Neue Studie: Zimmerameisen führen präzise Amputationen durch, um verletzte Kameraden zu retten

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Durch Klaus Schmidt
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Zimmermannsameisen helfen verletzten Ameisen mit präzisen Amputationen.

BerlinWissenschaftler haben herausgefunden, dass Florida-Zimmermannsameisen komplexe Operationen durchführen können, um ihre Koloniemitglieder zu retten, indem sie beispielsweise infizierte Gliedmaßen entfernen. Diese Entdeckung wurde am 2. Juli in der Fachzeitschrift Current Biology veröffentlicht. Die Forschung zeigt, dass diese Ameisen Wunden säubern und infizierte Beine amputieren können.

Im Folgenden sind einige wesentliche Erkenntnisse aus der Studie aufgeführt:

Ameisenchirurgie: Wie Zimmermannsameisen verletzte Artgenossen behandeln

  • Zimmermannsameisen säubern entweder Wunden oder führen Amputationen durch, abhängig von der Art der Verletzung.
  • Bei einem Bruch des Oberschenkels wird immer amputiert.
  • Schienbeinverletzungen werden nur mit den Mundwerkzeugen gereinigt.
  • Die Überlebensrate steigt erheblich durch diese Eingriffe.

Erik Frank von der Universität Würzburg berichtet, dass dies der einzige bekannte Fall ist, bei dem ein Tier regelmäßig den Gliedmaßen eines anderen Tieres entfernt. Während manche Ameisen wie Megaponera analis chemische Stoffe zur Wundreinigung nutzen, verlassen sich die Florida-Holzameisen ausschließlich auf physische Methoden.

Die Studie untersuchte zwei Arten von Beinverletzungen bei Ameisen: den Oberschenkel und das Schienbein. Bei Oberschenkelverletzungen reinigten die Ameisen zunächst die Wunde und amputierten dann das Bein. Bei Schienbeinverletzungen reinigten sie nur die Wunde. Ihr Verhalten hängt wahrscheinlich vom Infektionsrisiko ab.

Mikro-CT-Scans zeigen, dass der Oberschenkelknochen viel Muskelgewebe enthält, das den Blutfluss unterstützt. Eine Verletzung des Oberschenkels kann daher den Blutkreislauf stören und das Infektionsrisiko erhöhen. Das Schienbein hingegen hat weniger Muskelgewebe und trägt weniger zur Blutzirkulation bei, wodurch Bakterien leichter in den Körper gelangen können.

Die Amputation des Schienbeins dauert mindestens 40 Minuten und kommt damit für die Bekämpfung einer tödlichen Infektion zu spät. Stattdessen reinigen Ameisen über einen längeren Zeitraum die Wunde, was ihre Überlebenschancen verbessert.

Die Behandlung eines Oberschenkelbruchs führt normalerweise zu einer Überlebenschance von 90-95%. Bei behandelten Schienbeinbrüchen liegt die Überlebensrate bei etwa 75%. Werden diese Verletzungen nicht behandelt, sinken die Überlebenschancen drastisch – auf weniger als 40% für Oberschenkelbrüche und nur 15% für Schienbeinbrüche.

Forschung zeigt, dass Ameisen in der Lage sind, Wunden zu erkennen und die beste Behandlung auszuwählen. Laurent Keller von der Universität Lausanne erklärt, dass Ameisen unterscheiden können, ob eine Wunde infiziert ist oder nicht, und entsprechend reagieren. Diese Fürsorge ähnelt den medizinischen Systemen des Menschen.

Ameisen verhalten sich von Natur aus auf diese Weise und müssen dieses Verhalten nicht erlernen. Ihre Aufgaben ändern sich im Laufe ihres Lebens, aber sie wissen schon von Geburt an, wie sie sich um ihren Nachwuchs kümmern müssen.

Wissenschaftler testen verschiedene Arten von Camponotus-Ameisen, um herauszufinden, ob dieses Verhalten verbreitet ist. Außerdem möchten sie mehr über Schmerz bei Ameisen erfahren, da verletzte Ameisen anderen Ameisen bereitwillig erlauben, ihre Beine langsam zu entfernen. Frank findet die Teamarbeit der Ameisen währenddessen erstaunlich.

Die Studie wirft neue Fragen über das Verhalten und die Krankheitsbewältigung von Ameisen auf. Sie zeigt ein höheres Maß an sozialer Organisation bei Tieren und könnte dazu beitragen, unser Verständnis von Ameisen sowie allgemeinen biologischen und evolutionären Konzepten zu erweitern.

Die Studie wird hier veröffentlicht:

http://dx.doi.org/10.1016/j.cub.2024.06.021

und seine offizielle Zitation - einschließlich Autoren und Zeitschrift - lautet

Erik.T. Frank, Dany Buffat, Joanito Liberti, Lazzat Aibekova, Evan P. Economo, Laurent Keller. Wound-dependent leg amputations to combat infections in an ant society. Current Biology, 2024; DOI: 10.1016/j.cub.2024.06.021
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