Wenn Härte zur Tarnung wird: warum erfolgreiche Chefs mit Missbrauch durchkommen

Lesezeit: 3 Minuten
Durch Kathy Schmidt
- in
Zerbrochenes Glas mit den Worten "Tough Love" und "Missbrauch".

BerlinManche Angestellte ertragen missbräuchliche Chefs, wenn sie deren berufliche Kompetenz schätzen. Eine neue Studie der Fisher College of Business an der Ohio State University zeigt, dass Arbeiter Missbrauch eher akzeptieren, wenn der Chef als effektiv wahrgenommen wird.

In einer Studie wurden 576 Arbeitnehmer aus verschiedenen Branchen befragt. Die Befragungen fanden in drei Runden statt, wobei zwischen jeder Runde zwei Wochen lagen. Die Teilnehmer berichteten von Missbrauch durch ihre Vorgesetzten und bewerteten die allgemeine Effektivität ihrer Führungskräfte.

Hauptsächliche Erkenntnisse:

  • Mitarbeiter beschrieben ihre missbräuchlichen Vorgesetzten als "harte Liebe", wenn diese als leistungsstark galten.
  • Weniger leistungsstarke missbräuchliche Vorgesetzte wurden häufiger als Täter eingestuft.
  • Angestellte erfolgreicher, aber missbräuchlicher Chefs glaubten an potenzielle Karriervorteile.
  • Diese Angestellten neigten weniger dazu, sich gegen leistungsstarke missbräuchliche Chefs aufzulehnen.

Die Forscher schlagen vor, dass Angestellte das harte Verhalten erfolgreicher Chefs positiv bewerten. Robert Lount, der die Studie leitete, erklärt, dass es Angestellten schwerfällt, Erfolg und Misshandlung miteinander in Verbindung zu bringen. Dadurch betrachten sie die Misshandlung als eine Form der Anleitung.

In einem Labor wurde eine Studie mit College-Studenten durchgeführt. Ihnen wurde gesagt, sie würden in Teams unter der Leitung eines MBA-Studenten an der Lösung eines Problems arbeiten. Einige der Studenten erhielten scharfe Nachrichten, die sie aufforderten, sich nicht zu blamieren und sich zu verbessern. Andere erhielten unterstützende Nachrichten, die sie einfach ermutigten.

Ein kurzer positiver Bericht ließ die Menschen den Anführer als weniger missbräuchlich wahrnehmen, obwohl die negativen Kommentare des Anführers unverändert blieben.

Diese Studie zeigt auf, warum manche Chefs, die ihre Mitarbeiter schlecht behandeln, lange in ihrer Position bleiben. Angestellte könnten das Fehlverhalten übersehen oder rechtfertigen, wenn der Chef gute Ergebnisse erzielt. Sie glauben womöglich, dass das Erdulden des schlechten Verhaltens ihre eigene Karriere fördert. Dies kann zu einem schädlichen Arbeitsumfeld führen, in dem Missbrauch ignoriert wird, weil die Mitarbeitenden denken, sie würden davon profitieren.

In echten Arbeitsumgebungen zeigen Mitarbeiter mehr Geduld mit einem anspruchsvollen Chef, wenn sie sich dadurch Chancen auf eine Beförderung erhoffen. Wenn der Chef jedoch wenig Erfolg hat und beleidigend ist, äußern sie schneller ihre Beschwerden.

Lount und sein Mitautor Bennett Tepper betonen, dass ihre Forschung keineswegs missbräuchliches Verhalten unterstützt. Eine Vielzahl von Studien hat gezeigt, dass Missbrauch sowohl für Mitarbeiter als auch für Organisationen schädlich ist. Tepper wies darauf hin, dass Chefs, die obwohl sie missbräuchlich sind erfolgreich sind, mit guten Führungstechniken noch besser abschneiden könnten.

Woohee Choi, eine weitere Mitautorin, hebt hervor, was die Studie für die heutige Arbeitswelt bedeutet. Einige schlechte Chefs erzielen trotz ihres Verhaltens gute Ergebnisse. Mitarbeiter zögern, diese Führungskräfte als missbräuchlich zu bezeichnen, da sie glauben, von deren Handlungen zu profitieren.

Manager sollten stets bedacht handeln. Gute Leistungen rechtfertigen kein schlechtes Verhalten gegenüber anderen. Mitarbeiter müssen verstehen, dass Missbrauch niemals toleriert wird, unabhängig davon, wie erfolgreich der Chef ist. Wesentlich ist, dass schlechtes Benehmen auch bei guten Führungsergebnissen keine Entschuldigung findet.

Diese Studie liefert wertvolle Erkenntnisse und verdeutlicht, wie komplex die Interaktionen am Arbeitsplatz sein können und welche schwierigen Entscheidungen die Mitarbeitenden treffen müssen. Da sich Arbeitsumfelder wandeln, müssen Unternehmen sichere Arbeitsumgebungen schaffen, in denen Missbrauch nie akzeptiert wird.

Die Studie wird hier veröffentlicht:

http://dx.doi.org/10.1016/j.obhdp.2024.104339

und seine offizielle Zitation - einschließlich Autoren und Zeitschrift - lautet

Robert B. Lount, Woohee Choi, Bennett J. Tepper. 'Abuser' or 'Tough Love' Boss?: The moderating role of leader performance in shaping the labels employees use in response to abusive supervision. Organizational Behavior and Human Decision Processes, 2024; 183: 104339 DOI: 10.1016/j.obhdp.2024.104339
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