Neue Untersuchung: Wissenschaftlich gegen Prokrastination vorgehen – Lösungen und Erkenntnisse aus der Forschung
BerlinProkrastination bedeutet, Aufgaben aufzuschieben, obwohl man weiß, dass es einem nicht gut tut. Dies kann die Produktivität und das geistige Wohlbefinden beeinträchtigen. Sahiti Chebolu vom Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik untersucht dieses Phänomen mathematisch, um die Gründe dafür zu verstehen. Ihre Forschung trägt dazu bei, Strategien gegen Prokrastination zu entwickeln.
Oft fragen wir uns, warum wir Dinge nicht früher erledigt haben, als wir die Gelegenheit dazu hatten. Dazu gehören Aufgaben wie die Steuererklärung, das Einhalten von Fristen oder das Aufräumen vor dem Besuch von Gästen. Prokrastination kann die Produktivität beeinträchtigen und steht im Zusammenhang mit psychischen Gesundheitsproblemen. Chebolu schlägt vor, dass man zur Untersuchung von Prokrastination die verschiedenen Verhaltensweisen betrachten sollte, die dazu führen.
Einige gängige Muster sind:
- Entscheidungen aufschieben: Wir reservieren Zeit, entscheiden uns aber für etwas anderes.
- Fehlende Verpflichtung: Wir warten auf ideale Bedingungen.
- Später Start: Aufschieben bis zur letzten Minute.
- Aufgaben aufgeben: Aufhören in der Mitte von Aufgaben.
Chebolu analysierte diese Muster und identifizierte Gründe dafür, wie zum Beispiel falsche Zeiteinschätzung oder das Vermeiden von Misserfolgsgefühlen.
Unser Gehirn trifft Entscheidungen, indem es schnelle Belohnungen mit zukünftigen Konsequenzen abwägt. Zum Beispiel planen wir vielleicht, unsere Steuererklärung zu machen, entscheiden uns dann aber doch, einen Film zu schauen. Sofortige Belohnungen wirken oft attraktiver als spätere Strafen. Das ist verständlich, da die Zukunft unsicher ist. Doch ein zu starkes Fokussieren auf den Moment kann zu Problemen führen.
Chebolu untersuchte das Aufschieben anhand von Daten der New York University. Dabei analysierte sie, wie Studierende im Laufe eines Semesters an verpflichtenden Experimenten teilnahmen. Einige erledigten die Aufgaben sofort, andere schrittweise und manche erst im letzten Moment. Mithilfe von Simulationen stellte Chebolu diese Verhaltensmuster dar. Sie entdeckte verschiedene Gründe für jede Art des Aufschiebens.
Andere Faktoren beeinflussen ebenfalls das Aufschieben. Ein wichtiger Aspekt ist die Unsicherheit, wie zum Beispiel das Nichtwissen, wie lange eine Aufgabe dauern wird, oder Zweifel an den eigenen Fähigkeiten. Chebolu schlägt vor, dass das Verständnis dieser Ursachen dabei helfen kann, Strategien gegen das Aufschieben zu entwickeln.
Als Beispiel:
- Liebst du schnelle Belohnungen? Dann gönn dir öfter kleine Erfolge.
- Unterschätzt du oft den Zeitaufwand? Setz dir konkrete Zeitziele.
- Schmeißt du Aufgaben schnell hin? Dann lenk dich weniger ab.
Jeder schiebt gelegentlich Aufgaben auf. Es zu akzeptieren und sich selbst zu verzeihen, ist ein guter Anfang, um produktiver zu werden.
Chebolus Forschung entwickelt maßgeschneiderte Strategien für Einzelpersonen. Sie zeigt den Menschen ihre Fehler und wie man sie beheben kann. Durch die Identifikation von Prokrastination und deren Ursachen können bessere Gewohnheiten aufgebaut werden.
Die Studie wird hier veröffentlicht:
http://dx.doi.org/10.31234/osf.io/69zhdund seine offizielle Zitation - einschließlich Autoren und Zeitschrift - lautet
Chebolu, Sahiti; Dayan, Peter. Optimal and sub-optimal temporal decisions can explain procrastination in a real-world task. Proceedings of the Annual Meeting of the Cognitive Science Society, 2024, Volume 46 DOI: 10.31234/osf.io/69zhdHeute · 03:33
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