Genetische Geheimnisse Nordafrikas: neue Erkenntnisse mit Genomik und KI
BerlinEine aktuelle Studie des Instituts für Evolutionsbiologie (IBE) und des UPF-Instituts für Evolutionsbiologie (CSIC-UPF) hat neue Erkenntnisse über die genetischen Wurzeln der Menschen in Nordafrika erbracht. Mithilfe von KI-Tools untersuchten die Forscher die Genome von 364 Personen aus verschiedenen nordafrikanischen Bevölkerungsgruppen. Die Studie zeigt, dass Araber und Imazighen (Berber) unterschiedliche genetische Hintergründe haben.
Wichtige Ergebnisse der Studie:
- Die Wurzeln der Imazighen-Bevölkerung reichen mehr als 20.000 Jahre bis in die Epipaläolithikum-Ära zurück.
- Die heutige arabische Bevölkerung in Nordafrika stammt hauptsächlich aus Migrationen im 7. Jahrhundert n. Chr. während der Arabisierungsperiode.
- Ein neues Computermodell, „Genetische Programmierung für Populationsgenetik“ (GP4PG), ermöglicht eine genauere Analyse.
- In Marokko gefundene menschliche Überreste aus der Zeit vor 22.000 Jahren könnten Vorfahren der heutigen Imazighen sein.
- Die Ankunft der Araber schuf ein genetisches Gefälle vom Nahen Osten nach Nordafrika.
Diese Studie hinterfragt die Vorstellung, dass Araber in Nordafrika seit der Jungsteinzeit ansässig sind. Es zeigt sich, dass die meisten arabischen Gene in Nordafrika aus einer jüngeren Zeit stammen, insbesondere aus dem 7. Jahrhundert n. Chr. Die Forschung verdeutlicht, wie die arabische Migration aus dem Nahen Osten die genetische Zusammensetzung der Region veränderte.
KI spielte eine entscheidende Rolle in dieser Studie. Das Forschungsteam entwickelte ein Modell namens GP4PG, das in der Lage ist, ganze Genome präziser zu analysieren. Dieses neue Verfahren stellt einen bedeutenden Fortschritt in der Populationsgenetik dar und hilft uns, die Bewegungsmuster besser zu verstehen, die die heutigen Populationen geprägt haben.
Nordafrika blickt auf eine lange Geschichte von Migrationen zurück, was zu einer vielfältigen genetischen Zusammensetzung geführt hat. Diese Studie beleuchtet die komplexe demografische Vergangenheit der Region und zeigt auf, wie verschiedene Migrationswellen die heutige genetische Struktur geprägt haben. Zudem wird hervorgehoben, dass die Bevölkerung der Imazighen ihre genetische Identität seit über 20.000 Jahren bewahrt hat.
Diese Untersuchung ist von großer Bedeutung für das Verständnis des genetischen Ursprungs Nordafrikas. Sie verdeutlicht, wie jüngste historische Ereignisse die heutigen Bevölkerungen beeinflusst haben. Ein bemerkenswertes Beispiel ist die Arabisierung Nordafrikas im 7. Jahrhundert, die das genetische Erbe der Region stark geprägt hat. Diese Erkenntnisse könnten eine neue Perspektive auf die kulturellen und historischen Veränderungen in dieser Gegend bieten.
Diese Studie bietet einen klareren Einblick in die genetische Geschichte Nordafrikas. Sie unterstreicht die Bedeutung fortschrittlicher computerbasierter Werkzeuge für das Verständnis der komplexen Populationsgenetik. Die Forschung beleuchtet die genetische Zusammensetzung von zwei bedeutenden Gruppen und ebnet den Weg für zukünftige Studien zur genetischen Vielfalt des Menschen in dieser Region.
Die Studie wird hier veröffentlicht:
http://dx.doi.org/10.1186/s13059-024-03341-4und seine offizielle Zitation - einschließlich Autoren und Zeitschrift - lautet
Jose M. Serradell, Jose M. Lorenzo-Salazar, Carlos Flores, Oscar Lao, David Comas. Modelling the demographic history of human North African genomes points to a recent soft split divergence between populations. Genome Biology, 2024; 25 (1) DOI: 10.1186/s13059-024-03341-4Diesen Artikel teilen