Polen zwingt ukrainische Flüchtlingskinder nach Jahren zurück in den Präsenzunterricht
BerlinMit Beginn des neuen Schuljahres führten polnische Gesetzgeber eine Vorschrift ein, die ukrainische Flüchtlingskinder dazu verpflichtet, den Präsenzunterricht zu besuchen. Dies stellt eine erhebliche Veränderung nach Jahren des Fernunterrichts dar. Zuvor absolvierten viele ukrainische Kinder in Polen ihre ukrainischen Schulaufgaben online, ohne örtliche Schulen zu besuchen. Die neue Regel setzt nun eine Schulpflicht durch. Falls die Familien dem nicht nachkommen, könnten sie eine monatliche Zahlung von 800 Zloty (ca. 200 Dollar) für jedes Kind unter 18 Jahren verlieren.
Das polnische Bildungsministerium hat entschieden, dass die Schüler des letzten Schuljahres ihr bisheriges Curriculum beibehalten können. Diese Schüler bereiten sich auf ihre Abschlussprüfungen im Frühling vor und eine Änderung wäre zu herausfordernd. Alle anderen Schüler müssen jedoch in das polnische Schulsystem integriert werden.
Wichtige Punkte im Überblick:
- Pflicht zur persönlichen Schulteilnahme für ukrainische Flüchtlingskinder.
- Gefahr, den monatlichen Bonus von 800 Zloty (200 USD) bei Nichtbeachtung zu verlieren.
- Abschlussklässler sind von dieser Regelung ausgenommen.
Das Ziel ist es, zu verhindern, dass Kinder in ihrer Bildung zurückbleiben. Jędrzej Witkowski, Leiter des Polnischen Zentrums für Bürgerschaftliche Bildung, erklärt, dass die Fortsetzung des Fernunterrichts es schwierig macht, den Lernfortschritt der Schüler zu kontrollieren und sicherzustellen, dass sie die Schule nicht abbrechen. Witkowski betonte, dass der Online-Unterricht während der anfänglichen Krise hilfreich war, nun aber ein stabileres System erforderlich sei.
Internationale Organisationen wie UNICEF und UNHCR sind besorgt. Sie berichten, dass etwa 150.000 ukrainische Kinder in Polen nicht zur Schule gehen. In Ländern wie Deutschland und Italien besteht hingegen Schulpflicht für Flüchtlingskinder.
Polens Premierminister Donald Tusk betonte die Bedeutung der Integration von ukrainischen Kindern in das polnische Bildungssystem, um soziale Probleme zu vermeiden. Er hob hervor, dass diese Kinder genauso behandelt werden sollten wie polnische, da viele ukrainische Familien möglicherweise lange Zeit oder sogar dauerhaft in Polen bleiben könnten.
Das neue Mandat könnte vielfältige Auswirkungen haben. Es zielt darauf ab, den ukrainischen Kindern ein stabileres Bildungserlebnis zu ermöglichen und ihnen ein Gefühl von Normalität und Ordnung zu geben. Francesco Calcagno, Leiter der Bildungsprogramme für die Flüchtlingshilfe von UNICEF in Warschau, betonte, dass Bildung Resilienz, Stabilität und Hoffnung aufbaut und weit mehr umfasst als nur das Lernen in der Schule.
Jüngere Kinder können sich leichter an neue Sprachen und Umgebungen anpassen als Teenager. Daher haben jüngere ukrainische Kinder weniger Probleme, sich in das polnische Schulsystem einzugliedern. Für Teenager jedoch erschwert der Status als Flüchtling eine ohnehin schon schwierige Lebensphase noch zusätzlich.
Die neue Regel unterstreicht die Bedeutung der Zusammenarbeit von Schulen, Regierungen und internationalen Organisationen. In Polen, wo fast eine Million ukrainische Flüchtlinge leben, sind gut durchdachte Bildungsprogramme unerlässlich für ihre Integration und ihr zukünftiges Wohlbefinden.
Diesen Artikel teilen