Neue Studie: die Gesellschaft durch Schenkungen verstehen und ihre Entwicklung entschlüsseln
BerlinMenschliche Gesellschaften haben sich von kleinen Gruppen über Stämme und Häuptlingstümer hin zu Königreichen entwickelt. Eine aktuelle Studie von Kenji Itao und Kunihiko Kaneko liefert eine Erklärung für diese Veränderung, indem sie das Schenkverhalten betrachtet. Die im Fachjournal PLOS Complex Systems veröffentlichte Studie zeigt, wie Geschenkvergabe soziale Hierarchien und wirtschaftliche Ungleichheiten beeinflusst.
Die Forscher entwickelten ein Modell, das zeigt, wie das Schenken die Dynamik sozialer Gruppen verändern kann. Geschenke nützen nicht nur den Empfängern, sondern verbessern auch das Ansehen der Geber. Ihre Tests illustrierten verschiedene Stadien der gesellschaftlichen Organisation, die durch die Verteilung von Reichtum und Ansehen sichtbar werden.
- Band: Sowohl wirtschaftliche als auch soziale Ungleichheiten sind gering. Vermögen und sozialer Status zeigen eine exponentielle Verteilung, was auf zufällige Schwankungen hinweist.
- Stamm: Wirtschaftliche Ungleichheit tritt auf, während soziale Unterschiede gering bleiben. Vermögen folgt einem Potenzgesetz, was bedeutet, dass einige Individuen mehr anhäufen als andere.
- Häuptlingstum: Sowohl wirtschaftliche als auch soziale Ungleichheiten werden deutlich. Vermögen und sozialer Status folgen beide einer Potenzverteilung, was auf ein "Die-Reichen-werden-reicher"-Prinzip hinweist.
- Königreich: Starke wirtschaftliche Ungleichheit besteht, mit einer Ausnahme beim sozialen Status—dem Monarchen. Vermögen folgt weiterhin einem Potenzgesetz, aber sozialer Status wird (mit Ausnahme des Monarchen) exponentiell verteilt.
Ihr Modell verdeutlicht, dass die Häufigkeit und Größe von Geschenken Einfluss darauf haben, in welcher Entwicklungsstufe sich eine Gesellschaft befindet. Beispielsweise führen häufiger und größere Geschenke zu höheren wirtschaftlichen und sozialen Ungleichheiten, wie man sie in Häuptlingstümern und Königreichen findet. Dies bedeutet, dass nicht nur das Schenken an sich, sondern auch dessen Menge und Frequenz die gesellschaftlichen Strukturen formen.
Diese Erkenntnisse stimmen mit dem überein, was wir aus der Anthropologie und der Geschichte wissen. Gesellschaften in Stammesverbänden sind oft egalitärer, wenn es um Wohlstand geht. Auch die Unterschiede zwischen Häuptlingstümern und Königreichen passen zu früheren Theorien über soziale Ungleichheit. Historische Muster zeigen, dass Monarchen oft einen besonderen Status besitzen und als andersartig wahrgenommen werden.
Die Studie verwendet mathematische Methoden, um Theorien der Sozialwissenschaften zu erklären und hilft uns zu verstehen, wie sich soziale Strukturen entwickeln. Es ist faszinierend, wie einfache Dinge wie das Schenken die Organisation von Gesellschaften beeinflussen können. Durch die Integration von quantitativen Modellen in sozialwissenschaftliche Theorien können wir die Menschheitsgeschichte und soziale Evolution detaillierter und datenbasiert analysieren.
Die Studie wird hier veröffentlicht:
http://dx.doi.org/10.1371/journal.pcsy.0000001und seine offizielle Zitation - einschließlich Autoren und Zeitschrift - lautet
Kenji Itao, Kunihiko Kaneko. Emergence of economic and social disparities through competitive gift-giving. PLOS Complex Systems, 2024; 1 (1): e0000001 DOI: 10.1371/journal.pcsy.0000001Diesen Artikel teilen