Geheimnis der in Häusern Iberiens begrabenen Säuglinge durch Milchzahnforschung enthüllt
BerlinEine neue Studie zeigt, dass viele Neugeborene, die in iberischen Häusern begraben wurden, an natürlichen Ursachen starben und nicht durch rituelle Praktiken. Durch den Einsatz fortschrittlicher Methoden konnten Forscher die genauen Zeiten der Geburt und des Todes dieser Säuglinge bestimmen und lieferten so neue Erkenntnisse über die alte iberische Gesellschaft.
Ein Forschungsteam der Universitat Autònoma de Barcelona arbeitete mit anderen Gruppen zusammen, um Milchzähne zu untersuchen. Mit einer speziellen Methode analysierten sie die sogenannte Neonatallinie in den Zähnen. Dies half ihnen dabei, Folgendes herauszufinden:
Der genaue Zeitpunkt der Geburt eines Kindes, das Alter zum Zeitpunkt des Todes und ob die Neugeborenen tot zur Welt kamen oder kurz nach der Geburt starben, sind entscheidende Faktoren.
Die Untersuchung ergab, dass fast die Hälfte der Säuglinge um die Geburtszeit starben, hauptsächlich aufgrund von Komplikationen während der Geburt oder einer frühzeitigen Geburt. Dies widerspricht früheren Annahmen, dass diese Bestattungen mit Kindstötungen oder Opferpraktiken in bestimmten alten Kulturen in Verbindung stehen könnten.
Optische Mikroskopie und Synchrotronlicht ermöglichen es, Wachstumslinien in Zähnen zu erkennen, die vor der Geburt entstehen. Diese Linien zeigen Stressereignisse wie die Geburt und helfen Forschern festzustellen, ob ein Säugling nach der Geburt geatmet hat. Diese Methode hat geholfen, die Todesursachen dieser Säuglinge zu verstehen und die hohe Säuglingssterblichkeitsrate während der Iberischen Periode aufzuzeigen.
Diese Erkenntnisse liefern nicht nur Wissen über jeden einzelnen Todesfall, sondern geben auch Aufschluss darüber, wie die Gesellschaft auf der Iberischen Halbinsel ihre Verstorbenen bestattete. Vor dieser Untersuchung fiel Wissenschaftlern auf, dass sie selten die Überreste von Säuglingen, die älter als zwei Monate waren, fanden. Dies führte zu der Annahme, dass bestimmte Bestattungsrituale dafür verantwortlich sein könnten. Die Studie legt nun nahe, dass Säuglinge, die das frühe Neugeborenenalter überlebten, möglicherweise anders bestattet wurden.
Forschungen zeigen, dass in den Gesellschaften der Iberischen Halbinsel verstorbene Säuglinge oft in Häusern begraben wurden. Dies könnte eine besondere Art gewesen sein, diese kurzen Leben zu ehren oder den familiären Verlust zu betrauern. Es bietet uns einen tieferen Einblick in ihre Bräuche bezüglich Leben und Tod.
Durch den Einsatz sorgfältiger wissenschaftlicher Methoden zur Untersuchung alter Bevölkerungsgruppen kann sich unser Verständnis über antike Gesellschaften verändern. Indem sie zeigen, wie Zahnspuren mit dem Leben oder Sterben verbunden sind, können Wissenschaftler ein klareres Bild des täglichen Lebens und der kulturellen Gewohnheiten in vergangenen Zivilisationen vermitteln.
Die Studie wird hier veröffentlicht:
http://dx.doi.org/10.1016/j.jas.2024.106088und seine offizielle Zitation - einschließlich Autoren und Zeitschrift - lautet
Ani Martirosyan, Carolina Sandoval-Ávila, Javier Irurita, Judith Juanhuix, Nuria Molist, Immaculada Mestres, Montserrat Durán, Natàlia Alonso, Cristina Santos, Assumpció Malgosa, Judit Molera, Xavier Jordana. Reconstructing infant mortality in Iberian Iron Age populations from tooth histology. Journal of Archaeological Science, 2024; 171: 106088 DOI: 10.1016/j.jas.2024.106088Diesen Artikel teilen