Neue Übersetzung des Forsa-Rings enthüllt flexible Währung im Wikingerzeitalter

Lesezeit: 2 Minuten
Durch Johannes Müller
- in
Ochsen und Silbermünzen auf alten Wikinger-Runen

BerlinEin neue Interpretation der Runeninschrift auf dem Forsa-Ring bietet uns ein besseres Verständnis des Währungssystems während der Wikingerzeit. Dieser aus Eisen gefertigte Ring aus dem 9. oder 10. Jahrhundert, der in Hälsingland gefunden wurde, gilt als der älteste bekannte Rechtstext in Skandinavien. Die entscheidende Änderung in der Übersetzung betrifft das Wort "auk", das nun als "auch" statt "und" verstanden wird. Dies bedeutet, dass Geldstrafen entweder mit einem Ochsen oder zwei Silberstücken bezahlt werden konnten, aber nicht mit beidem.

Diese neue Auslegung verändert unser Verständnis der Wikingerwirtschaft. Rodney Edvinsson von der Universität Stockholm erklärt, dass die Übersetzung zeigt, wie flexibel die Wikinger in Bezug auf Bußgelder waren, indem sie verschiedene Währungsarten akzeptierten. Dies erleichterte es den Menschen, Bußgelder zu zahlen, unabhängig davon, ob sie mehr Tiere oder mehr Silber besaßen.

Die Ergebnisse zeigen, dass die Wikinger in die europäische Wirtschaft eingebunden waren. Ein Ochse hatte einen Wert von zwei Ore (etwa 50 Gramm Silber), was dem Wert in anderen Teilen Europas zu dieser Zeit entsprach. Dies deutet darauf hin, dass verschiedene Regionen ähnliche wirtschaftliche Praktiken hatten und untereinander Handel trieben, wodurch die Verbindung zwischen ihren Wirtschaften in diesem Zeitraum hervorgehoben wird.

Die Studie zeigt, dass der Einsatz von neuen wirtschaftlichen Ideen hilft, alte Daten besser zu verstehen. Dies kann zu neuen Forschungsrichtungen führen, die verschiedene Fachbereiche einbeziehen.

Wichtige Erkenntnisse:

  • Strafen konnten entweder mit einem Ochsen oder zwei Unzen Silber bezahlt werden.
  • Eine Unze Silber entsprach etwa 25 Gramm Silber.
  • Der Wert eines Ochsen entsprach etwa 50 Gramm Silber, was heute ungefähr 100.000 schwedischen Kronen entspricht.
  • Ein Sklave kostete in heutigem Wert etwa 600.000 schwedische Kronen.
  • Der Wergeld für einen freien Mann betrug ca. 5 Kilo Silber, was heute etwa 10 Millionen schwedischen Kronen entspricht.

Das System des Forsa-Rings zeigt, dass die Wikinger über eine fortschrittliche Methode der Geldverwaltung verfügten. Sie verwendeten gleichzeitig verschiedene Bewertungseinheiten, was die Abwicklung von Transaktionen erleichterte. Da sie nicht viel physisches Geld hatten, machten der Einsatz von Vieh und Silber wirtschaftliche Tauschgeschäfte effizienter.

Diese neue Denkweise hat weitreichende Auswirkungen. Die Analyse wirtschaftlicher Systeme kann soziale Hierarchien aufzeigen. So verdeutlicht beispielsweise der große Wertunterschied zwischen einem Sklaven und einem freien Mann die eingewurzelten sozialen Spaltungen in der Wikinger-Gesellschaft.

Die neuen Erkenntnisse stimmen mit späteren skandinavischen Gesetzen überein und zeigen, wie sich deren rechtliche und wirtschaftliche Praktiken im Laufe der Zeit konsistent entwickelt und verändert haben. Diese Beständigkeit ist wichtig, um zu verstehen, wie sich die wirtschaftlichen Abläufe entwickelt haben.

Die Untersuchung verdeutlicht, dass die Verbindung von Wirtschaftstheorie mit Archäologie und Geschichte uns ein besseres Verständnis früher Wirtschaftssysteme bietet. Durch die Analyse alter Texte mit neuen Ansätzen können Forscher genauere Darstellungen vergangener Wirtschaften und ihrer Komplexitäten liefern. Dies trägt dazu bei, die Entwicklung der heutigen Wirtschaftssysteme nachzuvollziehen.

Die Studie wird hier veröffentlicht:

http://dx.doi.org/10.1080/03585522.2024.2378465

und seine offizielle Zitation - einschließlich Autoren und Zeitschrift - lautet

Rodney Edvinsson. Applying a transaction cost perspective to decode viking Scandinavia's earliest recorded value relation: insights from the forsa ring’s runic inscription. Scandinavian Economic History Review, 2024; 1 DOI: 10.1080/03585522.2024.2378465
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