Ukraine verbietet russisch-orthodoxe Kirchen: neuer Gesetzesvorstoß im Parlament
BerlinUkrainisches Parlament verabschiedet Gesetz gegen russisch-orthodoxe Kirchen
Das ukrainische Parlament hat ein Gesetz verabschiedet, das religiöse Gruppen mit Verbindungen zur Russisch-Orthodoxen Kirche oder Unterstützung für Russlands Invasion verbietet. Insbesondere die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche (UOK) soll damit von Moskau isoliert werden. Das Gesetz wurde mit 265 zu 29 Stimmen in der Werchowna Rada angenommen und wartet nun auf die Zustimmung von Präsident Wolodymyr Selenskyj.
Wichtige Punkte der Gesetzgebung umfassen:
- Verbot der Aktivitäten der Russisch-Orthodoxen Kirche in der Ukraine
- Untersagung religiöser Gruppen, die russische Aggression unterstützen
- Ermächtigung der Regierung zur Untersuchung verdächtiger religiöser Gruppen
- Gerichtliche Durchsetzung erst neun Monate nach Veröffentlichung des Gesetzes
Selenskyj betont die Bedeutung der spirituellen Unabhängigkeit der Ukraine. Die UOK behauptet, sich nach der russischen Invasion 2022 von Moskau gelöst und unabhängiger geworden zu sein. Ukrainische Beamte hingegen meinen, dass die UOK weiterhin enge Verbindungen zur russisch-orthodoxen Kirche hat, die den Einmarsch unterstützt und ihn als heiligen Krieg bezeichnet.
Das Gesetz bezichtigt die Russisch-Orthodoxe Kirche offen, Russland zu unterstützen und an Kriegsverbrechen sowie Verbrechen gegen die Menschlichkeit beteiligt zu sein. Diese strikten Maßnahmen sind Teil der ukrainischen Bemühungen, sich gegen die Angriffe und den Einfluss Russlands zur Wehr zu setzen.
Ein wichtiger Aspekt des ukrainischen orthodoxen Christentums ist die Struktur der Kirchen. Es gibt zwei große orthodoxe Kirchen: die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche (UOK) und die Orthodoxe Kirche der Ukraine (OKU). Die OKU wurde 2019 vom Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel als vollständig unabhängig anerkannt und wird durch dieses neue Gesetz nicht beeinträchtigt. Diese Unabhängigkeit markiert eine Veränderung in der religiösen Landschaft der Ukraine und spiegelt die Abkehr des Landes von Russland wider.
Seit Beginn der Invasion wurden über 100 Kleriker der UOK wegen mutmaßlicher Zusammenarbeit mit Russland untersucht. Einige von ihnen wurden angeklagt und verurteilt. Bei Durchsuchungen von UOK-Standorten fanden die Sicherheitsdienste Beweise, die auf fortlaufende Verbindungen zu Russland hindeuten.
Robert Amsterdam, Anwalt der UOC, betont, dass das Gesetz die Religionsfreiheit ungerecht einschränkt. Seiner Meinung nach bestraft es Kollektive und zielt bewusst auf jene ab, die von der Russisch-Orthodoxen Kirche kontrolliert werden.
Die Auswirkungen dieses Gesetzes reichen über Politik und Religion hinaus. Der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine hat tiefe kulturelle und spirituelle Wurzeln. Der russische Präsident Wladimir Putin spricht von einer „russischen Welt“, und Patriarch Kirill beschreibt den Krieg als spirituellen Kampf, was die starken Ideologien verdeutlicht.
Dieses Gesetz ist ein bedeutender Schritt in den Bestrebungen der Ukraine, sich von der russischen Kontrolle zu lösen und unterstreicht die wichtige Rolle der Religion im Kampf des Landes um Unabhängigkeit.
20. November 2024 · 01:11
Die tägliche Herausforderung der Ukraine: Leben mit dem 1000-Tage-Kriegsalltag
18. November 2024 · 18:56
Kim Jong Un treibt Nordkoreas atomare Expansion unbegrenzt voran
18. November 2024 · 16:39
Deutschland und die Ukraine: Debatte um 'Taurus' und Flugabwehr eskaliert
Diesen Artikel teilen