Hongkonger Journalisten im aufsehenerregenden Verleumdungsprozess verurteilt

Lesezeit: 2 Minuten
Durch Ernst Müller
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Gerichtshammer vor einer Hongkonger Flagge.

BerlinEin Gericht in Hongkong hat die Journalisten Chung Pui-kuen und Patrick Lam von Stand News wegen Aufwiegelung verurteilt. Sie wurden nach einem alten Kolonialgesetz schuldig gesprochen. Der Prozess begann im Oktober 2022. Auch die Muttergesellschaft Best Pencil (Hong Kong) Ltd. wurde für schuldig befunden, allerdings waren keine Unternehmensvertreter bei der Verhandlung anwesend.

Hier sind wesentliche Einzelheiten des Falls:

  • Chung und Lam drohen bis zu zwei Jahre Gefängnis und eine Geldstrafe von HK$5.000 (etwa 640 USD) bei einer Verurteilung.
  • Der Fall dreht sich um 17 Artikel, die angeblich "illegale Ideologien" förderten und das Sicherheitsgesetz sowie die Strafverfolgung kritisierten.
  • Stand News und Apple Daily waren führende pro-demokratische Stimmen, die durch verstärkte staatliche Repressionen zum Schweigen gebracht wurden.
  • Das Urteil wurde aufgrund eines ausstehenden Berufungsverfahrens in einem anderen Anklagefall wegen Aufwiegelung verschoben, was den größeren rechtlichen Kontext verdeutlicht.

Im Jahr 2020 wurde ein neues nationales Sicherheitsgesetz verabschiedet, das zur Unterdrückung der Opposition dient. Jimmy Lai, Gründer der prodemokratischen Zeitung Apple Daily, befindet sich bereits wegen ähnlicher Anschuldigungen im Gefängnis. Stand News stellte im Dezember 2021 den Betrieb ein, nachdem bei einer großen Polizeirazzia über 200 Beamte wichtige journalistische Materialien beschlagnahmten. Kurz darauf stellte auch Citizen News aufgrund von Sicherheitsbedenken für seine Mitarbeiter den Betrieb ein.

Die Bewohner spüren zunehmend die Auswirkungen dieser strengen Maßnahmen. Kevin Ng, der einst Stand News las, weist auf ein auffälliges Fehlen kritischer Berichterstattung seit der Schließung des Nachrichtenportals hin. Dies spiegelt einen breiteren Trend der Selbstzensur wider, der sich weiter verschlimmert. Der Rückgang der Pressefreiheit zeigt sich an Hongkongs Absturz im World Press Freedom Index von Reporter ohne Grenzen, wo es von Platz 80 auf Platz 135 von 180 Regionen fiel.

Die Regierung Hongkongs behauptet, die Stadt habe weiterhin Pressefreiheit, wie in ihrer Mini-Verfassung versprochen. Doch die Pressefreiheit nimmt eindeutig ab, besonders seit im März neue Sicherheitsgesetze eingeführt wurden. Diese Gesetze beunruhigen Journalisten und erschweren unabhängige Berichterstattung.

Die Verurteilungen von Chung und Lam senden eine deutliche Warnung an Journalisten. Die Anklagen beziehen sich auf Artikel, die Interviews und Meinungen von prodemokratischen Persönlichkeiten enthalten. Diese Beiträge boten auch Ansichten von Aktivisten im Ausland und Teilnehmern einer von der prodemokratischen Bewegung organisierten Vorwahl. Die Beschreibung von Stand News durch die Staatsanwaltschaft sowohl als politische Plattform als auch als Nachrichtenmedium wirft Bedenken hinsichtlich der Trennung zwischen Journalismus und staatlicher Kontrolle auf.

Chungs Verteidigung betonte die Bedeutung der freien Meinungsäußerung im Kampf gegen schädliche Ideen und widersprach damit den Behauptungen der Anklage. Das ist besorgniserregend, da das rechtliche Umfeld in Hongkong für kritische Stimmen zunehmend restriktiver wird, was die Zukunft des Journalismus in der Stadt in Frage stellt.

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