Wildvögel zeigen beeindruckendes Erinnerungsvermögen: Blaumeisen und Kohlmeisen beim Futtersuchen erstaunlich effektiv

Lesezeit: 3 Minuten
Durch Ernst Müller
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Wilde Kohlmeise auf einem Ast hält ein Insekt im Schnabel.

BerlinBlaumeisen und Kohlmeisen besitzen bemerkenswerte Gedächtnisfähigkeiten in freier Wildbahn. Eine aktuelle Studie von Forschern der Universität Cambridge und der Universität von East Anglia zeigte, dass diese Vögel in der Lage sind, sich zu erinnern:

  • Ihre Nahrungsaufnahme
  • Fundorte der Nahrung
  • Zeitpunkte der Entdeckung

Wissenschaftler führten eine einzigartige Untersuchung an wildlebenden Blaumeisen und Kohlmeisen durch. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Current Biology veröffentlicht.

Die Untersuchung umfasste 94 Blau- und Kohlmeisen. Jede Meise trug eine spezialisierte Markierung am Bein, die mit den Futtercontainern kommunizierte. Mithilfe einer Software boten die Container jeder Meise ein einzigartiges Erlebnis.

Die Vögel nutzten spezielle Sitzstangen, um ihre Markierungen auslesen zu lassen. Wenn sie das zeitgesteuerte Experiment bestanden, erhielten sie Futter. Andernfalls bekamen sie nichts. Dieses Experiment untersuchte das Gedächtnis der Vögel. Während frühere Forschungen sich auf größere Vögel wie Krähen konzentrierten, zeigt diese neue Studie, dass auch kleinere Vögel über ausgeprägte Gedächtnisfähigkeiten verfügen.

James Davies vom Comparative Cognition Lab in Cambridge hat erklärt, dass diese Untersuchung erstmals zeigt, dass Wildvögel wie Blaumeisen und Kohlmeisen ein flexibles Gedächtnissystem besitzen, was ihnen helfen könnte, sich an veränderte Umgebungen anzupassen.

Bei einem anderen Experiment mussten die Vögel sich Details merken, um Nahrung zu finden. Sie schnitten in diesen Gedächtnistests gut ab, obwohl sie in freier Wildbahn lebten. Dies war schwierig, da die Vögel wegfliegen und sich weigern konnten, teilzunehmen.

Dr. Gabrielle Davidson von der Universität East Anglia stellte fest, dass die Vögel sich in ihrer gewohnten Umgebung ganz normal verhielten. Dies machte die Ergebnisse glaubwürdiger. Die Vögel bewiesen, dass sie sich an bestimmte vergangene Ereignisse erinnern konnten – eine Fähigkeit, die viele Menschen nur den Menschen zuschrieben.

Nicola Clayton, Professorin an der Universität Cambridge, entdeckte durch zwei verschiedene Tests, dass Vögel sich an vergangene Ereignisse erinnern können. Diese Studie begann sie in den 1990er Jahren, und ihre ersten Ergebnisse bei Eichelhähern zeigten, dass diese Erinnerungsfähigkeit nicht nur Menschen vorbehalten ist. Weitere Untersuchungen deuten darauf hin, dass viele nicht-menschliche Arten ebenfalls über diese Fähigkeit verfügen.

Die Studie legt nahe, dass das Füttern von Gartenvögeln deren Gedächtnisfähigkeiten beeinflussen könnte. Die Vögel könnten lernen und sich merken, wann die Futterstellen wieder aufgefüllt werden. Dieser Gedanke erfordert jedoch weitere Forschung.

Die Forschung kann Vögeln helfen, sich an den Klimawandel anzupassen. Ein flexibles Gedächtnis ermöglicht es ihnen, auf neue Situationen zu reagieren und zuvor Gelerntes anzuwenden. Dies ist besonders nützlich bei Veränderungen in der Nahrung, wie etwa dem Zeitpunkt, wann Früchte reifen oder Raupen auftreten.

Das Forscherteam testete das Gedächtnis der Vögel, indem sie Futterspender einsetzten, die zu verschiedenen Zeiten Sonnenblumenkerne und Erdnussstücke ausgaben. Die Vögel lernten, welcher Spender welches Futter und wann bereitstellte. So konnten sie entscheiden, wohin sie gehen sollten, ohne die Futterspender ständig überprüfen zu müssen.

Junge Vögel hatten eine bessere Fähigkeit, sich visuelle Hinweise zu merken, um Nahrung zu finden. Während die meisten Vögel gut im "Wo"-Test abschnitten, waren die jungen Vögel besser im "Welche"-Test, indem sie visuelle Zeichen wie Farben und Muster nutzten. Dies könnte daran liegen, dass junge Vögel kreativer sein müssen, da erwachsene Vögel die Nahrungsquellen dominieren.

James Davies stellte fest, dass ältere Vögel im Alter mehr Informationen über ihren Standort nutzen. Der nächste Schritt besteht darin zu prüfen, ob Vögel mit besserem Gedächtnis mehr Nachkommen haben. Wenn dies zutrifft, könnte sich ihr Gedächtnis im Laufe der Zeit aufgrund von Umweltbelastungen verbessern.

Die Studie wurde durch finanzielle Unterstützung der University of Cambridge, des Isaac Newton Trust und der Leverhulme Early Career Fellowship ermöglicht.

Die Studie wird hier veröffentlicht:

http://dx.doi.org/10.1016/j.cub.2024.06.029

und seine offizielle Zitation - einschließlich Autoren und Zeitschrift - lautet

James R. Davies, Lasse S. Keuneke, Nicola S. Clayton, Gabrielle L. Davidson. Episodic-like memory in wild free-living blue tits and great tits. Current Biology, 2024; DOI: 10.1016/j.cub.2024.06.029
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