlechter ab. Unerwartet führten nach unten gerichtete Blicke sogar zu schlechteren Bewertungen als reine Audioaufnahmen.
Augenkontakt in Online-Interviews
Der Augenkontakt spielt eine wichtige Rolle in Online-Interviews. Wer direkt in die Kamera blickt, kann dadurch Vertrauen und Glaubwürdigkeit beim Interviewer aufbauen. Bewerber sollten darauf achten, wohin sie während des Gesprächs schauen.
Forscher stellten fest, dass weibliche Gutachter Kandidaten, die nach unten blickten, strenger bewerteten als ihre männlichen Kollegen. Dieser Effekt war noch stärker bei der Beurteilung von weiblichen Kandidaten. Diese Erkenntnis deutet auf mögliche geschlechtsspezifische Vorurteile in realen Situationen hin.
Das Bewusstsein über diese Voreingenommenheit zu schärfen, kann ihre Auswirkungen mindern. Das Erkennen des Problems ist der erste Schritt zur Lösung. Forscher arbeiten daran, das Blickverhalten der Menschen während Videotelefonaten besser zu steuern. Dies könnte zu besseren Gesprächen und gerechteren Beurteilungen in Remote-Interviews führen.
Masahiro Shinya, Forscher an der Universität Hiroshima und Mitautor der Studie, wies darauf hin, dass das Wegschauen vom Bildschirm während eines Online-Bewerbungsgesprächs die Erfolgschancen mindern kann. Der Blickkontakt mit der Kamera ist entscheidend dafür, wie Bewerber bewertet werden.
Die Untersuchung zeigt, wie bedeutend kleine nonverbale Signale in der digitalen Kommunikation sind. Auch wenn wir sie nicht bewusst wahrnehmen, können diese Details stark beeinflussen, wie ein Interviewer die Eignung eines Kandidaten für eine Stelle beurteilt.
Digitale Kommunikation ist heute allgegenwärtig. Das Verständnis und der Einsatz von nonverbalen Signalen, etwa Blickkontakt, können Interaktionen erheblich verbessern. Da Fernarbeit immer üblicher wird, sind diese Fähigkeiten umso wichtiger.
Eine JSPS Kakenhi Grant-in-Aid (22K00621) finanzierte die Studie. Ziel der Forscher ist es, Richtlinien und Werkzeuge zu entwickeln, um die visuelle Aufmerksamkeit in Videokonferenzen besser zu steuern und dadurch Bewertungen konsistenter und fairer zu gestalten.
Die Studie wird hier veröffentlicht:
http://dx.doi.org/10.1038/s41598-024-60371-5und seine offizielle Zitation - einschließlich Autoren und Zeitschrift - lautet
Masahiro Shinya, Noriko Yamane, Yuki Mori, Brian Teaman. Off-camera gaze decreases evaluation scores in a simulated online job interview. Scientific Reports, 2024; 14 (1) DOI: 10.1038/s41598-024-60371-5Diesen Artikel teilen