Studie zeigt: isolierte Lebensweise trug zum Aussterben der Neandertaler bei

Lesezeit: 2 Minuten
Durch Ernst Müller
- in
Darstellung getrennter Neandertalergruppen in unterschiedlichen Landschaften

BerlinForscher haben in einer Höhle in Südfrankreich Neandertaler-Überreste entdeckt, die Aufschluss darüber geben, warum die Neandertaler vor etwa 40.000 Jahren ausstarben. Wissenschaftler des Globe Institute an der Universität Kopenhagen sind der Ansicht, dass die Neandertaler-Gemeinschaften sehr isoliert lebten, was maßgeblich zu ihrem Aussterben beitrug. Diese Erkenntnis stützt die These, dass ihr Mangel an sozialer Interaktion zu geringer genetischer Vielfalt führte, wodurch sie weniger fähig waren, mit Umweltveränderungen zurechtzukommen und mit frühen modernen Menschen zu konkurrieren.

Bei der Untersuchung der Genome von Neandertaler-Überresten entdeckten Forscher Hinweise auf Inzucht und geringe genetische Vielfalt. Dies deutet darauf hin, dass Neandertaler über viele Generationen hinweg in kleinen, voneinander getrennten Gruppen lebten. Im Gegensatz dazu waren frühe moderne Menschen sozial vernetzter und bildeten größere Netzwerke, die ihnen halfen, die Risiken der Inzucht zu vermeiden. Hier sind einige wichtige Punkte basierend auf den Ergebnissen:

  • Neandertaler hatten aufgrund hoher Inzucht geringe genetische Vielfalt.
  • Frühe moderne Menschen bildeten Partnernetzwerke, um genetische Vielfalt zu erhalten.
  • Die sozialen Strukturen der Neandertaler waren isolierter im Vergleich zu frühen Menschen.

Frühe moderne Menschen konnten sprechen und Wissen teilen, was ihnen möglicherweise einen Vorteil gegenüber den Neandertalern verschaffte. Diese Fähigkeit ermöglichte es ihnen, bessere Werkzeuge herzustellen, Überlebensstrategien auszutauschen und sich an neue Umgebungen anzupassen. Zum Beispiel gibt es Belege dafür, dass frühe Menschen in Sibirien Fortpflanzungsnetzwerke aufbauten, um das Risiko von Inzucht zu verringern und kleine Gemeinschaften zu unterstützen. Diese starken sozialen Bindungen machten sie wahrscheinlich anpassungsfähiger und widerstandsfähiger.

Das kürzlich entdeckte Neandertaler-Genom aus Südfrankreich ist besonders spannend, da es einer anderen Gruppe angehört, die bei anderen späten Neandertalern nicht zu finden ist. Das deutet darauf hin, dass es mehrere separate Neandertaler-Gemeinschaften in Westeuropa gab, jede mit ihren eigenen einzigartigen Genen. Diese isolierten Gruppen könnten es schwerer gehabt haben, neue Ideen zu teilen und sich gemeinsam an neue Gefahren und sich wandelnde Umgebungen anzupassen.

Neandertaler lebten oft isolierter und hatten weniger Verbindungen als frühe moderne Menschen. Dieses Isolationsmuster zeigt sich nicht nur in Westeuropa, sondern auch im Altai-Gebirge, wo ähnliche Entdeckungen gemacht wurden.

Die Ergebnisse sind bedeutsam. Sie deuten darauf hin, dass die Trennung von Neandertalergruppen voneinander eine Schlüsselrolle für ihr Aussterben gespielt haben könnte. Zwar hatten auch Umweltveränderungen und die Konkurrenz mit frühen modernen Menschen einen Einfluss, aber ihre Unfähigkeit, sich zu größeren, vernetzten Gemeinschaften zusammenzuschließen, könnte die Neandertaler anfälliger gemacht haben.

Die neue Studie des Globe Institutes gibt Aufschluss darüber, warum die Neandertaler ausstarben. Sie zeigt, dass ihre Sozialstrukturen und die genetische Vielfalt eine bedeutende Rolle spielten. Dadurch bekommen wir ein besseres Verständnis davon, wie sich der Mensch sowohl biologisch als auch kulturell entwickelt hat. Um die Neandertaler-Gemeinschaften vollständig zu erfassen, benötigen wir jedoch noch mehr genetische Daten. Trotzdem stellt diese Studie einen wichtigen Fortschritt dar.

Die Studie wird hier veröffentlicht:

http://dx.doi.org/10.1016/j.xgen.2024.100593

und seine offizielle Zitation - einschließlich Autoren und Zeitschrift - lautet

Ludovic Slimak, Tharsika Vimala, Andaine Seguin-Orlando, Laure Metz, Clément Zanolli, Renaud Joannes-Boyau, Marine Frouin, Lee J. Arnold, Martina Demuro, Thibaut Devièse, Daniel Comeskey, Michael Buckley, Hubert Camus, Xavier Muth, Jason E. Lewis, Hervé Bocherens, Pascale Yvorra, Christophe Tenailleau, Benjamin Duployer, Hélène Coqueugniot, Olivier Dutour, Thomas Higham, Martin Sikora. Long genetic and social isolation in Neanderthals before their extinction. Cell Genomics, 2024; 4 (9): 100593 DOI: 10.1016/j.xgen.2024.100593
Wissenschaft: Neueste Nachrichten
Weiterlesen:

Diesen Artikel teilen

Kommentare (0)

Kommentar veröffentlichen