Hepatitis-E-Viren: neue Bedrohung für Nervenzellen und mögliche Ursache neurologischer Erkrankungen

Lesezeit: 2 Minuten
Durch Johannes Müller
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Virionen, die mit menschlichen Nervenzellen interagieren.

BerlinHepatitis-E-Viren (HEV) sind vor allem dafür bekannt, Leberprobleme zu verursachen. Neueste Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass sie auch Nervenzellen befallen können. Ein Forscherteam der Ruhr-Universität Bochum unter der Leitung von Michelle Jagst, Professor Eike Steinmann und Dr. Barbara Gisevius hat ein neues Zellmodell entwickelt, um dies zu erforschen. Sie fanden heraus, dass HEV direkt in Nervenzellen eindringen kann, die nur eine schwache Immunreaktion aufweisen.

Diese Untersuchung ist von Bedeutung, da bis zu 11 Prozent der Patienten mit neurologischen Erkrankungen wie dem Guillain-Barré-Syndrom HEV-Antikörper oder -Infektionen aufweisen. Die wichtigsten Ergebnisse der Studie sind:

  • Nervenzellen sind aufgrund einer schwachen Immunantwort nicht in der Lage, sich wirksam gegen HEV zu verteidigen.
  • Der Virus verursacht physische Veränderungen in den Strukturen der Nervenzellen und verkürzt die Neuronenprojektionen.
  • Diese morphologischen Veränderungen ähneln denjenigen, die bei anderen Viruserkrankungen beobachtet werden.

Die Untersuchung der Auswirkungen des HEV-Virus auf Nervenzellen ist von großer Bedeutung. Sie zeigt, dass Gehirnerkrankungen bei Patienten möglicherweise direkt durch das Virus und nicht nur durch die Immunreaktion des Körpers verursacht werden. Dieses Wissen könnte bei der Entwicklung künftiger Behandlungen und Lösungen hilfreich sein.

HEV gilt als Hauptursache für akute virale Leberinfektionen weltweit und führt jährlich zu etwa 70.000 Todesfällen. Besonders gefährdet sind Menschen mit geschwächtem Immunsystem, wie Transplantationspatienten oder HIV-Infizierte, sowie Schwangere, da das Virus bei ihnen zu einer chronischen Erkrankung werden kann.

Die Studie hebt hervor, dass ein spezifischer Impfstoff oder eine Behandlung für das HEV dringend benötigt wird, da sie bisher nicht verfügbar sind. Dies unterstreicht die Bedeutung des Verständnisses darüber, wie virale Infektionen verschiedene Teile des Körpers beeinflussen können und nicht nur ihre Hauptangriffsziele.

Diese Erkenntnisse werfen zahlreiche Fragen auf. Warum werden Nervenzellen so stark von HEV beeinflusst? Könnten wir durch das Studium ihrer schwachen Immunantwort neue Behandlungsmethoden finden? Zukünftige Studien könnten Nervenzellen von gesunden Personen mit denen von HEV-Infizierten vergleichen, um Schutzmöglichkeiten zu entdecken.

Das Forscherteam der Ruhr-Universität Bochum hat unser Verständnis des Hepatitis-E-Virus vertieft. Die Studie verdeutlicht zudem, wie entscheidend die interdisziplinäre Zusammenarbeit ist, um komplexe Virusmechanismen zu entschlüsseln. Diese Erkenntnisse sind essenziell, um die Auswirkungen häufiger Infektionen wie Hepatitis E zu mindern.

Die Studie wird hier veröffentlicht:

http://dx.doi.org/10.1073/pnas.2411434121

und seine offizielle Zitation - einschließlich Autoren und Zeitschrift - lautet

Michelle Jagst, André Gömer, Sanja Augustyniak, Mara Klöhn, Adriana Rehm, Rainer G. Ulrich, Verian Bader, Konstanze F. Winklhofer, Yannick Brüggemann, Ralf Gold, Barbara Gisevius, Daniel Todt, Eike Steinmann. Modeling extrahepatic hepatitis E virus infection in induced human primary neurons. Proceedings of the National Academy of Sciences, 2024; 121 (47) DOI: 10.1073/pnas.2411434121
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