Drei turbulente Jahrzehnte: Höhepunkte unter Lukaschenkos autoritärer Herrschaft in Belarus

Lesezeit: 3 Minuten
Durch Ernst Müller
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Weißrussische Wahrzeichen-Stadtansicht mit hervorgehobenen historischen Daten

BerlinAlexander Lukaschenko ist seit dem Jahr 1994 an der Spitze von Belarus. Seine Regierungszeit ist durch zahlreiche bedeutsame und umstrittene Ereignisse geprägt, die die Entwicklung des Landes nachhaltig beeinflusst haben. Einige wichtige Momente seiner Amtszeit sind hier zusammengefasst.

  • 1994: Lukaschenko wird nach einem Erdrutschsieg bei den ersten und einzigen wirklich freien Wahlen Präsident.
  • 1995: Ein Referendum stellt die sowjetische Flagge und das Wappen wieder her. Russisch wird neben Belarussisch zur offiziellen Sprache.
  • 1996: Proteste des „Minsker Frühlings“ gegen Lukaschenkos Autoritarismus entstehen. Ein neues Referendum verlängert seine Amtszeit und stärkt die präsidialen Befugnisse. Das Parlament wird aufgelöst.
  • 1998: Lukaschenko weist US- und europäische Botschafter an, ihre Residenzen zu räumen. Die USA rufen ihren Botschafter zurück, und Lukaschenko wird die Einreise in die USA und die EU verboten.
  • 1999-2000: Wichtige Oppositionsfiguren verschwinden, sie werden für tot gehalten. Hinweise deuten auf staatsnahe "Todeskommandos" hin.
  • 2001-2004: Lukaschenko gewinnt 2001 eine zweite Amtszeit. 2004 hebt ein Referendum die Amtszeitbeschränkungen auf.
  • 2006: Nach einem weiteren Wahlsieg folgen Proteste; die Polizei verhaftet über 400 Demonstranten.
  • 2010: Lukaschenko sichert sich eine vierte Amtszeit. Massive Proteste werden gewaltsam niedergeschlagen, und Oppositionsführer werden inhaftiert.
  • 2015: Lukaschenko gewinnt eine fünfte Amtszeit unter Zweifeln an der Wahlfairness.
  • 2020: Lukaschenko wird unter Betrugsvorwürfen wiedergewählt, was zu massiven Protesten führt. Über 35.000 Menschen werden verhaftet. Viele Oppositionsfiguren fliehen aus dem Land.
  • 2021: Ein Flugzeug wird zur Landung in Minsk gezwungen, um einen Blogger zu verhaften, was zu internationalem Aufruhr und weiteren Sanktionen führt.
  • 2022: Russische Truppen nutzen belarussisches Gebiet, um in die Ukraine einzudringen. Ein Referendum erlaubt Atomwaffen in Belarus.
  • 2023: Russland stationiert taktische Atomwaffen in Belarus. Lukaschenko greift in einen kurzen Aufstand der Wagner-Gruppe gegen das russische Verteidigungsministerium ein.
  • 2024: Lukaschenko kündigt an, für eine siebte Amtszeit zu kandidieren.

Lukaschenko hat seine Macht gesichert, indem er konsequent die Opposition unterdrückte und eine enge Allianz mit Russland pflegte. In seinen frühen Jahren änderte er nationale Symbole und Sprachpolitiken, um Belarus stärker an seine sowjetische Vergangenheit anzulehnen. Die Proteste des Minsker Frühlings im Jahr 1996 zeigten erste Anzeichen der Unzufriedenheit in der Bevölkerung. Dennoch festigte er seine Kontrolle durch Referenden und Verfassungsänderungen.

Ein beunruhigender Aspekt seiner Herrschaft war das Verschwinden von Oppositionsmitgliedern in den Jahren 1999-2000. Untersuchungen des Europarates ergaben, dass Todesschwadronen mit staatlichen Verbindungen involviert waren. Diese Vorfälle schadeten der politischen Landschaft in Belarus.

Lukaschenkos Außenpolitik sorgt für Kontroversen. 1998 wies er westliche Botschafter aus, was zu einem Reiseverbot in die USA und nach Europa führte. 2021 zwang er eine Ryanair-Maschine zur Landung, um einen regimekritischen Blogger festzunehmen, was international scharf kritisiert wurde.

Zu Hause wird ihm oft Wahlbetrug vorgeworfen, besonders bei der Wahl 2020, die monatelange Proteste auslöste und eine harte Niederschlagung zur Folge hatte. Während dieser Zeit verharmloste Lukaschenko auch die Bedrohung durch COVID-19, indem er es als "Psychose" bezeichnete, was die Bevölkerung noch mehr verärgerte.

Belarus spielt eine bedeutende Rolle in der internationalen Politik. Es hat geholfen, 2014 und 2015 Gespräche zur Beendigung der Kämpfe zwischen der Ukraine und russisch unterstützten Rebellen zu ermöglichen. Die jüngste Unterstützung der russischen Militäroperationen in der Ukraine und die Annahme russischer Atomwaffen auf seinem Territorium haben jedoch internationale Besorgnis ausgelöst.

Im Jahr 2024 strebt Lukaschenko eine siebte Amtszeit an. Obwohl er einige politische Gefangene freigelassen hat, sind viele immer noch in Haft, darunter der Friedensnobelpreisträger Ales Bialiatski. Seine umstrittene Führungsweise zeigt sich auch in seinen Interaktionen mit internationalen Gruppen wie der Wagner-Gruppe während ihres Konflikts mit Russland.

Alexander Lukaschenko: 30 Jahre an der Macht in Belarus

Alexander Lukaschenko führt Belarus seit drei Jahrzehnten. Er kombiniert eine Sehnsucht nach sowjetischer Zeit mit strikter Kontrolle und einem ständigen Kampf gegen innen- und außenpolitische Gegner. Sein Einfluss hat die politische Landschaft in Belarus maßgeblich verändert, mit sowohl positiven als auch negativen Folgen.

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