China erhöht Steuerdruck auf Unternehmen wegen Finanzproblemen
BerlinChinesische Steuerbehörden nehmen Unternehmen verstärkt ins Visier, um finanzielle Probleme durch langsameres Wirtschaftswachstum und Kosten der strikten COVID-19-Maßnahmen zu lösen. Viele Firmen erhielten jüngst hohe Steuerforderungen für langjährige Schulden.
Finanzielle Schwierigkeiten für Chinas lokale Regierungen
Die lokalen Regierungen in China stehen vor finanziellen Herausforderungen. Der Großteil der Steuereinnahmen fließt an die Zentralregierung, die nur einen kleinen Anteil an die lokalen Verwaltungen weitergibt. Dies führt zu Problemen, da die lokalen Regierungen etwa 80 % der Ausgaben, einschließlich Gehälter, Sozialleistungen und Infrastrukturverbesserungen, decken müssen. Die finanzielle Belastung hat sich aufgrund des langsameren Wirtschaftswachstums und zusätzlicher Kosten durch die Pandemie weiter verschärft.
Wichtige Punkte:
- Das chinesische Lebensmittel- und Getränkeunternehmen VV Food & Beverage erhielt eine Steuernachzahlung von 85 Millionen Yuan (ca. 12 Millionen Dollar), die bis zu 30 Jahre zurückreicht.
- Zangge Mining erhielt zwei Bescheide im Gesamtwert von 668 Millionen RMB (ca. 92 Millionen Dollar) für Steuern aus den letzten 20 Jahren.
- Die lokalen Behörden verwalten 80 % der Ausgaben, sind jedoch stark auf Zuweisungen der Zentralregierung angewiesen.
- Neue Reformen zielen darauf ab, den lokalen Regierungen mehr Ressourcen und Steuereinnahmebefugnisse zu geben.
Die Zentralregierung hat häufig die Einkommen-, Unternehmens- und Mehrwertsteuern gesenkt, um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln und Investitionen zu fördern. Experten betonen jedoch, dass diese Steuererleichterungen hauptsächlich den Wohlhabenden zugutekommen und keine stabilen Einnahmequellen bieten. Lediglich etwa 5 % der Bevölkerung in China zahlen Einkommenssteuer, die nur knapp 9 % der gesamten Steuereinnahmen ausmacht. Außerdem gibt es in China keine landesweite Grundsteuer, was die finanzielle Schieflage weiter verschärft.
Finanzminister Li Fo’an betont, dass neue Reformen es den lokalen Regierungen ermöglichen werden, mehr Steuereinnahmen zu behalten und mehr Kontrolle über die Steuererhebung zu haben. Doch Experten wie Cui Wei von der University of British Columbia sind skeptisch. Sie glauben, dass die Zentralregierung mehr Personal und komplexe Veränderungen benötigt, um die erhöhte Ausgabenverwaltung zu bewältigen, wodurch die Reformen schwer umsetzbar werden.
Unternehmen verlieren das Vertrauen aufgrund großer, unerwarteter Steuerschulden. So musste zum Beispiel Ningbo Bohui Chemical Technology in Zhejiang den größten Teil seiner Produktion einstellen, nachdem es eine Steuerzahlung über 500 Millionen Yuan (69 Millionen Dollar) erhalten hatte. Das Unternehmen entlässt nun Mitarbeiter und kürzt Gehälter, um den finanziellen Druck zu bewältigen.
Die entschlossene Steuererhebung könnte unterschiedliche Folgen haben. Einerseits könnte sie helfen, die Haushalte schnell ins Gleichgewicht zu bringen; andererseits könnte sie das Vertrauen der Unternehmen beeinträchtigen und das Wirtschaftswachstum bremsen. Der Erfolg dieser Maßnahmen hängt davon ab, wie sie umgesetzt werden und wie stark sich die Regierung der Lösung grundlegender Finanzprobleme widmet.
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