Paraguays neue Sexualkunde: Misstrauen, ewige Liebe und harte Jungs

Lesezeit: 2 Minuten
Durch Hans Meier
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Buch mit Herz und ohne Kondom-Symbole.

BerlinParaguay hat seinen ersten nationalen Lehrplan für Sexualerziehung eingeführt. Das Ministerium für Bildung hat ihn genehmigt, was eine bedeutende Veränderung darstellt. Trotzdem gibt es Bedenken seitens Sexualpädagogen und Feministen. Der neue Lehrplan fördert Werte, die konservativen und religiösen Überzeugungen entsprechen, was Unterstützung von konservativen Gruppen, aber Besorgnis bei progressiven Kräften hervorruft.

  • Misstrauen gegenüber Kondomen.
  • Glaube an ewige Liebe.
  • Ablehnung von emotionalem Ausdruck bei Jungen.

Die Kultur Paraguays ist stark von jüdisch-christlichen Werten geprägt und betont die Bedeutung von Enthaltsamkeit und Ehe, wobei moderne Verhütungsmethoden oft ignoriert werden. Dabei wird wissenschaftlicher Beweis, dass Kondome wirksam gegen sexuell übertragbare Infektionen und ungewollte Schwangerschaften sind, vernachlässigt.

Paraguay hat äußerst strenge Abtreibungsgesetze, die selbst in Fällen von Inzest oder Vergewaltigung keine Ausnahme zulassen. Diese strikten Regelungen zählen zu den härtesten weltweit. Dies spiegelt sich im neuen Schulcurriculum wider, das vermittelt, dass das Leben immer geschützt werden sollte, was die stark religiös geprägten Überzeugungen des Landes zum Ausdruck bringt.

Capitol Ministries, eine evangelikale Non-Profit-Organisation aus Washington, hat maßgeblich an der Erstellung des Lehrplans mitgewirkt. Ihre Beteiligung hat dem Lehrplan eine religiöse Note verliehen, was bei vielen die Sorge hervorruft, dass dies die Trennung von Kirche und Staat gefährden und die Neutralität des Bildungsinhalts beeinträchtigen könnte.

Kritiker behaupten, dass der Lehrplan ein Rückschritt sei. Er verzichtet auf wesentliche Komponenten der Sexualaufklärung, die Jugendlichen helfen, etwas über sexuelle Gesundheit und Beziehungen zu lernen. Eine fundierte Sexualaufklärung senkt nachweislich riskantes Sexualverhalten, reduziert Teenagerschwangerschaften und erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Jugendliche in sexuellen Situationen nach Zustimmung fragen.

Paraguays Politik unterscheidet sich stark von vielen anderen lateinamerikanischen Ländern, die kürzlich bedeutende Fortschritte bei den Themen Rechte auf Fortpflanzung und Geschlechtergleichheit gemacht haben. In Ländern wie Argentinien und Uruguay wurden beispielsweise Abtreibung legalisiert und die Rechte von LGBTQ+-Personen gestärkt. Konservative in Paraguay betrachten diese Entwicklungen als moralische Herausforderungen.

Die Colorado-Partei hat einen erheblichen Einfluss in Paraguay und kann auf eine lange Geschichte strenger Herrschaft zurückblicken. Auch nach dem Ende der Diktatur prägen dieselben politischen Führer weiterhin die Politik des Landes. Dies verdeutlicht, dass traditionelle Ansichten in Paraguay nach wie vor eine starke Rolle spielen.

Der neue nationale Lehrplan für Sexualkunde in Paraguay löst große Kontroversen aus. Konservative sehen darin einen Schutz traditioneller und religiöser Werte, während Progressive meinen, er behindere den Fortschritt in sexueller Gesundheit und Menschenrechten.

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