Krafttraining stärkt zelluläre Müllabfuhr und könnte Herz- und Nervenerkrankungen therapieren
BerlinKrafttraining fördert die Entfernung beschädigter Zellbestandteile und hält so Gewebe und Organe gesund. Forscher der Universität Bonn und anderer Institutionen haben herausgefunden, dass diese Form des Trainings den Reinigungsprozess innerhalb der Zellen verbessert. Ein Protein namens BAG3 spielt dabei eine entscheidende Rolle. Die Aktivierung von BAG3 in den Muskeln könnte zu neuen Behandlungen für Herzprobleme und Nervenerkrankungen führen und Astronauten bei langen Raumflügen unterstützen.
Muskeln und Nerven werden regelmäßig geschädigt. Der Körper benötigt effektive Systeme zur Abfallbeseitigung, um diese Gewebe gesund zu halten. BAG3 hilft dabei, indem es beschädigte Zellteile erkennt und sie in zelluläre Membranen dirigiert, um Autophagosomen zu bilden. Forschungen von Professor Jörg Höhfeld zeigen, dass Krafttraining BAG3 aktiviert und den Prozess der Entfernung geschädigter Zellmaterialien verbessert.
Erhebliche Auswirkungen dieser Ergebnisse:
- Optimierte Krafttrainingsprogramme für Sportler
- Verbesserte Physiotherapieprotokolle
- Potenzielle Therapien für Krankheiten wie Charcot-Marie-Tooth-Syndrom
Forscher haben etwas Überraschendes über die BAG3-Aktivierung entdeckt. Anders als viele Proteine, die durch die Hinzufügung von Phosphatgruppen aktiviert werden, verliert BAG3 in aktiven Muskeln diese Gruppen. Die Enzyme zu identifizieren, die diese Phosphatgruppen entfernen, ist äußerst wichtig. Forschende arbeiten mit der Chemikerin Professorin Maja Köhn zusammen, um diese Enzyme zu finden und hoffen, Medikamente zu entwickeln, die BAG3 im Körper kontrollieren können.
Wichtiger Durchbruch für die Raumfahrt
Diese Entdeckung ist bedeutend für die Raumfahrt. Normalerweise wird das Protein BAG3 durch mechanische Kraft aktiviert, aber in der Schwerelosigkeit oder bei längerer Immobilität geschieht dies nicht, was zu Muskelschwäche führt. Wissenschaftler arbeiten an Medikamenten, die BAG3 aktivieren sollen, um Astronauten und bettlägerigen Patienten zu helfen. Tests für diese Medikamente sind auf der Internationalen Raumstation (ISS) geplant.
Die Studie wird in Zusammenarbeit mit Institutionen wie der Universität Freiburg, der Deutschen Sporthochschule und dem Forschungszentrum Jülich durchgeführt und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft sowie der Deutschen Raumfahrtagentur finanziert. Diese Forschung trägt dazu bei, das Verständnis für die Wirkungsweise von Krafttraining im Körper zu vertiefen und könnte sowohl auf der Erde als auch im Weltraum medizinische und praktische Vorteile bieten.
Die Studie wird hier veröffentlicht:
http://dx.doi.org/10.1016/j.cub.2024.07.088und seine offizielle Zitation - einschließlich Autoren und Zeitschrift - lautet
Judith Ottensmeyer et al. Force-induced dephosphorylation activates the cochaperone BAG3 to coordinate protein homeostasis and membrane traffic. Current Biology, 2024 DOI: 10.1016/j.cub.2024.07.088Diesen Artikel teilen