Irakische Mädchen fürchten Anstieg früher Ehen wegen neuer Gesetzesänderungen
BerlinIrakische Abgeordnete debattieren derzeit über Änderungen, die Familiengesetze erheblich beeinflussen und zu mehr Kinderehen führen könnten. Die vorgeschlagenen Änderungen würden religiösen Führern mehr Macht verleihen, das gesetzliche Heiratsalter basierend auf ihrer Auslegung des Scharia-Rechts festzulegen, anstelle der derzeitigen nationalen Gesetze. Diese Initiative wird vor allem von mächtigen schiitischen muslimischen politischen Gruppen und ihren religiösen Anhängern unterstützt, die sich gegen westliche kulturelle Einflüsse wehren wollen.
Falls die Änderungen genehmigt werden, würden familienrechtliche Fälle von Zivilgerichten zu religiösen Gerichten verlagert. Diese Änderung könnte es ermöglichen, Mädchen im Alter von nur 9 Jahren gemäß der Jaafari-Schule des islamischen Rechts, die von vielen schiitischen Führern unterstützt wird, zu heiraten.
- Irakern erlauben, familienrechtliche Fragen in religiösen Gerichten zu klären
- Klerikern gestatten, das Heiratsalter nach religiösen Prinzipien festzulegen
- Mögliche Legalisierung von Ehen für Mädchen ab 9 Jahren
Das irakische Personenstandsgesetz von 1959 schützt die Rechte von Frauen und Kindern und legt das gesetzliche Heiratsalter auf 18 Jahre fest. Doch es erlaubt Mädchen ab 15 Jahren zu heiraten, wenn die Eltern zustimmen und ein ärztlicher Nachweis der Pubertät erbracht wird. Trotz dieser Regelung wird das Gesetz ungleichmäßig durchgesetzt. Einige Richter genehmigen noch jüngere Ehen, möglicherweise aufgrund von Korruption oder weil informelle Ehen bereits vollzogen wurden.
Die Diskussion über die Änderungen geht weiter, und die erste Abstimmung im Parlament wurde verschoben, da nicht genügend Abgeordnete anwesend waren. Kritiker befürchten, dass die Übertragung der Befugnis zur Änderung ziviler Gesetze auf Geistliche jahrelange Fortschritte in den Frauenrechten zunichtemachen könnte. Sie sind besorgt, dass die Änderungen das Leben junger Mädchen erheblich erschweren könnten, indem sie den Druck auf sie erhöhen, früh zu heiraten.
Gesetzgeber wie Raed al-Maliki betonen, dass staatliche Schutzmaßnahmen weiterhin bestehen werden. Jedoch könnten geringere Aufsicht und zunehmender kultureller Druck diese Schutzmaßnahmen abschwächen. Die größere Macht religiöser Gerichte wirft Bedenken auf, ob der Staat die Rechte junger Mädchen ausreichend schützen kann.
Die Auswirkungen sind gravierend. Mehr Kinderehen könnten zu einer höheren Sterblichkeit bei Müttern, weniger Bildungschancen für Mädchen und langfristigen gesellschaftlichen Problemen führen. Der Geschlechterunterschied in Irak könnte größer werden und die Ungleichheit verschärfen. Die Menschen beobachten aufmerksam das irakische Parlament und sind gespannt, wie diese Problematik angegangen wird und welche Maßnahmen ergriffen werden, um die am stärksten Gefährdeten zu schützen.
Diesen Artikel teilen