Venedigs Tagestouristen-Gebühr: 2,2 Mio. Euro, aber keine Wirkung

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Durch Johannes Müller
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Venedig überfüllte Kanäle mit Gondeln Tagesausflug Steuer Schilder

BerlinVenedig hat in diesem Jahr an 29 Tagen, von 25. April bis Mitte Juli, eine Gebühr für Tagesbesucher eingeführt und dabei Wochenenden und Feiertage ins Visier genommen. Diese Maßnahme wurde wegen der Pandemie verschoben, erhielt aber die Unterstützung der UNESCO, um Venedig von der Liste der gefährdeten Welterbestätten fernzuhalten. Die Gebühr brachte 2,2 Millionen Dollar ein, doch die Meinungen über ihre Wirksamkeit gehen auseinander.

Die Abgabe wurde nicht für Gäste von Hotels in Venedig erhoben, da diese bereits eine Übernachtungssteuer zahlen. Es gab zudem einige weitere Ausnahmen:

  • Kinder unter 14 Jahren
  • Anwohner der Region
  • Studierende
  • Arbeitnehmer
  • Besucher, die ihre Verwandten besuchen

Stadtbeamte, darunter Tourismuschef Simone Venturini, planen, die Steuer beizubehalten und eventuell zu erhöhen. Es wird darüber nachgedacht, sie im nächsten Jahr auf 10 Euro zu verdoppeln.

Trotz der Androhung von Strafen wurden keine Bußgelder an Personen verhängt, die nicht zahlten. Die Zahl der täglichen Besucher lag zwischen 8.500 und 20.800. Die Stadtverwaltung führte das Fehlen von Bußgeldern auf einen "sanften Start" zurück. Kritiker meinten, dass dies zu weniger Zahlungen führte, da Besucher erkannten, dass sie keine Konsequenzen zu befürchten hatten.

Kritiker bemängeln, dass die Steuer das Leben in Venedig nicht verbessert hat. Straßen und Wassertaxis sind nach wie vor überfüllt. Sie schlagen Maßnahmen vor, um die Einwohner zurück in die Altstadt von Venedig zu locken, wo heute weniger Menschen leben als in früheren Jahren. Eine Idee ist, Kurzzeitvermietungen zu begrenzen. Aktuell gibt es mehr Unterkünfte für Touristen als Einwohner in der Altstadt, wo nur noch 50.000 Menschen leben.

Einige Menschen, wie der Einheimische Martini, befürchten, dass die Erhöhung der Gebühr auf 10 Euro Venedig weniger einladend machen könnte. Zudem wurden durch Proteste Bedenken hinsichtlich des elektronischen und Videoüberwachungssystems laut, das seit 2020 im Einsatz ist. Dieses System überwacht die Handydaten der Besucher und ist entscheidend für die Tourismussteuerung der Stadt. Die Demonstranten sorgen sich um den Datenschutz und die Verwendung persönlicher Daten.

Giovanni Di Vito, ein Einwohner Venedigs, der gegen die Touristenabgabe ist, sagte: „Das Zugangsticket ist eine große Ablenkung für die Medien, die nur über diese 5 Euro sprechen, die nächstes Jahr auf 10 Euro steigen werden.“ Er betonte, dass es Bedenken hinsichtlich der Überwachung der Bürger gibt, die seiner Meinung nach ignoriert werden.

Die geplante Steuer mag Einnahmen erzielen, doch sie löst nicht Venedigs grundlegende Probleme. Sie wird weder die Überfüllung eindämmen noch das Leben der Einheimischen verbessern. Um wirklich zu helfen, benötigt Venedig umfassendere Maßnahmen wie die Reduzierung von Kurzzeitvermietungen und die Förderung des dauerhaften Wohnens. Zudem sollte die Stadt bei der Nutzung von Überwachungstechnologien Vorsicht walten lassen und den Schutz der Privatsphäre ihrer Bürger wahren. Das Hauptziel sollte auf langfristige Lösungen, statt auf schnelle finanzielle Erträge, ausgerichtet sein.

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