Faktenchecks können Vertrauen in seriöse Nachrichten schwächen: Studie zeigt unerwartete Folgen

Lesezeit: 2 Minuten
Durch Hans Meier
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Megafon, das eine Ziegelwand mit der Aufschrift "Vertrauensnachrichten" zerbricht.

BerlinDer Versuch, Fehlinformationen durch Faktenchecks oder Medienbildung zu bekämpfen, kann dazu führen, dass Menschen zuverlässige Nachrichten skeptischer betrachten. Eine UZH-Studie, die Online-Befragungen in den USA, Polen und Hongkong durchführte, verdeutlicht dieses Problem. Große Ereignisse wie die Erstürmung des Kapitols, Impfzögerungen während der COVID-19-Pandemie und der Ukraine-Krieg haben die Besorgnis über die Schäden durch "Fake News" verstärkt.

Die Untersuchung ergab, dass nur wenige Menschen täglich auf falsche Informationen stoßen. Doch die Sorgen über deren Auswirkungen haben zuletzt zugenommen. Deswegen nehmen Faktenprüfungsmaßnahmen zu. Große Nachrichtenorganisationen wie BBC und CNN haben nun routinemäßige Faktenchecks integriert. Zudem gibt es vermehrt Kampagnen zur Medienkompetenz, um den Menschen beizubringen, wie sie Wahrheit von Falschheit unterscheiden können.

Forscher der Universitäten Zürich, Kalifornien und Warschau führten drei Online-Umfragen mit insgesamt 6.127 Teilnehmern durch. Dabei prüften sie die Wirksamkeit dreier aktueller Strategien zur Bekämpfung von Fehlinformationen:

  • Faktenchecks
  • Medienkompetenzinitiativen
  • Spezialisierte Nachrichtenberichterstattung

Sie untersuchten traditionelle Strategien und verglichen sie mit drei neuen Ansätzen. Die neuen Methoden zielten darauf ab, kritisches Denken über Informationen zu fördern, ohne zu viel Skepsis zu erzeugen. Eine der neuen Strategien legte den Schwerpunkt auf das Erkennen politischer Voreingenommenheit in der Nachrichtenberichterstattung, anstatt nur zu entscheiden, ob die Nachrichten wahr oder falsch sind.

Die Untersuchung brachte erstaunliche Ergebnisse zutage. Sowohl alte als auch neue Methoden zur Aufklärung von Mythen führten zu mehr Skepsis. Diese Zweifel betrafen auch wahre Informationen aus verlässlichen Quellen. Die neuen Methoden schnitten kaum besser ab als die alten; sie halfen zwar geringfügig, Wahrheit von Lüge zu unterscheiden, erhöhten jedoch insgesamt die allgemeine Skepsis.

Emma Hoes, Politikwissenschaftlerin an der UZH, erklärte, dass das Sprechen über Falschmeldungen das Vertrauen in verlässliche Nachrichtenquellen untergraben kann. Faktengestützte und zuverlässige Nachrichten sind entscheidend für das Funktionieren von Demokratien. In vielen westlichen Ländern sind solche Nachrichten immer noch häufiger als Fehlinformationen. Hoes betonte die Wichtigkeit, falsche Überzeugungen zu verringern, ohne dabei das allgemeine Misstrauen zu stärken.

Forscher betonen die Notwendigkeit, unsere Strategien im Kampf gegen Falschinformationen zu überdenken. Es ist entscheidend, detaillierte Pläne zu entwickeln und den Menschen beizubringen, kritisch über ihre Informationsquellen nachzudenken. Dabei dürfen wir jedoch nicht zulassen, dass dadurch das Vertrauen in verlässliche Informationen und vertrauenswürdige Quellen erschüttert wird.

Große Ereignisse und verstärkte Faktenprüfung verdeutlichen, wie schwer es ist, der Verbreitung von Falschinformationen entgegenzuwirken. Die Studie zeigt, dass diese Bemühungen Nebenwirkungen haben können. Menschen könnten misstrauischer werden, selbst gegenüber wahrheitsgemäßen Informationen. Die Herausforderung besteht darin, Wege zu finden, die Öffentlichkeit zu informieren, ohne das Vertrauen in zuverlässige Nachrichtenquellen zu erschüttern.

Die Studie wird hier veröffentlicht:

http://dx.doi.org/10.1038/s41562-024-01884-x

und seine offizielle Zitation - einschließlich Autoren und Zeitschrift - lautet

Emma Hoes, Brian Aitken, Jingwen Zhang, Tomasz Gackowski, Magdalena Wojcieszak. Prominent misinformation interventions reduce misperceptions but increase scepticism. Nature Human Behaviour, 2024; DOI: 10.1038/s41562-024-01884-x
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