Welche Tuberkulosestämme sind am ansteckendsten? Überraschende Erkenntnisse aus neuer Studie!

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Durch Kathy Schmidt
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Tuberkulose-Bakterienstämme unter dem Mikroskop mit Beschriftungen

BerlinEine neue Studie zeigt, dass einige Formen von Tuberkulose (TB) leichter übertragen werden, wenn sowohl die Bakterien als auch die infizierte Person aus derselben Region stammen. Wissenschaftler der Harvard Medical School haben einen starken Zusammenhang zwischen dem Erreger, dessen Standort und dem menschlichen Wirt festgestellt. Diese neue Erkenntnis deutet darauf hin, dass sich TB-Bakterien und Menschen über einen langen Zeitraum hinweg gemeinsam entwickelt haben.

Wichtige Ergebnisse der Forschung:

  • Enge Haushaltskontakte, die Tuberkulosestämmen aus einem begrenzten geografischen Gebiet ausgesetzt waren, wiesen eine um 14 % niedrigere Infektionsrate auf.
  • Der Kontakt mit weit verbreiteten Stämmen führte zu einer um 45 % höheren Wahrscheinlichkeit, an aktiver Tuberkulose zu erkranken.
  • Stämme mit engen geografischen Verbreitungsgebieten infizieren häufiger Menschen, die Vorfahren aus derselben Region haben.

Die Studie untersuchte TB-Fälle in New York City, Amsterdam und Hamburg. Forscher analysierten Akten und nutzten fortschrittliche Modelle, um herauszufinden, dass Personen, die aus demselben geografischen Gebiet wie der TB-Stamm stammten, eher infiziert wurden. Das Infektionsrisiko sank um 38%, wenn die Personen nicht aus dem ursprünglichen Gebiet des Stammes kamen.

Die Bakterienmenge ist üblicherweise ein guter Indikator dafür, wie sich Tuberkulose (TB) verbreitet. Die Studie zeigt jedoch, dass der Aufenthalt im selben Gebiet ein noch stärkerer Indikator ist. Dies verdeutlicht, dass sowohl die Eigenschaften der betroffenen Personen als auch die der Bakterien eine Rolle bei der Verbreitung von TB spielen. Diese Erkenntnis ist bedeutend, da sie einen größeren Einfluss hat als andere Faktoren wie Diabetes.

Durch genetische Sequenzierung identifizierten Forscher Unterschiede zwischen Tuberkulose-Stämmen. Einige Stämme sind weltweit verbreitet, während andere nur in bestimmten Regionen vorkommen. Frühere Studien deuteten darauf hin, dass manche Stämme leichter resistent gegen Medikamente werden oder anders auf Impfstoffe reagieren. Dieses Wissen kann bei der Entwicklung besserer Behandlungen und Präventionsmethoden helfen.

Die Studie verwendete Makrophagen von menschlichen Spendern aus verschiedenen Regionen. Zellen von Menschen mit derselben geografischen Herkunft waren häufiger mit Tuberkulose infiziert. Frühere Experimente verglichen nicht auf diese Weise unterschiedliche Wirtszellen, was diese Ergebnisse neu und bemerkenswert macht.

Die vollständige Genomsequenzierung hat uns ermöglicht, TB-Stämme leichter zu untersuchen und deren Veränderungen im Laufe der Zeit zu verstehen. Forschungen zeigen, dass sich einige Stämme so verändern können, dass sie bestimmte Personengruppen leichter infizieren.

Die Forscher arbeiteten mit Gesundheitsbehörden in den USA, den Niederlanden und Deutschland zusammen, um eine umfangreiche Datenbank zu erstellen. Diese Datenbank enthielt Informationen über 5.256 Tuberkulosefälle und 28.889 enge Kontakte sowie deren demografische und soziale Details. Diese Vorgehensweise ermöglichte es dem Team, die Übertragung von TB und die Interaktionen zwischen Mensch und Krankheitserreger effektiver zu untersuchen.

Neue Erkenntnisse machen deutlich, dass es entscheidend ist, die Vielfalt der TB-Stämme zu verstehen. Bei der Entwicklung von Medikamenten, Impfstoffen und Gesundheitsstrategien müssen wir diese Vielfalt berücksichtigen. Weitere Forschung ist notwendig, um die genetischen und strukturellen Unterschiede zwischen TB-Stämmen und dem Menschen zu untersuchen. Ein tieferes Verständnis dieser Unterschiede wird uns dabei helfen, diese gefährliche Krankheit effektiver zu bekämpfen.

Die Studie wird hier veröffentlicht:

http://dx.doi.org/10.1038/s41564-024-01758-y

und seine offizielle Zitation - einschließlich Autoren und Zeitschrift - lautet

Matthias I. Gröschel, Francy J. Pérez-Llanos, Roland Diel, Roger Vargas, Vincent Escuyer, Kimberlee Musser, Lisa Trieu, Jeanne Sullivan Meissner, Jillian Knorr, Don Klinkenberg, Peter Kouw, Susanne Homolka, Wojciech Samek, Barun Mathema, Dick van Soolingen, Stefan Niemann, Shama Desai Ahuja, Maha R. Farhat. Differential rates of Mycobacterium tuberculosis transmission associate with host–pathogen sympatry. Nature Microbiology, 2024; DOI: 10.1038/s41564-024-01758-y
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