Erster dokumentierter Down-Syndrom-Fall bei Neandertalern: Forscher entdecken Skelett von Kind "Tina"

Durch Klaus Schmidt
- in
Illustration eines antiken DNA-Strangs unter einem Mikroskop

BerlinForscher aus verschiedenen Ländern haben den ersten bekannten Fall von Down-Syndrom bei Neandertalern entdeckt. Das Team umfasst Wissenschaftler der Binghamton University in New York. Die Studie zeigt, dass Neandertaler schwächere Mitglieder ihrer Gruppe versorgen konnten. Geleitet wurde die Forschung von Anthropologen der Universität Alcalá und der Universität Valencia in Spanien. Sie untersuchten die Knochen eines Neandertalerkindes namens "Tina", das in einer Höhle namens Cova Negra in Valencia, Spanien, gefunden wurde.

Wesentliche Erkenntnisse der Forschung:

  • Die Studie nutzte Mikro-Computertomografien für die Analyse.
  • Tina hatte eine angeborene Innenohrpathologie im Zusammenhang mit dem Down-Syndrom.
  • Tina litt unter schwerem Hörverlust und starkem Schwindel.
  • Dank ihrer sozialen Gruppe überlebte Tina mindestens sechs Jahre.

Die Ausgrabungen an der Fundstätte Cova Negra haben zahlreiche bedeutende Neandertaler-Funde hervorgebracht. Professor Valentín Villaverde von der Universität Valencia erläuterte, dass diese Entdeckungen dabei helfen, das Leben der Neandertaler an der Mittelmeerküste der Iberischen Halbinsel besser zu verstehen. Die Untersuchungen zeigten, dass die Neandertalergemeinschaften klein und ihre Besiedlungsphasen kurz waren. Es gab auch Zeiträume, in denen Raubtiere dort lebten und nicht Menschen.

Forscher erstellten ein 3D-Modell eines kleinen Stücks Schädel, das den Ohrenbereich umfasste. Dadurch konnten sie es genau vermessen und analysieren. Sie entdeckten, dass Tina einen Geburtsfehler im Innenohr hatte, der mit dem Down-Syndrom in Verbindung steht. Dies führte zu starkem Hörverlust und Schwindel, sodass Tina viel Unterstützung von ihrer sozialen Gruppe benötigte.

Professor Rolf Quam von der Binghamton University lobte die Studie. Er betonte, dass sie sowohl sorgfältige archäologische Forschung als auch moderne medizinische Methoden nutzt. Dies ist der erste bekannte Fall von Down-Syndrom bei einem Neandertaler und hilft uns, das Verhalten der Neandertaler besser zu verstehen.

Forscher wissen seit Jahren, dass Neandertaler sich um behinderte Menschen kümmerten, jedoch betraf dies meist Erwachsene. Einige Wissenschaftler vermuteten, dass dies auf gegenseitige Hilfe hinwies. Mercedes Conde, Professorin an der Universität von Alcalá und Hauptautorin der Studie, erklärte, dass diese neue Entdeckung zeigt, dass Neandertaler anderen aus reiner Güte halfen. Tina erhielt Hilfe, obwohl sie selbst nichts zurückgeben konnte.

Die Studie wird hier veröffentlicht:

http://dx.doi.org/10.1126/sciadv.adn9310

und seine offizielle Zitation - einschließlich Autoren und Zeitschrift - lautet

Mercedes Conde-Valverde, Amara Quirós-Sánchez, Julia Diez-Valero, Nieves Mata-Castro, Alfredo García-Fernández, Rolf Quam, José Miguel Carretero, Rebeca García-González, Laura Rodríguez, Ángeles Sánchez-Andrés, Juan Luis Arsuaga, Ignacio Martínez, Valentín Villaverde. The child who lived: Down syndrome among Neanderthals? Science Advances, 2024; 10 (26) DOI: 10.1126/sciadv.adn9310
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