Norwegen verbrennt mehr Abfall als angenommen: Recyclingquoten fragwürdig und umweltfreundliche Ziele in Gefahr

Lesezeit: 2 Minuten
Durch Klaus Schmidt
- in
Müllverbrennungsanlage mit Rauch und Recyclingbehältern.

BerlinNorwegen setzt verstärkt auf Müllverbrennung statt Recycling

Eine aktuelle Studie zeigt, dass Norwegen einen Großteil seines Abfalls verbrennt, was den umweltpolitischen Zielsetzungen des Landes widerspricht. Trotz der Bestrebungen, Verschmutzung zu reduzieren und die Natur zu schützen, werden 65% des Abfalls incineriert, was einen Anstieg von 49% im Jahr 2009 darstellt. Dies wirft Fragen zu den bislang gemeldeten Recyclingquoten auf.

Norwegen steht vor bedeutenden Herausforderungen in seiner Abfallpolitik.

Überbewertung der Recyclingquoten, mangelnde Transparenz der Recyclingunternehmen und unzureichende Erfassungs- und Berichtsmethoden.

Zahlen werfen Fragen auf: Laut der norwegischen Statistikbehörde liegt die Recyclingquote bei etwa 40%, doch tatsächlich könnte sie nur bei 28% liegen. Diese Diskrepanz entsteht durch ungenaue Messmethoden und die undurchsichtige Arbeitsweise der Abfallverarbeitungsanlagen. Für Politiker und die Öffentlichkeit vermitteln die optimistischeren Zahlen fälschlicherweise den Eindruck eines Fortschritts in Richtung einer zirkulären Wirtschaft.

Abfallverbrennung führt zu Umweltproblemen. Obwohl sie Energie erzeugt, ist sie weder sauber noch nachhaltig. Die Emissionen aus der Abfallverbrennung, insbesondere wenn dies in anderen Ländern geschieht, werden in Norwegens offizieller Umweltbilanz nicht erfasst. Dadurch verlagert Norwegen seine Emissionen ins Ausland, was seinen umweltpolitischen Zielen widerspricht.

Um eine erfolgreiche Kreislaufwirtschaft zu schaffen, müssen wir sowohl die politischen Rahmenbedingungen als auch das Verhalten der Menschen ändern. Hersteller sollten verpflichtet werden, Produkte herzustellen, die leicht recycelbar sind. Es sollte klare Möglichkeiten geben, den Abfall zu verfolgen, besonders wenn dieser in andere Länder exportiert wird. Wir sollten nicht nur die Menge des Recycelten messen, sondern auch die gesamten Auswirkungen auf Emissionen und Ressourcennutzung während des gesamten Produktlebenszyklus.

Die Untersuchung zeigt, dass der Schwerpunkt darauf liegen sollte, von Beginn an weniger Abfall zu erzeugen. Es ist entscheidend, den Menschen beizubringen, wie sie weniger konsumieren und ihren Abfall besser an der Quelle trennen können. Führungskräfte sollten darauf abzielen, Abfallentstehung zu verhindern statt sie lediglich zu verwalten. Um wirkliche Verbesserungen zu erzielen, sollten wir messen, inwieweit wir den Ressourcenverbrauch reduzieren und deren Auswirkungen auf die Umwelt minimieren.

Norwegen muss seine Abfallbewirtschaftung und Richtlinien überdenken, um die Ziele einer zirkulären Wirtschaft zu erreichen. Dazu gehört, die Menschen zu einem nachhaltigeren Lebensstil zu ermutigen und vorhandene Materialien immer wieder zu nutzen, um den Bedarf an neuen Ressourcen zu senken.

Die Studie wird hier veröffentlicht:

http://dx.doi.org/10.1016/j.resconrec.2024.107838

und seine offizielle Zitation - einschließlich Autoren und Zeitschrift - lautet

Kim Rainer Mattson, Johan Berg Pettersen, Helge Brattebø. Incineration economy: Waste management policy failing the circular economy transition in Norway. Resources, Conservation and Recycling, 2024; 210: 107838 DOI: 10.1016/j.resconrec.2024.107838
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