Neue Studie widerlegt den Mythos des 'Ökozids' auf der Osterinsel

Lesezeit: 2 Minuten
Durch Johannes Müller
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Üppige Osterinsel-Landschaft mit florierender Vegetation und Statuen.

BerlinEine jüngste Studie widerlegt die alte Annahme, dass die Bewohner der Osterinsel ihre eigene Umwelt zerstörten und dadurch den Untergang ihrer Gesellschaft verursachten. Die Osterinsel, auch als Rapa Nui bekannt, wurde etwa um 1200 n. Chr. von Polynesiern besiedelt. Berühmt sind sie vor allem für die Errichtung der gigantischen Moai-Statuen.

Wichtige Erkenntnisse der neuen Studie:

Forscher entdeckten Hinweise auf nachhaltige Praktiken. Die Bevölkerung überschritt vermutlich niemals einige tausend Personen. Steingärten spielten eine wesentliche Rolle. Die Studie wurde in Science Advances veröffentlicht.

Viele Jahre lang glaubte man, dass die Inselbewohner alle Bäume abholzten, die Seevögel töteten und den Boden ruinierten, was zum Zusammenbruch ihrer Gesellschaft führte. Schätzungen zufolge könnte die Bevölkerung bis zu 17.500 oder sogar 25.000 Menschen betragen haben. Eine neue Studie stellt jedoch diese Theorien infrage.

Über fünf Jahre hinweg untersuchte das Team sogenannte "Steingärten". Die Inselbewohner legten Steine über den Boden, um den Ackerbau zu verbessern. Diese Methode, die als lithische Mulchung bekannt ist, erleichterte den Anbau von Pflanzen unter schwierigen Bedingungen. Vor allem Süßkartoffeln, ein wichtiger Bestandteil ihrer Ernährung, wurden in diesen Gärten angebaut.

Mithilfe fortschrittlicher Satellitenbilder und maschinellem Lernen entdeckten Forscher rund 76 Hektar Felsgärten. Diese Gärten könnten etwa 2.000 Menschen ernähren, wenn sie nur Süßkartoffeln essen würden. Doch Untersuchungen von Knochen und anderen Quellen zeigen, dass 35% bis 45% ihrer Ernährung auch aus dem Meer stammten, zusammen mit weniger nahrhaften Nutzpflanzen wie Bananen, Taro und Zuckerrohr. Dies deutet darauf hin, dass die Bevölkerung etwa 3.000 Menschen umfasst haben könnte, was der Zahl entspricht, die die Europäer bei ihrer Ankunft im Jahr 1722 beobachteten.

Dylan Davis von der Columbia Climate School, Hauptautor der Studie, erklärte, dass die Bevölkerungszahl kleiner war als bisher angenommen. Die Siedler konnten auf der Insel überleben, indem sie ihre Umgebung geschickt anpassten, um ihre Bedürfnisse zu erfüllen.

Osterinsel: Abgeschieden und herausfordernd

Die Osterinsel zählt zu den abgelegensten bewohnten Orten der Welt. Sie liegt etwa 3.500 Kilometer von der chilenischen Küste und 5.100 Kilometer von den Cookinseln entfernt. Die Insel besteht hauptsächlich aus vulkanischem Gestein. Im Vergleich zu Hawaii oder Tahiti sind die Lebensbedingungen hier härter. Aufgrund der steilen Meeresklippen mussten die Inselbewohner große Anstrengungen unternehmen, um an Meeresressourcen zu gelangen. Die Steingärten spielten dabei eine bedeutende Rolle, um mit diesen Herausforderungen umzugehen.

Carl Lipo, Archäologe der Binghamton University, erklärte, dass die weit verbreitete Vorstellung eines „Zusammenbruchs“ nicht durch neue Beweise gestützt wird. Seth Quintus von der University of Hawaii ist ebenfalls der Meinung, dass Rapa Nui zeigt, wie Menschen sich an schwierige Bedingungen anpassen und überleben können.

Die Insel beherbergt rund 8.000 Einwohner und zieht jährlich etwa 100.000 Touristen an. Obwohl die meisten Lebensmittel von außerhalb importiert werden, bauen einige Einheimische nach wie vor auf traditionelle Weise Süßkartoffeln an, besonders während der Covid-19-Lockdowns, als die Lebensmittelversorgung eingeschränkt war. Zwar wenden wenige Menschen moderne Anbaumethoden an, doch sind diese schlecht für den Boden, da sie ihn auslaugen.

Die Studie wurde von Robert DiNapoli von der Binghamton University, Gina Pakarati, einer unabhängigen Forscherin von Rapa Nui, und Terry Hunt von der University of Arizona verfasst.

Die Studie wird hier veröffentlicht:

http://dx.doi.org/10.1126/sciadv.ado1459

und seine offizielle Zitation - einschließlich Autoren und Zeitschrift - lautet

Dylan S. Davis, Robert J. DiNapoli, Gina Pakarati, Terry L. Hunt, Carl P. Lipo. Island-wide characterization of agricultural production challenges the demographic collapse hypothesis for Rapa Nui (Easter Island). Science Advances, 2024; 10 (25) DOI: 10.1126/sciadv.ado1459
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