23 Verdächtige nach Lynchmord an blasphemie-beschuldigtem in Pakistan festgenommen

Lesezeit: 2 Minuten
Durch Hans Meier
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Verlassene Straße in Madyan mit geparkten Polizeiautos.

BerlinPakistani policemen haben 23 Personen angeklagt, die an der Tötung eines Mannes beteiligt waren, der der Blasphemie beschuldigt wurde. In Madyan griff ein Mob eine Polizeiwache an, weil sie forderten, dass Muhammad Salman, der angeblich Seiten des Korans verbrannt hatte, ausgeliefert wird. Der Mob tötete Salman öffentlich und verbrannte seine Leiche.

In Pakistan sind Anschuldigungen wegen Blasphemie keine Seltenheit. Das Gesetz sieht vor, dass Beleidigungen des Islam oder seiner Persönlichkeiten mit der Todesstrafe geahndet werden können. Obwohl der Staat noch niemanden wegen Blasphemie hingerichtet hat, führen diese Anschuldigungen häufig zu Gewalt.

Regionale Polizeichef Mohammad Ali Gandapur erklärte:

  • 23 Verdächtige wurden festgenommen
  • Weitere Durchsuchungen laufen
  • Die Bemühungen zur Verhaftung aller Beteiligten dauern an

Salman befand sich in einem Hotel in Madyan. Die Polizei nahm ihn zum Schutz in Gewahrsam, nachdem er der Blasphemie beschuldigt worden war. Während der Vernehmung versammelte sich eine wütende Menge vor der Polizeistation und forderte die sofortige Bestrafung Salmans.

Die Polizei erklärte der Menge, dass Salman vor Gericht gestellt würde, wenn er schuldig sei, doch dies beruhigte sie nicht. Die Menge stürmte die Polizeiwache, verletzte einige Beamte, befreite Salman aus der Polizeigewahrsam und tötete ihn.

Letalicher Angriff in Punjab: 72-jähriger Christ tödlich verletzt

Letzten Monat wurde in der östlichen Punjab-Provinz ein 72-jähriger Christ von einer Gruppe Menschen angegriffen. Sie behaupteten, er habe Seiten aus dem Koran beschädigt. Der Mann erlag später im Krankenhaus seinen Verletzungen.

Pakistani Beamte werden aufgefordert, der Massen­gewalt Einhalt zu gebieten. Sie bemühen sich, alle Beteiligten des jüngsten Vorfalls zu fassen. Die Regierung steht oft in der Kritik, weil sie solche gewalttätigen Zwischenfälle nicht verhindert.

Pakistans Blasphemiegesetze sind äußerst streng: Sie sehen die Todesstrafe für Beleidigungen des Islams vor. Trotz der Schärfe haben die Behörden bislang niemanden hingerichtet. Trotzdem können schon Anschuldigungen wegen Blasphemie öffentliche Gewalt auslösen.

Polizei und Regierungsvertreter betonen immer wieder, wie wichtig gerechte Prozesse sind. Sie fordern die Menschen auf, den Gerichten ihre Arbeit zu überlassen. Dennoch gibt es manchmal Gruppen, die das Gesetz in die eigenen Hände nehmen, bevor irgendein juristischer Schritt erfolgt ist.

Salman’s Tod zeigt die Gefahren von Blasphemievorwürfen in Pakistan. Trotz der Bemühungen der Polizei ist Gewalt durch Menschenmengen weiterhin ein großes Problem. Einige Personen wurden verhaftet, aber ob dies zukünftige Vorfälle verhindert, bleibt unklar. Pakistans Blasphemiegesetze sind weiterhin sowohl im Inland als auch international umstritten.

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