Genetische Spuren enthüllen unbekannte Geschichten über die Bewohner Pompejis vor dem Vulkanausbruch
BerlinEine neue Studie mit Analyse von alter DNA hat unser Wissen über die Menschen, die bei dem Ausbruch des Vesuvs im Jahr 79 n. Chr. starben, verändert. Durch die Untersuchung des genetischen Materials der Überreste, die in Pompeji gefunden wurden, haben Wissenschaftler unser Verständnis über die Opfer der Stadt aktualisiert und sich auf ihre Identität, Geschlecht und familiäre Beziehungen konzentriert.
Neue DNA-Beweise stellen lang gehegte Überzeugungen infrage. Lange Zeit basierten Meinungen auf der äußeren Erscheinung und Anordnung der Dinge. Doch genetische Informationen zeigen Unterschiede wie:
Unerwartete Geschlechtsidentitäten, fehlende genetische Bindungen in vermeintlichen Familienstrukturen, sowie eine vielfältige Abstammung, die auf Einwanderer aus dem östlichen Mittelmeerraum zurückgeht.
Diese Entdeckungen sind von großer Bedeutung, da sie Historiker und Archäologen dazu bringen, alte Vorstellungen zu überdenken, die seit den ersten Ausgrabungen im Jahr 1748 existieren. Beispielsweise könnten Schmuckstücke, die typischerweise Frauen zugeschrieben werden, auch von Männern besessen worden sein, und Menschen, die nah beieinander in Gipsfiguren gefunden werden, sind nicht zwangsläufig miteinander verwandt.
Die Auswirkungen gehen über Einzelereignisse hinaus und zeigen, wie Menschen aus verschiedenen Regionen im Römischen Reich zusammenlebten, wobei Pompeji ein Ort war, an dem vielfältige Kulturen und Hintergründe aufeinandertrafen. Diese Erkenntnisse über die antiken Wanderungen der Menschen verdeutlichen, dass die Welt schon damals vernetzt war und spiegeln größere Muster des Kulturaustauschs innerhalb des Imperiums wider.
Diese Entdeckungen fördern den Einsatz unterschiedlicher Methoden in der Archäologie. Anstatt sich nur auf Artefakte und physische Beweise zu konzentrieren, nutzen Forscher jetzt auch die Genanalyse, um mehr über antike Völker zu erfahren. Dieser Wandel in der Herangehensweise trägt dazu bei, Missverständnisse zu vermeiden, die durch heutige Sichtweisen beeinflusst werden können.
Pompeji ist heute ein bedeutender Ort für die Erprobung neuer archäologischer Techniken und ein Zentrum fortschrittlicher Forschung. Der Einsatz unterschiedlicher wissenschaftlicher Disziplinen wie Isotopenanalyse, Vulkanologie und Reverse Engineering ermöglicht einen umfassenden Ansatz, der unser Verständnis der Geschichte revolutioniert. Diese Zusammenarbeit könnte neue Maßstäbe für archäologische Forschung weltweit setzen.
Jüngste genetische Entdeckungen fordern uns heraus, alte Überzeugungen zu überdenken. Sie bereichern unser Wissen über die Gesellschaft Pompejis und zeigen, dass die Geschichte komplexer ist, als wir bisher dachten. Diese Studie unterstreicht die entscheidende Bedeutung der wissenschaftlichen Forschung bei der Aufdeckung versteckter Wahrheiten der Vergangenheit.
Die Studie wird hier veröffentlicht:
http://dx.doi.org/10.1016/j.cub.2024.10.007und seine offizielle Zitation - einschließlich Autoren und Zeitschrift - lautet
Elena Pilli, Stefania Vai, Victoria C. Moses, Stefania Morelli, Martina Lari, Alessandra Modi, Maria Angela Diroma, Valeria Amoretti, Gabriel Zuchtriegel, Massimo Osanna, Douglas J. Kennett, Richard J. George, John Krigbaum, Nadin Rohland, Swapan Mallick, David Caramelli, David Reich, Alissa Mittnik. Ancient DNA challenges prevailing interpretations of the Pompeii plaster casts. Current Biology, 2024; DOI: 10.1016/j.cub.2024.10.007Diesen Artikel teilen