Verbündeter im Kampf gegen HIV: Diabetesmedikament macht Infektionen sichtbar und stärkt Immunsystem

Lesezeit: 2 Minuten
Durch Hans Meier
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Medizinflasche leuchtet mit Immunzellen, die das Virus angreifen.

BerlinWissenschaftler am CRCHUM der Université de Montréal haben eine neue Anwendung für Metformin entdeckt, ein Medikament, das normalerweise bei Typ-2-Diabetes eingesetzt wird. Ihre jüngste Studie zeigt, dass Metformin dem Immunsystem dabei helfen könnte, verstecktes HIV bei Patienten, die sich in antiretroviraler Therapie (ART) befinden, zu erkennen und zu zerstören. Diese Entdeckung deutet darauf hin, dass Metformin im Kampf gegen HIV eine bedeutende Rolle spielen könnte, indem es möglicherweise dazu beiträgt, das Virus bei bereits in Behandlung befindlichen Personen zu reduzieren oder sogar zu eliminieren.

Im Jahr 2021 zeigte die Immunologin Petronela Ancuta mit ihrem Team, dass eine dreimonatige Einnahme von Metformin das Immunsystem stärken und langfristige Entzündungen verringern kann. Diese Entzündungen können bei HIV-Patienten zu Problemen wie Herzkrankheiten führen. Ein wesentlicher Grund für diese positiven Effekte ist, dass Metformin das Enzym mTOR blockiert, wodurch die HIV-Vermehrung in den Zellen verlangsamt wird.

Ancuta und ihr Schüler Augustine Fert entdeckten überraschende Wirkungen von Metformin. Es erhöhte die Anzahl der mit HIV infizierten Zellen und verhinderte gleichzeitig das Austreten des Virus aus diesen Zellen. Dadurch wurden die infizierten Zellen für das Immunsystem besser erkennbar.

Metformin erhöhte die BST2-Protein-Spiegel, was dazu beiträgt, HIV-Partikel auf der Zelloberfläche zu halten. Dadurch kann das Immunsystem diese infizierten Zellen leichter erkennen und angreifen. Tests zeigten, dass breitwirksame neutralisierende Antikörper Zellen, die mit Metformin behandelt wurden, effektiv identifizieren konnten.

Ergebnisse dieser Studie zeigen:

  • Metformin stärkt das Immunsystem und lindert Entzündungen bei HIV-Patienten.
  • Das Medikament hat sowohl provirale als auch antivirale Effekte auf HIV-infizierte Zellen.
  • Metformin erhöht die Expression des BST2-Proteins, was dem Immunsystem hilft, infizierte Zellen zu erkennen.
  • Neutralisierende Antikörper können diese durch Metformin veränderten Zellen identifizieren und angreifen.

Diese Forschungsergebnisse unterstützen die "Shock-and-Kill"-Strategie, legen jedoch eine detailliertere Vorgehensweise nahe. Metformin kann versteckte Zellen reaktivieren, die das Virus selbst unter ART aktiv halten. Dadurch werden diese Zellen leichter erkennbar. Anschließend können bereits zugelassene Antikörper gezielt diese Zellen angreifen und zerstören, was zur Verringerung der Viruslast beitragen könnte.

Ancuța plant, diese vielversprechenden Laborergebnisse in einer klinischen Studie gemeinsam mit den Forschern Andrés Finzi, Nicolas Chomont und Jean-Pierre Routy zu testen. Sollte die Studie erfolgreich verlaufen, könnte dies einen bedeutenden Fortschritt in der HIV-Behandlung darstellen und eine neue Therapie zu den bestehenden antiretroviralen Therapien hinzufügen. Während die Forscher ihre Arbeit fortsetzen, könnte bald auch die Einbeziehung von Metformin in HIV-Behandlungspläne möglich sein und den Betroffenen neue Hoffnung geben.

Die Studie wird hier veröffentlicht:

http://dx.doi.org/10.1016/j.isci.2024.110670

und seine offizielle Zitation - einschließlich Autoren und Zeitschrift - lautet

Augustine Fert, Jonathan Richard, Laurence Raymond Marchand, Delphine Planas, Jean-Pierre Routy, Nicolas Chomont, Andrés Finzi, Petronela Ancuta. Metformin facilitates viral reservoir reactivation and their recognition by anti-HIV-1 envelope antibodies. iScience, 2024; 27 (9): 110670 DOI: 10.1016/j.isci.2024.110670
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