Unabhängige Jungstare: Migration ohne ältere Vorbilder enthüllt

Lesezeit: 2 Minuten
Durch Johannes Müller
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Schwarm von Staren, die unabhängig über den Himmel fliegen.

BerlinJunge Stare ziehen ohne die Hilfe älterer Vögel in ihre Winterquartiere. Eine neue Studie, die alte Experimente erneut untersuchte und neue Daten hinzufügte, bestätigte dies. Forscher vom Niederländischen Institut für Ökologie und der Schweizerischen Vogelwarte untersuchten ein 'Displacement'-Experiment des Biologen Albert Perdeck aus den 1950er und 1960er Jahren erneut. Ihre Ergebnisse wurden in Biology Letters veröffentlicht.

Albert Perdeck versetzte viele Stare von den Niederlanden nach Spanien und in die Schweiz, um zu untersuchen, wie sie ihre Migrationsrouten finden. Junge Stare, die nicht an den neuen Ort gewöhnt waren, flogen weiterhin in ihre ursprüngliche südwestliche Richtung und landeten schließlich in Südfrankreich und Spanien. Erwachsene Stare, die sich der neuen Standorte bewusst waren, änderten ihre Routen, um die üblichen Winterquartiere auf den Britischen Inseln und in Frankreich zu erreichen.

Wichtige Erkenntnisse aus der Studie

  1. Junge Stare migrieren eigenständig.
  2. Erwachsene Stare passen ihre Routen bei einer Verlagerung an.
  3. Stare orientieren sich nicht am Zugverhalten anderer Vogelarten.

Das niederländische Zentrum für Vogelzug und Demographie und Vogelwarte Sempach nutzen weiterhin Metallringe mit einzigartigen Codes zur Identifizierung von Vögeln. Das Team untersuchte alte Daten und verglich sie mit den Bewegungen lokaler Stare in der Schweiz und in Spanien. Dabei stellten sie fest, dass Stare, die an neue Orte zogen, den lokalen Vögeln nicht folgten oder deren Migrationsgewohnheiten kopierten.

Stare sind gesellige Vögel, doch ihre Zugrouten erlernen sie nicht von ihren Artgenossen. Die neue Studie zeigt, dass Stare alleine unterwegs sind. Selbst in der Nacht orientieren sie sich nicht am Verhalten anderer Vögel.

Mehrere Gründe machen dies bedeutsam. Zum einen wird eine langjährige wissenschaftliche Frage beantwortet: Viele Forscher vermuteten, dass junge Stare sich örtlichen Schwärmen anschließen und deren Zugrouten folgen könnten. Zum anderen verdeutlicht die Studie, wie wichtig es ist zu verstehen, ob das Zugverhalten angeboren oder erlernt ist. Angesichts der Veränderungen des globalen Klimas und der Landnutzung ist es essenziell zu wissen, wie Vögel ihren Weg finden.

Erlerntes Verhalten kann sich schnell ändern und hilft Tieren, sich anzupassen. Vererbtes Verhalten ist weniger anpassungsfähig und könnte für Stare problematisch sein. Diese Vögel kommen in menschennahen Gebieten gut zurecht, doch ihre festgelegten Zuggewohnheiten könnten langfristig Schwierigkeiten bereiten.

Diese Studie erweitert unser Verständnis der Vogelmigration. Es ist beeindruckend zu sehen, wie alte Experimente mit neuen Daten neu interpretiert werden können, um langjährige Fragen zu beantworten. Die Zusammenarbeit zwischen dem NIOO-KNAW und der Vogelwarte Sempach zeigt, wie historische Daten genutzt werden können, um neue Erkenntnisse zu gewinnen.

Diese Erkenntnisse werden unser Wissen über den Vogelzug verschiedener Arten erweitern. Sie können auch dabei helfen, Schutzmaßnahmen besser zu planen, da wir vorhersagen können, wie die Vögel auf Umweltveränderungen reagieren werden. Weitere Untersuchungen dieser Art werden unser Verständnis für das Verhalten von Zugvögeln vertiefen.

Die Studie wird hier veröffentlicht:

http://dx.doi.org/10.1098/rsbl.2024.0217

und seine offizielle Zitation - einschließlich Autoren und Zeitschrift - lautet

Morrison T. Pot, Marcel E. Visser, Barbara Helm, Jan A. C. von Rönn, Henk P. van der Jeugd. Revisiting Perdeck's massive avian migration experiments debunks alternative social interpretations. Biology Letters, 2024; 20 (7) DOI: 10.1098/rsbl.2024.0217
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