Bedrohlicher industrieller Aufschwung in der Arktis: Umweltfolgen einer rasanten Expansion im kalten Norden

Lesezeit: 2 Minuten
Durch Johannes Müller
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Eisbären auf schmelzendem Eis in der Nähe von Bohrinseln.

BerlinDer Temperaturanstieg in der Arktis verläuft bemerkenswert schnell, mit einer Zunahme von etwa 3°C seit 1979. Das ist fast viermal schneller als der weltweite Durchschnitt. Aufgrund dieser Erwärmung wird die Region zunehmend zugänglicher. Immer mehr Industrien und Städte entstehen dort. Eine aktuelle Studie von Gabriela Schaepman-Strub von der Universität Zürich untersucht im Detail, wie der Mensch in diesem empfindlichen Gebiet agiert.

Nutzung von Satellitendaten über nächtliche künstliche Beleuchtung zwischen 1992 und 2013 untersuchten die Forscher die industrielle Aktivität in der Arktis. Sie stellten fest, dass über 800.000 Quadratkilometer, das sind etwa 5,1% der analysierten 16,4 Millionen Quadratkilometer, von Lichtverschmutzung betroffen waren. Bemerkenswerterweise wächst die betroffene Fläche jährlich um 4,8%. Die Ergebnisse heben wichtige Bereiche menschlicher Aktivität hervor:

  • Das europäische Arktisgebiet;
  • Regionen von Öl- und Gasförderung in Alaska, USA, und Russland;
  • Der kanadische Teil der Arktis bleibt nachts weitgehend ungestört.

Industrietätigkeit ist die Hauptquelle künstlicher Beleuchtung, nicht die städtische Entwicklung. Nur 15 % der beleuchteten Flächen in der Arktis stehen im Zusammenhang mit menschlichen Siedlungen. Dies zeigt, dass industrielle Gebiete schnell wachsen und erhebliche Umweltauswirkungen haben.

Arktische Ökosysteme sind äußerst empfindlich. Selbst kleine menschliche Eingriffe können dauerhafte Schäden an der Tundra und dem gefrorenen Boden verursachen. Ein Beispiel dafür ist künstliches Licht während der Nacht, das arktische Rentiere beeinträchtigt, indem es ihr Sehvermögen stört, welches entscheidend für das Überleben in strengen Wintern ist. Auch Pflanzen sind betroffen, was sich in Veränderungen der Blattfarbe und dem Timing des Wachstums zeigt, wodurch die kurze Wachstumsperiode gestört wird.

Industrielle Tätigkeiten haben zur Einführung invasiver Arten geführt und Verschmutzung durch Öl-, Gas- und Bergbaubetriebe verursacht. Diese Herausforderungen erschweren es den lokalen Gemeinschaften, sich anzupassen. Das rasche Wachstum der Industrie könnte bald ein größeres Problem als der Klimawandel werden, was die Anpassung für die Gemeinschaften teurer und dringlicher macht.

Überwachung und sorgfältige Steuerung der Tätigkeiten sind entscheidend, um die industrielle Arbeit mit den Bedürfnissen der Umwelt und der Gemeinschaft in Einklang zu bringen. Die Planung für eine nachhaltige Entwicklung in der Arktis sollte auf den neuesten Daten basieren. Indigene Gemeinschaften, Regierungen und andere Beteiligte können diese Informationen nutzen, um die Nachhaltigkeitsziele zu erreichen und sicherzustellen, dass das industrielle Wachstum die Arktis nicht dauerhaft schädigt.

Die Studie wird hier veröffentlicht:

http://dx.doi.org/10.1073/pnas.2322269121

und seine offizielle Zitation - einschließlich Autoren und Zeitschrift - lautet

Cengiz Akandil, Elena Plekhanova, Nils Rietze, Jacqueline Oehri, Miguel O. Román, Zhuosen Wang, Volker C. Radeloff, Gabriela Schaepman-Strub. Artificial light at night reveals hotspots and rapid development of industrial activity in the Arctic. Proceedings of the National Academy of Sciences, 2024; 121 (44) DOI: 10.1073/pnas.2322269121
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