Neue Einblicke: Geschlechtschromosomen von Schnabeltier und Huhn revolutionieren das Verständnis der Dosiskompensation
BerlinWissenschaftler der UNSW Sydney entdeckten wichtige Unterschiede in den Geschlechtschromosomen von Männchen und Weibchen, indem sie Schnabeltiere und Hühner untersuchten. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie in den Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS). Die Forschung ermöglicht ein besseres Verständnis der Evolution von Geschlechtschromosomen und wie unser Körper funktioniert, was zu neuen biologischen Erkenntnissen führen könnte.
Bei Menschen und anderen Säugetieren besitzen Weibchen zwei X-Chromosomen, während Männchen ein X- und ein Y-Chromosom haben. Um eine gleiche Proteinproduktion zu gewährleisten, wird eines der X-Chromosomen bei Weibchen in der Regel deaktiviert. Dieser Vorgang wird als Dosiskompensation der Geschlechtschromosomen bezeichnet.
Wichtige Ergebnisse der Studie umfassen:
- Die Dosiskompensation tritt auch dann auf, wenn die mRNA-Spiegel nicht ausgeglichen sind.
- Die Proteinniveaus sind zwischen den Geschlechtern gleich, trotz Unterschieden in den mRNA-Spiegeln.
- Die Dosiskompensation könnte in allen Wirbeltierarten von wesentlicher Bedeutung sein.
Die Studie untersuchte die verschiedenen Chromosomen bei Schnabeltieren und Hühnern. Weibliche Schnabeltiere verfügen über fünf X-Chromosomen-Paare, während männliche jeweils fünf X- und fünf Y-Chromosomen besitzen. Bei Hühnern existiert ein ZW-System; hier haben Männchen zwei Z-Chromosomen und Weibchen je ein Z- und ein W-Chromosom.
Frühere Studien haben gezeigt, dass die RNA-Spiegel bei Plazental- und Beuteltieren nahezu identisch sind. Bei Vögeln und Kloakentieren, wie dem Schnabeltier, war dies jedoch nicht der Fall. Neue Forschungsergebnisse zeigen nun erstmals, dass dieses Ungleichgewicht auf der Proteinebene ausgeglichen wird, was darauf hindeutet, dass sich der Mechanismus der Dosis-Kompensation je nach Spezies unterscheidet.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Balance der Proteinniveaus ein wichtiger und weitverbreiteter Mechanismus ist. Dies ist bedeutend, da es belegt, dass Spezies die Proteinproduktion anpassen können, selbst wenn sich die mRNA-Niveaus unterscheiden. Diese Entdeckung legt nahe, dass bisherige Vorstellungen, die besagten, dass Dosiskompensation hauptsächlich auf mRNA-Ebene stattfindet, möglicherweise falsch sind.
Die Forschung ist von großer Bedeutung für die menschliche Gesundheit. Das Verständnis dieser Prozesse bei anderen Spezies kann Wissenschaftlern helfen, neue Methoden zur Genkontrolle beim Menschen zu entwickeln. Dies kann zu neuen Behandlungen für genetische Krankheiten führen und unser Wissen über die Evolution erweitern.
Zukünftige Forschungen zielen darauf ab, zu untersuchen, wie andere Spezies die Genaktivität durch Dosiskompensation ausgleichen. Wissenschaftler möchten herausfinden, wie sich diese Systeme entwickelt haben und welche Funktionen sie in unterschiedlichen Situationen haben. Diese Studien werden unser Verständnis über die Kontrolle von Genen und die Proteinproduktion erweitern.
Die Studie wird hier veröffentlicht:
http://dx.doi.org/10.1073/pnas.2322360121und seine offizielle Zitation - einschließlich Autoren und Zeitschrift - lautet
Nicholas C. Lister, Ashley M. Milton, Hardip R. Patel, Shafagh A. Waters, Benjamin J. Hanrahan, Kim L. McIntyre, Alexandra M. Livernois, William B. Horspool, Lee Kian Wee, Alessa R. Ringel, Stefan Mundlos, Michael I. Robson, Linda Shearwin-Whyatt, Frank Grützner, Jennifer A. Marshall Graves, Aurora Ruiz-Herrera, Paul D. Waters. Incomplete transcriptional dosage compensation of chicken and platypus sex chromosomes is balanced by post-transcriptional compensation. Proceedings of the National Academy of Sciences, 2024; 121 (32) DOI: 10.1073/pnas.2322360121Diesen Artikel teilen