Wissenschaftler entdecken ringförmige Anomalie im Erdkern und entschlüsseln Dynamik des Magnetfeldes.
BerlinForscher der Australian National University (ANU) haben eine Zone in der flüssigen Erdkernschicht entdeckt, die sich in mehreren tausend Kilometern Tiefe befindet. Diese Region tritt nur in niedrigen Breitengraden nahe des Äquators auf und spielt eine entscheidende Rolle für das Verständnis des Erdmagnetfeldes.
Die Erde besteht aus zwei Kernschichten:
- Der innere Kern, der fest ist
- Der äußere Kern, der flüssig ist
Der Kern ist von dem festen Mantel umgeben. Eine ringförmige Region befindet sich an der Oberseite des äußeren Kerns, dort, wo er auf den Mantel trifft. Aufgrund ihrer niedrigen seismischen Wellengeschwindigkeiten, die sich stark vom Rest des flüssigen Kerns unterscheiden, blieb diese einzigartige Form bis jetzt unentdeckt.
Das ANU-Team unter der Leitung von Professor Hrvoje Tkalčić entdeckte diese Anomalie durch eine neue Methode. Anstatt die seismischen Wellen direkt nach einem Erdbeben zu untersuchen, analysierten sie die Wellen erst Stunden später. Dies ermöglichte ihnen eine klarere Sicht und zeigte langsamere seismische Geschwindigkeiten im verborgenen Bereich.
Leichte chemische Elemente könnten zu langsameren seismischen Geschwindigkeiten beitragen. Diese Elemente und Temperaturunterschiede beeinflussen die Bewegung von flüssigem Eisen und Nickel im äußeren Kern, was entscheidend für die Entstehung des Erdmagnetfelds ist. Dieses schützt unseren Planeten vor schädlichen Sonnenwinden und Strahlung.
Unsere Wahrnehmung der Zusammensetzung und Dynamik des äußeren Kerns wird durch das Verständnis dieses torusförmigen Bereichs verändert. Folgende Punkte heben dessen Auswirkungen hervor:
- Erhöhte Konzentration leichter chemischer Elemente im äußeren Kern
- Verbessertes Verständnis der Temperaturunterschiede und ihrer Effekte
- Potenzial für tiefere Einblicke in die Entstehung des Erdmagnetfeldes
Diese Erkenntnisse deuten darauf hin, dass weitere interdisziplinäre Forschung notwendig ist. Disziplinen wie Seismologie, Mineralphysik, Geomagnetismus und Geodynamik müssen zusammenarbeiten, um die Geheimnisse des äußeren Kerns vollständig zu entschlüsseln.
Die Erörterung dieses Themas bietet neue Einblicke in das Erdmagnetfeld, das unerlässlich ist, um das Leben auf der Erde vor kosmischen Gefahren zu schützen. Das Verständnis der Zusammensetzung des äußeren Kerns könnte uns dabei helfen, vorherzusagen, ob das Magnetfeld schwächer wird, was gefährlich für alle Lebewesen sein könnte.
Diese Entdeckung erweitert unser Verständnis des Erdinneren und regt zu weiteren Forschungen in der Planetenwissenschaft an. Die Erkenntnisse sind nicht nur für die Erde bedeutsam, sondern könnten auch Aufschluss über die Magnetfelder anderer Planeten geben und unser Wissen über das Universum vertiefen.
Die Studie wird hier veröffentlicht:
http://dx.doi.org/10.1126/sciadv.adn5562und seine offizielle Zitation - einschließlich Autoren und Zeitschrift - lautet
Xiaolong Ma, Hrvoje Tkalčić. Seismic low-velocity equatorial torus in the Earth’s outer core: Evidence from the late–coda correlation wavefield. Science Advances, 2024; 10 (35) DOI: 10.1126/sciadv.adn5562Diesen Artikel teilen