Fluchtwelle verdeutlicht Angst vor Kartellgewalt in Chiapas

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Durch Johannes Müller
- in
Verlassene Stadt mit verlassenen Häusern und leeren Straßen.

BerlinLeonel Jiménez, ein Lehrer, versteckte sich drei Tage lang mit seiner Mutter und seinem 12-jährigen Bruder. Jeden Tag riefen sie den Notruf an, doch ihnen wurde stets gesagt, dass Hilfe auf dem Weg sei. Drei Wochen später befinden sie sich nun in einer nahegelegenen Stadt und haben zu viel Angst, nach Hause zurückzukehren.

Tila: Ein Ort in Chiapas im Konflikt

Tila, eine Stadt in Chiapas, leidet unter andauernden gesellschaftlichen Problemen. Diese betreffen indigene Bauern, bewaffnete Gruppen und politische Korruption. Kürzlich mischte sich auch das organisierte Verbrechen ein, das versucht, die Routen für Drogen-, Waffen- und Menschenschmuggel zu kontrollieren.

Lokale Konflikte und organisierte Kriminalität: Einwohner fordern militärische Präsenz

Wichtige Punkte:

  • Die organisierte Kriminalität nutzt lokale Auseinandersetzungen aus.
  • Bewohner berichten, dass beide Konfliktparteien nach Waffen suchen.
  • Vertriebene Anwohner verlangen einen permanenten Militärposten in Tila.

In Tila sind die meisten Türen und Fenster verschlossen. Soldaten und Polizisten bewachen die Stadteingänge, und die Bewohner, die geflohen sind, kehren kurz zurück, um ihre Sachen zu holen.

1994 unterstützten Bauern den Zapatistenaufstand, der mehr Rechte für indigene Völker forderte. Nachdem Friedensabkommen getroffen wurden, stellten sich einige Dorfbewohner hinter paramilitärische Gruppen, die von der Regierung zur Kontrolle der Guerillas eingesetzt wurden.

Einige Einwohner behaupten, die Bauern hätten Kartelle nach Tila gebracht. Sie sind der Meinung, dass die Bauern mit dem Jalisco-Kartell zusammenarbeiten. Die Bauern betonen jedoch, dass sie keinerlei Verbindung zu dem Kartell haben.

Präsident Andrés Manuel López Obrador bezeichnete den Konflikt als lokales Problem. Im Mai baten die Bewohner von Tila ihn um Unterstützung, da sie die Lage als zunehmend besorgniserregend empfanden. Auch Claudia Sheinbaum sah sich während ihrer Tour als designierte Präsidentin mit Beschwerden über fehlende Regierungsmaßnahmen konfrontiert.

Die katholische Kirche setzt sich für Friedensgespräche zwischen den Gruppen ein. Pater Alejandro Ornelas von der Kirche Señor de Tila ist der Meinung, dass beide Gruppen inzwischen mit organisierter Kriminalität verbunden sind. Er erklärt, dass die bewaffnete Bauerngruppe „Autonomos“ und die von den Stadtbewohnern unterstützte Gruppe „Karma“ beide versuchen, sich zu bewaffnen.

Die Kartelle könnten an diesem Gebiet interessiert sein, da es die südliche Grenze mit dem Golf von Mexiko verbindet und somit eine zentrale Route für den Schmuggel bietet.

Elisabeth Vázquez, die einen Lebensmittelladen besitzt, beobachtet Veränderungen in ihrer Nachbarschaft. Sie berichtet von Schießereien, unvorhersehbaren Schulzeiten und fremden Menschen, die auf Motorrädern herumschwirren.

Die Ereignisse am 4. Juni ließen Online-Drohungen bedrohlicher erscheinen und lösten weit verbreitete Panik aus. In sozialen Medien tauchten Morddrohungen, Vergewaltigungsandrohungen und Zwangsrekrutierungen auf, die alle einer Gruppe namens "Autonomos" zugeschrieben wurden. Bauern hingegen beteuerten ihre Unschuld und behaupteten, es handele sich um Fehlinformationen.

Nachrichten warnten, dass Tila in Brand gesteckt werden würde. Tonaufnahmen erwähnten starke Waffen und das Jalisco Nueva Generación-Kartell, das sich dem Kampf anschließen würde. Ein Foto einer ermordeten Familie wurde geteilt. Die Behörden bestätigten den Tod eines Mannes und eines Jungen sowie 17 abgebrannte Häuser und 21 Fahrzeuge.

Drei Tage nach dem Angriff kamen 500 Soldaten an, was viele Bewohner dazu bewog, die Stadt zu verlassen. Eduardo Pérez, ein Lehrer, floh mit seiner Familie. Auch Miguel Ángel Lugo, ein Mitarbeiter des Nationalen Wahlinstituts, verließ die Gegend aufgrund von Drohungen.

Die Verantwortlichen haben Schwierigkeiten, die Menschen davon zu überzeugen, dass es sicher ist zurückzukehren. Die Weggezogenen fordern zur Sicherheit einen dauerhaften Militärstützpunkt, aber die Bauern misstrauen den Soldaten.

Die Ingenieurin Dora María Hernández lebte mehr als zwei Wochen in der Nähe von Yajalon, nachdem sie geflohen war. Ihre Tochter hat große Angst und träumt oft von bewaffneten Männern.

Ein Motorradmechaniker berichtete, dass sein Zuhause niedergebrannt wurde und er daher nicht zurückkehren kann. Aus Angst vor Identifikation sprach er anonym und meinte, dass die Stadt sicher gewesen wäre, wenn die Kartelle gekommen wären.

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