Mehr als die Hälfte der Erdoberfläche bis 2070 von Mensch-Wildtier-Interaktionen betroffen sein

Lesezeit: 2 Minuten
Durch Ernst Müller
- in
Landschaft mit sich vermischender Tierwelt und menschlichen Bauwerken

BerlinEine Studie der University of Michigan prognostiziert, dass Menschen und Tiere bis 2070 mehr als die Hälfte der Erdoberfläche teilen werden. Dies dürfte zwar zu mehr Konflikten führen, bietet jedoch auch neue Chancen für beide Seiten. Stadtplaner und Naturschützer müssen wissen, wo diese Überschneidungen auftreten und welche Tierarten betroffen sein werden.

Forschungen zeigen, dass etwa 57 Prozent der weltweiten Landfläche auf eine stärkere Mensch-Tier-Interaktion stoßen werden, während nur 12 Prozent davon eine Abnahme erfahren. Die größten Zunahmen werden in landwirtschaftlichen und bewaldeten Gebieten erwartet.

Die Zunahme der Interaktionen ist hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass immer mehr Menschen auf der Erde leben und nicht durch den Klimawandel. Wenn Menschen in ehemals unberührte Gebiete ziehen, müssen Tiere verstärkt mit Menschen umgehen. Länder wie China und Indien mit ihrer hohen Bevölkerungsdichte sind derzeit und auch in Zukunft besonders betroffen. Auch Wälder in Afrika und Südamerika, die viele verschiedene Arten beherbergen, sind gefährdet.

In Afrika und Südamerika nimmt die Artenvielfalt ab. In Südamerika könnte die Zahl der Säugetierarten um 33%, die der Amphibien um 45%, die der Reptilien um 40% und die der Vogelarten um 37% sinken. In Afrika wird ein Rückgang der Säugetierarten um 21% und der Vogelarten um 26% erwartet.

Die Bedeutung der Biodiversität

Biodiversität hat aus vielen Gründen eine große Bedeutung. Obwohl der enge Kontakt zwischen Mensch und Tier Krankheiten wie die COVID-19-Pandemie aus dem Tierreich hervorrufen kann, unterstützen viele Tiere die Umwelt. Vögel, die Insekten fressen, sind für Landwirte nützlich, und Tiere wie Geier und Hyänen beseitigen Abfälle und verhindern die Ausbreitung von Krankheiten wie Tollwut und Milzbrand.

Zukünftige Naturschutzpläne sollten stärker auf Gebiete mit intensiverer menschlicher Aktivität eingehen. Herkömmliche Ansätze, wie das Einrichten von Schutzgebieten, werden wegen der menschlichen Ausbreitung und Gerechtigkeitsproblemen immer weniger praktikabel. Das Umsiedeln von Gemeinden, die seit langem in diesen Gebieten leben, ist keine tragfähige Lösung mehr.

Naturschützer sollten erwägen, lokale Gemeinschaften einzubeziehen, Verbindungswege zwischen Schutzgebieten zu schaffen und während wichtiger Zeiten für die Tierwelt temporäre Schutzzonen einzurichten.

Wir müssen innovative und inklusive Ansätze finden, um die Tierwelt zu schützen, damit Menschen und Tiere harmonisch und nachhaltig zusammenleben können.

Die Studie wird hier veröffentlicht:

http://dx.doi.org/10.1126/sciadv.adp7706

und seine offizielle Zitation - einschließlich Autoren und Zeitschrift - lautet

Deqiang Ma, Briana Abrahms, Jacob Allgeier, Tim Newbold, Brian C. Weeks, Neil H. Carter. Global expansion of human-wildlife overlap in the 21st century. Science Advances, 2024; 10 (34) DOI: 10.1126/sciadv.adp7706
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