Neue Studie: gezielte Hirnkreise könnten Nebenwirkungen moderner Adipositas-Medikamente mindern

Lesezeit: 3 Minuten
Durch Johannes Müller
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Illustration von Gehirnwegen zur Minderung der Nebenwirkungen von Adipositas-Medikamenten

BerlinForscher haben einen Weg gefunden, die Nebenwirkungen von gängigen Adipositas-Medikamenten zu vermindern. Die in Nature veröffentlichte Studie untersuchte den Zusammenhang zwischen dem Sättigungsgefühl nach dem Essen und dem Hirnareal, das Übelkeit steuert. Diese Erkenntnisse könnten helfen, neue Behandlungen zu entwickeln, die Gewichtsverlust ermöglichen, ohne dass Nebenwirkungen wie Übelkeit und Erbrechen auftreten.

Forscher des Monell Chemical Senses Center haben Neuronen im Gehirn entdeckt, die die Nahrungsaufnahme bei Tieren regulieren können, ohne Übelkeit zu verursachen. Diese Neuronen gehören zu zwei verschiedenen Gehirnkreisläufen, die durch dasselbe Medikament unterschiedlich beeinflusst werden. Im Mittelpunkt ihrer Untersuchung standen langwirksame GLP-1-Rezeptor-Agonisten, die bekannt dafür sind, Menschen beim Abnehmen zu helfen. Ein bekanntes Medikament dieser Art ist Semaglutid, das unter den Namen Ozempic® und Wegovy® verkauft wird.

Laut Weltgesundheitsorganisation litt 2022 jeder achte Mensch weltweit an Adipositas. Die Entwicklung wirksamer Medikamente gegen Adipositas ist von großer Bedeutung, doch Nebenwirkungen wie Übelkeit stellen eine erhebliche Herausforderung dar. Im Folgenden sind die Hauptbefunde der Studie aufgeführt:

  • Die Neuronen im Hinterhirn regulieren sowohl das Sättigungsgefühl als auch Übelkeit
  • Neuronen in der Area postrema reagieren stärker auf unangenehme, Übelkeit verursachende Reize
  • Neuronen im Nucleus tractus solitarius reagieren auf nährstoffreiche, Sättigung verursachende Reize

Mit spezieller Bildgebung untersuchten Forscher die Neuronen in lebenden Mäusen. Sie stellten fest, dass die meisten Neuronen entweder auf positive oder negative Reize reagieren, aber nicht auf beide. Bei der Aktivierung von Neuronen in einem bestimmten Gehirnareal fühlten sich die Mäuse satt, ohne Übelkeit zu empfinden. Die Aktivierung von Neuronen in einem anderen Bereich löste hingegen eine starke Abneigungsreaktion aus. Selbst wenn der Weg zur Übelkeit blockiert war, reduzierten Adipositas-Medikamente weiterhin die Nahrungsaufnahme der Mäuse.

Diese Studie legt nahe, dass der Nucleus Tractus Solitarius ein neues Ziel für Adipositas-Medikamente sein könnte. Solche Medikamente könnten Menschen helfen, Gewicht zu verlieren, ohne sich krank zu fühlen. Die Idee, die positiven Effekte von den unerwünschten Nebenwirkungen auf Gehirnebene zu trennen, könnte auch für andere Arzneimittel nützlich sein.

Amber L. Alhadeff, PhD, assistierendes Mitglied am Monell-Institut, zeigt sich optimistisch bezüglich der Ergebnisse. Die Studie wurde ebenfalls von Alisha A. Acosta, Misgana Y. Ghidewon, Aaron D. McKnight, Milena S. Almeida, Nathaniel T. Nyema, Nicholas D. Hanchak, Nisha Patel, Yenoukoume S. K. Gbenou, Kevin A. Bolding, Kuei-Pin Huang sowie der Kollaboratorin Alice E. Adriaenssens vom University College London unterstützt.

Die Forschung wurde von den National Institutes of Health, der American Heart Association, der New York Stem Cell Foundation, dem Klingenstein Fund, der Simons Foundation, den Pew Charitable Trusts, der National Science Foundation, dem Penn Institute for Diabetes, Obesity, and Metabolism sowie dem Monell Chemical Senses Center unterstützt. Das NIH stellte zudem einen Zuschuss für das in der Forschung verwendete Konfokalmikroskop bereit. Alhadeff ist mit der Abteilung für Neurowissenschaften von Penn Medicine verbunden.

Diese Entdeckung ist bedeutend für Menschen, die gegen Fettleibigkeit kämpfen. Wenn wir die positiven Effekte des Gewichtsverlusts ohne die negativen Nebenwirkungen nutzen können, könnten mehr Betroffene ihre Behandlungen durchhalten und bessere Ergebnisse erzielen. Diese Forschung ebnet den Weg für neue, einfachere und effektivere Adipositas-Behandlungen.

Die Studie wird hier veröffentlicht:

http://dx.doi.org/10.1038/s41586-024-07685-6

und seine offizielle Zitation - einschließlich Autoren und Zeitschrift - lautet

Kuei-Pin Huang, Alisha A. Acosta, Misgana Y. Ghidewon, Aaron D. McKnight, Milena S. Almeida, Nathaniel T. Nyema, Nicholas D. Hanchak, Nisha Patel, Yenoukoume S. K. Gbenou, Alice E. Adriaenssens, Kevin A. Bolding, Amber L. Alhadeff. Dissociable hindbrain GLP1R circuits for satiety and aversion. Nature, 2024; DOI: 10.1038/s41586-024-07685-6
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