Algorithmen revolutionieren das Verständnis der Erdbebenchronologie in der Cascadia-Subduktionszone
BerlinDie Cascadia-Subduktionszone im Nordwesten des Pazifiks ist bekannt dafür, starke Erdbeben und Tsunamis auszulösen. Das letzte große Erdbeben ereignete sich im Jahr 1700. Wissenschaftler arbeiten intensiv daran, herauszufinden, wann das nächste große Erdbeben eintreten könnte. Dafür untersuchen sie alte Erdbebenmuster in geologischen Aufzeichnungen, insbesondere Turbidite, das sind Schichten von Unterwasser-Erdrutschablagerungen. Eine neue Studie stellt jedoch infrage, ob Turbidite eine zuverlässige Methode zur Verfolgung vergangener Erdbeben sind.
Forscher der University of Texas at Austin haben die Genauigkeit von Turbiditenschichten als Aufzeichnungen vergangener Erdbeben hinterfragt. In ihrer Studie nutzten sie einen Algorithmus namens Dynamic Time Warping auf Turbiditenschichten, die bis zu 12.000 Jahre alt sind. Die Ergebnisse zeigten, dass die Korrelationen zwischen vielen Proben von Turbiditen nicht besser als zufällig waren. Die Erkenntnisse betonen die Notwendigkeit weiterführender Forschung und verbesserter Methoden zur Interpretation geologischer Daten.
Trübes Sediment am Meeresboden: Neue Erkenntnisse
Trübsedimente entstehen, wenn sich Sediment nach Unterwasser-Erdrutschen erneut am Meeresboden ablagert. Geologen dachten früher, dass durch Erdbeben verursachte Trübsedimentschichten in verschiedenen Meeresbodenproben übereinstimmen würden. Diese Studie widerlegt jedoch diese Annahme. Die Analyse zeigt, dass die meisten Trübsedimentschichten nicht eindeutig demselben Erdbebenereignis zugeordnet werden können.
Diese Studie verdeutlicht die Herausforderungen bei der Interpretation geologischer Aufzeichnungen. Turbidite können durch Erdbeben entstehen, aber auch durch Stürme, Überschwemmungen und andere Ereignisse verursacht werden. Mit Hilfe des Dynamic Time Warping-Algorithmus verglichen Forscher detailliert Turbiditproben und stellten fest, dass viele Ähnlichkeiten zufällig zu sein scheinen. Dies deutet darauf hin, dass ältere Methoden möglicherweise die Häufigkeit und die Lokalisation vergangener Erdbeben überschätzt haben.
Dynamische Zeitkrümmung: Ein unterschätztes Werkzeug in der Geologie
Die dynamische Zeitkrümmung ist eine nützliche Methode, die in der Geologie selten Anwendung findet. Sie bietet Forschern eine konsistente Möglichkeit, Daten zu vergleichen. Diese Methode überprüft, wie gut Daten von verschiedenen Proben übereinstimmen, selbst wenn ihre physischen Eigenschaften unterschiedlich sind. Das ist besonders wichtig, da Turbidite, eine Art Sediment, je nach Standort sehr unterschiedlich aussehen können. Die Ergebnisse des Algorithmus zeigen die Notwendigkeit, verschiedene Datentypen und Methoden zu nutzen, um Erdbebenzeitleisten zu verbessern.
Die Studie überprüfte ihre Ergebnisse mit Hilfe von künstlichen Daten, die ihre Genauigkeit bestätigten. Bei der Untersuchung von Turbiditschichten aus geologischen Proben waren die Übereinstimmungen größtenteils zufällig, abgesehen von Orten, die weniger als 15 Meilen voneinander entfernt lagen.
Die genaue Interpretation von Turbidit-Aufzeichnungen ist entscheidend für die Erdbebenvorsorge. Fehler bei der Auswertung dieser Aufzeichnungen können zu falschen Risikobewertungen führen. Deshalb müssen wir mithilfe besserer Methoden und vielfältigerer Daten diese Zeitlinien verbessern. Das Ziel ist es, neue Werkzeuge effektiv zu nutzen und deren Ergebnisse sorgfältig zu analysieren.
Diese Studie verändert unsere Einschätzung der Häufigkeit von Erdbeben in der Cascadia-Region kaum, unterstreicht jedoch die Notwendigkeit für Geowissenschaftler, ihre Methoden zu verfeinern und detailliertere Daten zu sammeln, um die Erdbebenrisiken der Vergangenheit und Zukunft in der Region präzise zu verstehen.
Die Studie wird hier veröffentlicht:
http://dx.doi.org/10.1130/B37343.1und seine offizielle Zitation - einschließlich Autoren und Zeitschrift - lautet
Nora M. Nieminski, Zoltán Sylvester, Jacob A. Covault, Joan Gomberg, Lydia Staisch, Ian W. McBrearty. Turbidite correlation for paleoseismology. Geological Society of America Bulletin, 2024; DOI: 10.1130/B37343.1Diesen Artikel teilen