Neue Studie: Krebspatienten afrikanischer/mittelöstlicher Herkunft oft ungerecht aus klinischen Studien ausgeschlossen
BerlinKlinische Studien zu neuen Krebsmedikamenten schließen laut einer neuen Untersuchung Menschen afrikanischer oder nahöstlicher Herkunft unfaireweise aus. Forscher des Dana-Farber Cancer Instituts und der Queen Mary Universität London stellten fest, dass viele Teilnehmer mit dem Duffy-null-Phänotyp abgewiesen werden. Dieser Phänotyp, der in afrikanischen und nahöstlichen Bevölkerungen verbreitet ist, zeigt in Bluttests niedrigere Neutrophilenwerte. Dies liegt jedoch nicht an einem Mangel an Neutrophilen, sondern daran, dass diese Zellen sich in anderen Körpergeweben befinden. Die aktuellen Anforderungen der Studien an die Neutrophilenwerte basieren hauptsächlich auf Untersuchungen von Menschen europäischer Abstammung und berücksichtigen diesen Unterschied nicht.
Die Duffy-null-Phänotyp spielt eine wesentliche Rolle bei klinischen Studien und Behandlungsrichtlinien. Eine Untersuchung analysierte 289 Phase-III-Studien zu den fünf häufigsten Krebsarten in den USA und Großbritannien—Prostatakrebs, Brustkrebs, Darmkrebs, Lungenkrebs und Melanom—und fand heraus, dass:
- 76,5 % der Studien schlossen Patienten aus, deren neutrophile Blutzellen normal für den Duffy-negativen Phänotyp waren.
- Die Ausschlussrate war bei Studien zu Darmkrebs besonders hoch und lag bei 86,4 %.
- Sogar bei Studien zu Hormontherapien, die normalerweise keine Senkung der Neutrophilenzahl verursachen, gab es signifikante Ausschlussraten.
Die Behandlungsrichtlinien des National Comprehensive Cancer Network (NCCN) und die von der FDA zugelassenen Dosierungsvorschläge für Medikamente sind durch voreingenommene klinische Studien beeinflusst. Forscher fanden heraus, dass bei mehr als der Hälfte dieser Studien die Dosis reduziert, verzögert oder die Behandlung gestoppt werden musste, wenn die Neutrophilenzahl eines Patienten unter einen bestimmten Wert fiel. Dieser Grenzwert berücksichtigt jedoch nicht den normalen Bereich für Personen mit Duffy-null-Genetik. Infolgedessen könnten diese Patienten weniger wirksame Behandlungen erhalten, was ihre Überlebenschancen beeinträchtigen könnte.
Dies führt zu ungleicher Gesundheitsversorgung. Menschen mit dem Duffy-null Trait haben natürlicherweise niedrigere Neutrophilenzahlen, was dazu führen kann, dass sie von wichtigen klinischen Studien ausgeschlossen werden und anschließend weniger wirksame Behandlungen erhalten. Die gleichen Neutrophilenstandards für alle anzuwenden, benachteiligt diese Gruppen und verschärft die Ungleichheiten in der Krebsversorgung und den Behandlungsergebnissen.
Die Studie fordert schnelle Maßnahmen zur Behebung dieses Problems. Personen in klinischen Studien sollten auf den Duffy-null-Genotyp getestet werden. Wenn ihre Neutrophilenzahlen für ihren Genotyp normal sind, sollten sie in den Studien verbleiben und keine Dosisreduktion ihrer Medikamente erfahren. Dies zu beheben, ermöglicht eine gleichberechtigte Teilnahme an klinischen Studien und trägt dazu bei, bessere Krebstherapien für alle Bevölkerungsgruppen zu finden. Auch die Überprüfung früherer Studien ist wichtig, um sicherzustellen, dass Standarddosierungen für diejenigen, die zuvor ausgeschlossen wurden, sicher und wirksam sind. Die Lösung dieses Problems ist ein entscheidender Schritt in Richtung fairer Krebsbehandlung und medizinischer Forschung.
Die Studie wird hier veröffentlicht:
http://dx.doi.org/10.1001/jamanetworkopen.2024.32475und seine offizielle Zitation - einschließlich Autoren und Zeitschrift - lautet
Stephen P. Hibbs, Laura Aiken, Kruti Vora, Chibuzo Mowete, Lauren E. Merz, Vanessa Apea, J. Mark Sloan, Christopher S. Lathan, Gregory A. Abel, Andrew Hantel. Cancer Trial Eligibility and Therapy Modifications for Individuals With Duffy Null–Associated Neutrophil Count. JAMA Network Open, 2024; 7 (9): e2432475 DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2024.32475Diesen Artikel teilen