Subtile Verbindungen: Gehirnstrukturen und politische Überzeugungen
BerlinEine aktuelle Studie der Universität Amsterdam erforschte den Zusammenhang zwischen der Gehirnstruktur und politischen Ansichten. Die Forscher verwendeten MRT-Scans von fast 1.000 Personen aus den Niederlanden, um eine Studie aus dem Jahr 2011 erneut zu untersuchen, die darauf hinwies, dass es Unterschiede in der Gehirnanatomie von Konservativen und Progressiven gibt. Dabei fanden sie einige Hinweise, die diese Annahme unterstützen, insbesondere im Hinblick auf die Amygdala, einen Teil des Gehirns. Allerdings waren die beobachteten Unterschiede gering und komplex. Die Ergebnisse unterstreichen, dass politische Ansichten vielfältig und komplex sind, was es schwierig macht, sie ausschließlich auf die Gehirnstruktur zu reduzieren.
Die Studie liefert wesentliche Erkenntnisse:
Veränderungen im Gehirn und politische Einstellungen
- Bei konservativen Personen ist die Amygdala etwas größer, im Einklang mit früheren Studien.
- Es wurde keine Verbindung zwischen dem anterioren cingulären Cortex und politischer Ideologie festgestellt.
- Ein Zusammenhang zwischen dem Volumen des rechten fusiformen Gyrus und rechtsgerichteten Positionen wurde beobachtet.
Forschungen zeigen, dass die Amygdala, ein Teil des Gehirns, der an Emotionen und der Reaktion auf Bedrohungen beteiligt ist, leicht unterschiedlich groß zwischen Konservativen und Progressiven ist. Dies deutet darauf hin, dass es einen Zusammenhang zwischen der Gehirnstruktur und politischen Überzeugungen geben könnte. Doch diese Verbindung ist nicht eindeutig, und es sind weitere Studien erforderlich, um sie vollständig zu verstehen.
Untersuchungen zur Verarbeitung politischer Überzeugungen im Gehirn hinterfragen das Konzept der Ideologie. Es ist zu einfach, Ideologien nur als liberal oder konservativ zu bezeichnen. Politische Überzeugungen sind in Wirklichkeit komplex und beinhalten eine Mischung aus wirtschaftlichen und sozialen Werten. Beispielsweise kann eine politische Partei in den Niederlanden wirtschaftlich linksgerichtete Ansichten vertreten, jedoch gleichzeitig konservative soziale Ideale hegen, was zeigt, dass ideologische Kategorien nicht immer eindeutig sind.
Um die Bedeutung dieser Erkenntnisse zu erfassen, ist es entscheidend, die Unterschiede in der Gehirnstruktur zu erkennen. Dies kann uns Ansatzpunkte liefern, jedoch besteht die Gefahr, die zahlreichen persönlichen und sozialen Faktoren zu übersehen, die politische Überzeugungen beeinflussen. Politik ist oft eng mit der eigenen Identität und den individuellen Erfahrungen verknüpft und spielt sich in einem komplexen sozialen Gefüge ab. Gehirnunterschiede können einige Informationen liefern, erklären jedoch bei weitem nicht alles.
Die Forscher untersuchten, wie andere Teile des Gehirns, abgesehen von der Amygdala, mit Ideologien in Verbindung stehen. Sie entdeckten mögliche Verbindungen zu Bereichen wie dem Gyrus fusiformis, was darauf hindeutet, dass viele Faktoren politische Überzeugungen beeinflussen. Weitere Studien sind notwendig, um diese Zusammenhänge genauer zu verstehen. Die Studie empfiehlt, nicht von einfachen Verbindungen zwischen Ideologie und Gehirnfunktionen auszugehen, sondern die vielfältigen Einflüsse auf politische Überzeugungen zu berücksichtigen.
Die Studie wird hier veröffentlicht:
http://dx.doi.org/10.1016/j.isci.2024.110532und seine offizielle Zitation - einschließlich Autoren und Zeitschrift - lautet
Diamantis Petropoulos Petalas, Gijs Schumacher, Steven H. Scholte. Is political ideology correlated with brain structure? A preregistered replication. iScience, 2024; 110532 DOI: 10.1016/j.isci.2024.110532Diesen Artikel teilen