Sind Pflanzen intelligent? Es hängt von der Definition ab

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Durch Johannes Müller
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Pflanze mit Wurzeln, die ein Labyrinth unter dem Mikroskop durchqueren

BerlinGoldrutenpflanzen können nahegelegene Pflanzen erkennen, ohne sie zu berühren, indem sie das von Blättern reflektierte, langwellige rote Licht nutzen. Wenn Pflanzenfresser die Goldruten anknabbern, verändert die Pflanze ihre Reaktion je nach den umliegenden Pflanzen. Dies wirft die Frage auf: Sind Pflanzen intelligent?

Andre Kessler, ein Chemieökologe, behauptet, dass Pflanzen intelligent sind. In einem Aufsatz führt er mehr als 70 Definitionen von Intelligenz auf und weist darauf hin, dass es keine einheitliche Definition gibt. Die meisten glauben, dass Intelligenz ein zentrales Nervensystem erfordert, und einige Pflanzenbiologen vergleichen die vaskulären Systeme der Pflanzen mit diesen Nervensystemen und deuten an, dass Pflanzen Informationen verarbeiten und darauf reagieren können. Kessler ist jedoch anderer Meinung und sagt, es gebe keine stichhaltigen Beweise dafür, dass Pflanzen ein Nervensystem besitzen. Er schließt jedoch nicht aus, dass Pflanzen elektrische Signale senden können.

Kessler und Michael Mueller haben die Idee der Pflanzenintelligenz vereinfacht, indem sie sich auf die wesentlichen Merkmale konzentriert haben.

  • Die Fähigkeit, Probleme zu lösen
  • Aufgrund von Informationen aus der Umgebung
  • Mit dem Ziel, ein bestimmtes Ziel zu erreichen

Kessler untersuchte, wie Goldrutenpflanzen auf Schädlinge reagieren, die sie anfressen. Larven des Blattkäfers ernähren sich von Goldrutenblättern, was die Pflanze dazu veranlasst, bestimmte Chemikalien freizusetzen. Diese Chemikalien signalisieren Insekten, dass die Pflanze beschädigt ist. Nahegelegene Goldrutenpflanzen erkennen diese Signale und bereiten ihre Abwehrmechanismen vor. Diese Reaktion trägt dazu bei, den Schädlingsbefall auf die Pflanzen zu verteilen. In einer Studie von 2022 fanden Kessler und Alexander Chautá heraus, dass Goldruten auch fernrotes Licht von benachbarten Pflanzen wahrnehmen können.

Goldrutenpflanzen verhalten sich anders, wenn andere Pflanzen in der Nähe sind. Sie wachsen schneller und produzieren Abwehrstoffe, um mit Pflanzenfressern umzugehen. Wenn sie allein stehen, wachsen sie nicht schneller und verwenden andere Chemikalien. Kessler sagt, das zeigt, dass sie ihr Verhalten an ihre Umgebung anpassen können.

Goldrutenpflanzen können chemische Stoffe in der Luft wahrnehmen, die auf das Vorhandensein von Schädlingen hinweisen. Wenn sie diese Chemikalien detektieren, bereiten sie sich auf mögliche Schädlingsangriffe vor. Dies zeigt, dass Pflanzen Signale aus ihrer Umgebung nutzen können, um zukünftige Bedrohungen zu antizipieren und entsprechend zu reagieren.

Pflanzen als intelligent zu bezeichnen, kann uns neue Ideen darüber geben, wie sie kommunizieren. Es kann auch unsere Auffassung von Intelligenz verändern. Kessler meint, dass künstliche Intelligenz (KI) Probleme nicht mit einem klaren Ziel löst, zumindest noch nicht. Nach seiner Definition ist KI nicht wirklich intelligent; sie erkennt nur Muster in den zugänglichen Informationen.

Kessler findet es bemerkenswert, dass Mathematiker in den 1920er Jahren die Auffassung vertraten, Pflanzen funktionierten anders als bisher angenommen. Ihrer Meinung nach agiert jede Pflanzenzelle unabhängig, während die Pflanze als Ganzes ohne ein zentrales Steuerungssystem arbeitet. Anstelle von elektrischen Signalen nutzen Pflanzen chemische Signale, die im gesamten Organismus verteilt sind.

Untersuchungen zeigen, dass Pflanzenzellen Licht und bestimmte Chemikalien von benachbarten Pflanzen wahrnehmen können. Jede Pflanzenzelle ist in der Lage, ihre Umwelt genau zu erfassen. Sie nutzen chemische Signale, um miteinander zu kommunizieren und mit Veränderungen im Wachstum oder Stoffwechsel zu reagieren. Kessler findet dieses Konzept faszinierend.

Das Papier wurde durch ein Stipendium des New Phytologist Fund finanziert.

Die Studie wird hier veröffentlicht:

http://dx.doi.org/10.1080/15592324.2024.2345985

und seine offizielle Zitation - einschließlich Autoren und Zeitschrift - lautet

André Kessler, Michael B. Mueller. Induced resistance to herbivory and the intelligent plant. Plant Signaling & Behavior, 2024; 19 (1) DOI: 10.1080/15592324.2024.2345985
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