Forscher entschlüsseln, wie Dexamethason bei schweren COVID-19-Fällen Leben rettet

Lesezeit: 2 Minuten
Durch Ernst Müller
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Diagramm des Dexamethason-Moleküls mit Darstellung des Coronavirus.

BerlinWissenschaftler vom Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) und der Charité – Universitätsmedizin Berlin haben herausgefunden, warum Dexamethason bei der Behandlung schwerer COVID-19-Fälle wirksam ist. Dexamethason unterstützt das Immunsystem und kann dadurch zu besseren Heilungschancen führen. Allerdings zeigt es nicht bei jedem Patienten die gewünschte Wirkung.

Die Forschung untersuchte Monozyten, eine Art von weißen Blutkörperchen. Wissenschaftler nutzten Einzelzellanalysen, um zu beobachten, wie Dexamethason auf diese Zellen wirkt und ob es bei der Behandlung helfen kann. Sie stellten fest, dass bei einigen Patienten die Monozyten auf die Behandlung ansprechen und sich der Zustand verbessert. Bei anderen Patienten bleibt der Zustand jedoch unverändert oder verschlechtert sich sogar.

Wichtige Erkenntnisse umfassen:

  • Dexamethason beeinflusst die Monozyten, die Teil des Immunsystems sind.
  • Die Reaktion der Monozyten zeigt, ob das Medikament wirksam ist.
  • Einzelzellsequenzierung war entscheidend für diese Entdeckung.

Dr. Anna Aschenbrenner und ihr Team entdeckten, dass Monozyten ein spezifisches Muster aufweisen, wenn ein Patient erkrankt ist. Das Medikament Dexamethason verändert dieses Muster in den Monozyten, was auf bessere Genesungschancen des Patienten hinweist. Dr. Florian Kurth erklärte, dass diese Veränderungen in den Monozyten bereits auftreten, bevor eine spürbare Verbesserung der Gesundheit des Patienten eintritt. Diese frühen Veränderungen können Ärzten helfen zu erkennen, ob die Behandlung wirkt.

Prof. Dr. Leif Erik Sander zufolge könnte diese Methode die Entwicklung neuer Medikamente beschleunigen und die Behandlungen individueller gestalten. Eine Kombination aus klinischen Studien und molekularer Analyse könnte ein besseres Verständnis der Wirkungsweise von Medikamenten ermöglichen und deren Wirksamkeit vorhersagen.

Die Untersuchung nutzte Blutproben von Patienten, die am Charité-Krankenhaus mit Dexamethason behandelt wurden. Durch die Entnahme dieser Proben in verschiedenen Stadien der Krankheit konnten die Forscher präzise Analysen durchführen. Dabei entdeckten sie, dass das Verhalten der Monozyten vorhersagen kann, wie die Patienten auf zukünftige Behandlungen reagieren werden.

Die Kombination von Behandlungen mit molekularer Analyse, als „Begleitdiagnostik“ bekannt, kann laut Dr. Anna Aschenbrenner auch bei anderen Krankheiten hilfreich sein. Immunzellen spielen bei vielen Erkrankungen, darunter Krebs und Alzheimer, eine bedeutende Rolle, obwohl diese nicht durch Infektionen verursacht werden. Veränderungen in diesen Immunzellen lassen sich in Blutproben von Patienten mit diesen Krankheiten nachweisen.

Bevor diese Erkenntnisse in der medizinischen Behandlung eingesetzt werden können, ist weitere Forschung erforderlich. Die ersten Ergebnisse sind vielversprechend und deuten darauf hin, dass die personalisierte Medizin die Reaktionen von Immunzellen nutzen kann, um Behandlungsergebnisse vorherzusagen und zu verbessern.

Diese Forschung ist nicht nur für COVID-19 wichtig, sondern auch für andere Krankheiten. Sie zeigt, dass der Einsatz von fortschrittlicher Molekularanalyse bessere Behandlungen ermöglichen kann. Dies könnte die Art und Weise, wie neue Medikamente entwickelt und wie wir frühzeitig wirksame Therapien identifizieren, revolutionieren. Für verschiedene Krankheiten werden andere Zelltypen als wichtige Indikatoren dienen. Sobald wir diese Zellen identifiziert haben, können wir einfachere Labortests verwenden, um Veränderungen zu überwachen.

Diese Nachricht gibt Hoffnung für COVID-19-Patienten und Menschen mit anderen schweren Erkrankungen. Das Verständnis der molekularen Wirkungsweise von Dexamethason kann zu individuelleren und wirksameren Behandlungsmethoden führen. Die Forschung von DZNE und Charité stellt einen wichtigen Fortschritt in der medizinischen Wissenschaft dar und könnte zukünftige Entwicklungen anstoßen.

Die Studie wird hier veröffentlicht:

http://dx.doi.org/10.1016/j.cell.2024.06.014

und seine offizielle Zitation - einschließlich Autoren und Zeitschrift - lautet

Rainer Knoll, Elisa T. Helbig, Kilian Dahm, Olufemi Bolaji, Frederik Hamm, Oliver Dietrich, Martina van Uelft, Sophie Müller, Lorenzo Bonaguro, Jonas Schulte-Schrepping, Lev Petrov, Benjamin Krämer, Michael Kraut, Paula Stubbemann, Charlotte Thibeault, Sophia Brumhard, Heidi Theis, Gudrun Hack, Elena De Domenico, Jacob Nattermann, Matthias Becker, Marc D. Beyer, David Hillus, Philipp Georg, Constantin Loers, Janina Tiedemann, Pinkus Tober-Lau, Lena Lippert, Belén Millet Pascual-Leone, Frank Tacke, Gernot Rohde, Norbert Suttorp, Martin Witzenrath, Antoine-Emmanuel Saliba, Thomas Ulas, Julia K. Polansky, Birgit Sawitzki, Leif E. Sander, Joachim L. Schultze, Anna C. Aschenbrenner, Florian Kurth. The life-saving benefit of dexamethasone in severe COVID-19 is linked to a reversal of monocyte dysregulation. Cell, 2024; DOI: 10.1016/j.cell.2024.06.014
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