Neue Funde: mittelalterliche Latrinenlabyrinthe enthüllen verborgene Krankheits- und Migrationspfade im Handel

Lesezeit: 2 Minuten
Durch Ernst Müller
- in
Antike Latrinen mit Handelsrouten-Kartenüberlagerung.

BerlinNeue Erkenntnisse aus einer 500 Jahre alten Toilette in Brügge, Belgien, liefern wertvolle Informationen darüber, wie Krankheiten im Mittelalter verbreitet wurden und wie sich Menschen fortbewegten. Forscher entdeckten in den Überresten Darmparasiten, darunter solche, die Schistosomiasis verursachen. Dies gibt uns neue Einblicke in die Verbreitung von Krankheiten entlang der Handelsrouten und die menschlichen Wanderungen der Vergangenheit. Die Studie unter der Leitung von Marissa Ledger vom Ancient DNA Centre der McMaster University präsentiert einige der frühesten Belege für Schistosomiasis außerhalb des üblichen afrikanischen Verbreitungsgebiets.

Wichtige Erkenntnisse dieser Studie betonen:

Im 15. Jahrhundert wurde ein Schistosomiasis-Ei in Belgien entdeckt, weit entfernt von seinem afrikanischen Ursprung. Es könnte Verbindungen zwischen spanischen Händlern in Brügge und der Verbreitung von Parasiten und Waren geben. Mittelalterliche Handelsnetze spielten möglicherweise eine Rolle bei der Übertragung von Krankheiten.

Brügge war ein bedeutendes internationales Zentrum, das von Handel und Menschen verschiedener Herkunft belebt wurde. Die florierende Wirtschaft der Stadt machte sie zu einem Ort, an dem sich viele verschiedene Menschen, Waren und Krankheiten begegneten. Eine Latrine, in der ein Parasit entdeckt wurde, befand sich in einem Haus, das von kastilischen Kaufleuten genutzt wurde, was auf die Verbindung zwischen europäischen, afrikanischen und möglicherweise asiatischen Handels- und Migrationsrouten hinweist. Händler brachten Waren wie Gold, Elfenbein und Gewürze mit sich und verbreiteten dabei auch Krankheiten, wodurch Verbindungen zwischen weit entfernten Regionen entstanden.

Die Forschung zeigt, dass das Leben im Mittelalter insbesondere in Bezug auf Gesundheit und Hygiene komplex war. Der Fund eines fremden Parasiten in Brügge weist darauf hin, dass der internationale Handel im Mittelalter zur Verbreitung von Krankheiten beitrug. Dies ähnelt den heutigen globalen Verbindungen, die die Krankheitsausbreitung beeinflussen.

Ledgers Team plant, die DNA des alten Parasiten genauer zu untersuchen. Dies könnte aufzeigen, wie sich der Parasit im Laufe der Zeit verändert hat und helfen, zu verstehen, wie die heutigen Varianten entstanden sind. Indem wir lernen, wie Krankheiten sich in der Vergangenheit mit den Menschen verbreitet haben, können wir aktuelle Gesundheitsprobleme besser angehen. Es ist entscheidend, frühere Ausbrüche zu analysieren, um zukünftige Krankheiten besser vorbereiten und bewältigen zu können.

Neue Forschungsergebnisse zeigen, wie Menschen im Mittelalter reisten und Handel betrieben und bieten frische Einblicke in die Untersuchung von alten Krankheiten. Sie verdeutlichen, dass Menschen schon damals verbunden waren, was zwar das Wachstum von Gesellschaften förderte, aber auch zur Verbreitung von Krankheiten beitrug. Diese Verbindung zwischen Mobilität und Gesundheit hat bis heute Einfluss auf Gesellschaften weltweit.

Die Studie wird hier veröffentlicht:

http://dx.doi.org/10.1017/S0031182024001100

und seine offizielle Zitation - einschließlich Autoren und Zeitschrift - lautet

Marissa L. Ledger, Maxime Poulain, Koen Deforce. Paleoparasitological analysis of a 15th–16th c. CE latrine from the merchant quarter of Bruges, Belgium: Evidence for local and exotic parasite infections. Parasitology, 2024; 1 DOI: 10.1017/S0031182024001100
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