Türkei und Syriens Annäherung: Folgen für die regionale Stabilität

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Durch Ernst Müller
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Flaggen von Syrien, der Türkei, Russland und Irak sind miteinander verbunden.

BerlinIm Dezember 2022 trafen sich die Verteidigungsminister der Türkei, Syriens und Russlands in Moskau. Dies war das erste hochrangige Treffen zwischen der Türkei und Syrien seit 2011. Russland hatte diese Gespräche gefördert und zuvor bereits Treffen zwischen syrischen und türkischen Vertretern organisiert. Frühere Gespräche waren jedoch gescheitert, weil Syrien die türkische Präsenz im Nordwesten Syriens offen kritisiert hatte.

Russland nimmt die Gespräche wieder auf und nun unterstützt auch Irak. Irak steht sowohl der Türkei als auch Syrien nahe und hat zuvor Konflikte zwischen Saudi-Arabien und Iran beigelegt.

Was jedes Land von diesen Gesprächen erwartet:

  • Türkei: Verringerung der anti-syrischen Stimmung im Land. Mögliche Rückkehr von 3,6 Millionen syrischen Flüchtlingen. Sicherheitsbedenken in Nordostsyrien angehen.
  • Syrien: Beendigung der politischen Isolation in der Region. Wirtschaftliche Vorteile durch wiederhergestellte diplomatische Beziehungen und reibungsloseren Handel.

Aron Lund, Forscher des Century International Think Tanks, vermutet, dass der Irak den Druck der Türkei zur Bekämpfung der PKK verringern möchte. Die PKK ist eine kurdische Gruppe, die von der Türkei als Bedrohung betrachtet wird. Durch diesen Schritt könnte der Irak versuchen, die Beziehungen zur Türkei zu verbessern und eine türkische Militäraktion zu vermeiden.

Die aktuelle politische Lage beeinflusst diese Diskussionen erheblich. Der Krieg in Gaza ruft Besorgnis über eine mögliche Eskalation in der Region hervor. Ozgur Unluhisarcikli, Experte für türkische Angelegenheiten, erklärt, dass beide Länder aufgrund der Auswirkungen des Krieges möglicherweise neue Allianzen suchen könnten.

Auch wirtschaftliche Faktoren spielen eine Rolle. Joseph Daher, ein schweizerisch-syrischer Forscher, betonte, dass der Handel zwischen der Türkei und Syrien nie völlig zum Erliegen kam, sondern jetzt durch Mittelsmänner abgewickelt wird. Die Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen könnte den Handel offiziell und reibungsloser gestalten.

Analysten sind sich einig, dass die Gespräche nicht dazu führen werden, dass sich die Türkei vollständig aus Nordwest-Syrien zurückzieht, wie es Damaskus wünscht. Aron Lund betont, dass die Türkei und Syrien zwar gemeinsame Interessen haben, aber auch große Meinungsverschiedenheiten und ungelöste Probleme, die selbst kleine Vereinbarungen verzögern könnten. Er weist zudem darauf hin, dass sowohl Erdogan als auch Assad auf das Ergebnis der US-Wahlen warten könnten, da dies die amerikanische Politik in der Region beeinflussen und somit Entscheidungen zwischen der Türkei und Syrien beeinträchtigen könnte.

Türkei und Syrien streben kurzfristige politische und wirtschaftliche Vorteile an. Die Türkei möchte ihre Flüchtlingsprobleme und Sicherheitsfragen bewältigen, während Syrien seine Isolation beenden und die Wirtschaft verbessern will. Irak vermittelt dabei, um seine eigenen regionalen Herausforderungen zu managen. Der Konflikt in Gaza übt zusätzlichen Druck aus und führt dazu, dass diese Länder ihre Standpunkte überdenken. Doch Misstrauen und widersprüchliche Interessen könnten den Fortschritt verlangsamen. Die Lage bleibt instabil und wird durch globale politische Veränderungen, wie amerikanische Entscheidungen nach Wahlen, beeinflusst.

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