Dramatische Verschärfung im Kongo: mehr Gewalt und humanitäre Krise
BerlinDer Leiter des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) berichtet von einer Verschlechterung der Lage im Kongo-Konflikt. Seit dem 1. Oktober kämpfen die kongolesischen Regierungstruppen erneut gegen die M23-Rebellen. Präsident Felix Tshisekedi und UN-Experten beschuldigen Ruanda, die M23 zu unterstützen. Ruanda streitet dies ab und erklärt, dass ihre Truppen aus Sicherheitsgründen im Osten Kongos stationiert sind.
Aktuelle Entwicklungen aus dem IKRK-Bericht:
- Die Zahl der Vertriebenen im Kongo ist von 5,6 Millionen Anfang 2022 auf fast 7,4 Millionen gestiegen.
- Die Fälle sexueller Gewalt in Goma haben sich in der ersten Hälfte des Jahres 2024 im Vergleich zu 2023 um 90 % erhöht, von 7.500 auf etwa 15.000.
- Die Rekrutierung von Kindern durch bewaffnete Gruppen hat in einigen Gebieten um rund 80 % zugenommen.
- Die Zahl der verletzten Zivilisten, die medizinische Hilfe suchen, ist drastisch angestiegen.
Der IKRK-Chef Moreillon präsentierte besorgniserregende Zahlen im Büro des UN-Gesandten. Er berichtete, dass fast 7,4 Millionen Menschen in der Demokratischen Republik Kongo vertrieben wurden. Damit gehört das Land zu den weltweit schlimmsten Regionen für Vertreibungen.
Sexuelle Gewalt nimmt stark zu
In Goma gab es in der ersten Hälfte des Jahres 2024 rund 15.000 Vorfälle, was einem Anstieg von 90% gegenüber 2023 entspricht. Frauen, die Holz in Gruppen sammeln, tragen Kondome bei sich, um Vergewaltiger zu überreden, diese zu benutzen. Dies hilft, Schwangerschaften, Geschlechtskrankheiten und die Vertreibung durch ihre Ehemänner zu verhindern. Moreillon sagte, dass sexuelle Gewalt als Kriegsinstrument eingesetzt wird und auch ein Resultat des anhaltenden Konflikts ist. Er fügte hinzu, dass die Straffreiheit dieser Verbrechen die Problematik weiter verschärft.
Viele Kinder werden in bewaffnete Gruppen rekrutiert, wobei die Zahl in einigen Regionen um ganze 80% gestiegen ist. Moreillon erklärte, dass heftige Kämpfe die Nachfrage nach neuen Mitgliedern anheizen. Einige Kinder schließen sich freiwillig an, in der Hoffnung, dadurch Respekt zu gewinnen. Andere werden gezwungen, und Familien geraten unter Druck, ihre Kinder herauszugeben.
Zivilisten, die im Konflikt verletzt wurden, benötigen dringend mehr medizinische Hilfe. Das IKRK unterstützt derzeit drei Krankenhäuser im Osten des Kongo, darunter auch das in Goma. Das Krankenhaus in Goma hat seine chirurgischen Teams von zwei auf drei aufgestockt, um dem hohen Bedarf gerecht zu werden. Im letzten Jahr wurden dort 1.050 Fälle behandelt, aber allein im Februar dieses Jahres waren es schon 350 Fälle, was einen deutlichen Anstieg der kriegsbedingten Verletzungen zeigt.
Mehr Verletzte durch Splitter: Zivilisten zunehmend betroffen
Mehr Verletzte durch Splitter: Zivilisten zunehmend betroffen
Moreillon erklärte, dass sich die Art der Verletzungen verändert habe. Derzeit sind etwa 45% der Verwundeten Zivilisten, und 40% der Verletzungen entstehen durch Splitter. Im vergangenen Jahr waren die meisten Verletzungen durch Kugeln oder Messer verursacht. Dies deutet darauf hin, dass fortschrittlichere Waffen eingesetzt werden und es vermehrt Kämpfe in Städten gibt.
Todesfälle sind schwer zu erfassen, aber Moreillon vermutet, dass sie ebenso ansteigen wie die Zahl der Verwundeten. Dringend appellierte er an Spender, da das aktuelle Budget für den Kongo nur zu 22% gedeckt ist und dringend mehr Unterstützung benötigt, um der wachsenden Krise gerecht zu werden.
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