Astronomen verblüfft: unerwartetes Rotationsmuster beim Stern V889 Herculis entdeckt
BerlinAstronomen an der Universität Helsinki haben entdeckt, dass der nahegelegene Stern V889 Herculis, etwa 115 Lichtjahre entfernt im Sternbild Herkules, ein anderes Rotationsmuster aufweist als Sterne wie unsere Sonne. Sie beobachteten eine einzigartige Art und Weise, wie dieser Stern rotiert.
- Der Stern rotiert am schnellsten bei einem Breitengrad von etwa 40 Grad.
- Die Rotationsgeschwindigkeit nimmt sowohl am Äquator als auch an den Polen ab.
- Ein solches Rotationsprofil wurde bisher weder bei anderen Sternen beobachtet noch durch Simulationen vorhergesagt.
Diese Entdeckung verändert unser Verständnis darüber, wie Sterne rotieren. Bislang gingen Wissenschaftler davon aus, dass sie dieses Phänomen gut verstanden hatten, indem sie beobachteten, dass Sterne wie die Sonne am Äquator am schnellsten und an den Polen langsamer rotieren. Das Team um Mikko Tuomi setzte eine neue statistische Methode ein, um diese ungewöhnlichen Muster zu erkennen. Tuomi betont, dass dies zeigt, wie viel wir noch über die Funktionsweise von Sternen und die Entstehung ihrer Magnetfelder lernen müssen.
Sterne, einschließlich der Sonne, bestehen aus Plasma und haben keine festen Oberflächen. Ihre Rotation wird durch Konvektionsprozesse beeinflusst, die sich je nach Breitengrad unterschiedlich verhalten. Dieser Effekt, bekannt als Differentielle Rotation, wird durch Faktoren wie Masse, Alter, chemische Zusammensetzung, Rotationsperiode und Magnetfelder bestimmt. Die ungewöhnliche Rotation von V889 Herculis zeigt, dass diese Faktoren nicht immer wie erwartet wirken.
Das Forschungsteam um Thomas Hackman nutzte eine neue Methode, um die Rotation von Sternen zu untersuchen. Diese Methode analysiert die Helligkeitsschwankungen eines Sterns, die durch Flecken auf dessen Oberfläche verursacht werden, wenn diese sich über verschiedene Breitengrade bewegen. Zudem untersuchten sie den Stern LQ Hydrae, der sich als gleichmäßig rotierend von Äquator zu Polen herausstellte.
Stellare Beobachtungen wurden über 30 Jahre lang mit robotischen Teleskopen am Fairborn Observatorium durchgeführt. Diese langfristigen Daten sind entscheidend, um das Verhalten von Sternen zu verstehen. Gregory Henry, ein leitender Astronom an der University of Tennessee, hat diese Forschung am Fairborn geleitet und wesentliche Beiträge geleistet.
Diese Erkenntnisse sind aus mehreren Gründen von großer Bedeutung:
- Sie bieten neue Einblicke in die internen Dynamiken von Sternen.
- Sie könnten unsere Vorhersagen von Sonnenaktivitäten wie Sonnenflecken und Eruptionen beeinflussen.
- Sie werfen Fragen auf bezüglich der Faktoren, die die Rotation von Sternen beeinflussen.
V889 Herculis und LQ Hydrae sind junge Sterne, etwa 50 Millionen Jahre alt, vergleichbar mit der frühen Sonne. Sie drehen sich schnell und vollenden eine Rotation in etwa 1,5 Tagen. Langfristige Studien dieser Sterne helfen uns, mehr darüber zu erfahren, wie Sterne funktionieren.
Ergebnisse aus Helsinki zeigen, dass kleine bodengebundene Observatorien trotz fortschrittlicher Weltraumteleskope nach wie vor bedeutend für die grundlegende astrophysikalische Forschung sind. Diese Entdeckung trägt dazu bei, unser Verständnis über die Rotation von Sternen und die Faktoren, die diesen Prozess steuern, zu verbessern und unterstreicht die Notwendigkeit kontinuierlicher detaillierter Beobachtungen und neuer Analysemethoden.
Die Studie wird hier veröffentlicht:
http://dx.doi.org/10.1051/0004-6361/202449861und seine offizielle Zitation - einschließlich Autoren und Zeitschrift - lautet
Mikko Tuomi, J. Jyri Lehtinen, W. Gregory Henry, Thomas Hackman. Characterising the stellar differential rotation based on largest-spot statistics from ground-based photometry. Astronomy & Astrophysics, 2024; DOI: 10.1051/0004-6361/202449861Diesen Artikel teilen