Báthory: Mythos und Wirklichkeit einer ungewöhnlichen ungarischen Gräfin im Diskurs
BerlinElisabeth Báthory, Ungarns „Blutgräfin“, ist von Geheimnissen und Diskussionen umgeben. Sie gilt oft als eine der berüchtigtsten weiblichen Serienmörder der Geschichte, doch die Wahrheit dieser Behauptungen bleibt umstritten. Die britische Autorin und Wissenschaftlerin Annouchka Bayley argumentiert, dass die Geschichten über Báthory übertrieben und möglicherweise aus sozialen und politischen Gründen verändert wurden.
Báthory wurde 1560 in eine wohlhabende und einflussreiche Familie geboren. Sie heiratete Ferenc Nádasdy, einen vermögenden Adeligen, und übernahm nach seinem Tod die Kontrolle über weitläufige Besitztümer. Einige Experten meinen, dass ihr großer Reichtum und die Tatsache, dass sie nicht wieder heiratete, sie zur Zielscheibe mächtiger Feinde machten, die es auf ihr Vermögen abgesehen hatten. Diese Umstände werfen Fragen über die wahren Gründe für ihren schlechten Ruf auf.
Die Erzählung über Báthory enthält:
Vorwürfe, bis zu 650 junge Frauen gefoltert und getötet zu haben. Es gibt Mutmaßungen darüber, dass sie eine Druckerpresse nutzte, um radikale Ideen zu verbreiten. Eine potenzielle Bedrohung für die damaligen Machtverhältnisse.
Es gibt kaum Beweise für die ihr vorgeworfenen Verbrechen, und die meisten Informationen stammen aus unter Folter erzwungenen Geständnissen und voreingenommenen Zeugenaussagen. In einer Zeit, in der Frauen mit Misstrauen betrachtet wurden, waren solche Anschuldigungen Teil eines verbreiteten Trends, mächtige Frauen zu kritisieren. Die Geschichte von Báthory zeigt, wie die Geschichtsschreibung oft starke Frauen als Schurkinnen darstellt, bedingt durch Geschlechtervorurteile.
Das soziale und politische Umfeld im Europa des 16. und 17. Jahrhunderts war turbulent. Die Reformation und Gegenreformation führte zu viel Misstrauen und Angst vor abweichenden Meinungen. Báthorys angebliche Taten, wie das Unterrichten junger Frauen im Lesen, könnten als rebellisch angesehen worden sein. Diese Stimmung könnte zu ihrem schlechten Ruf beigetragen haben.
Das Dorf Čachtice, in dem Báthory gelebt haben soll, beschäftigt sich weiterhin mit ihrer Geschichte. Während ältere Menschen oft an den Geschichten über ihre Grausamkeit festhalten, stehen jüngere Generationen diesen Erzählungen skeptischer gegenüber. Das Leben von Báthory regt dazu an, darüber nachzudenken, wie Geschichten erzählt werden und welchen Einfluss Macht auf die Geschichtsschreibung hat. Die Auseinandersetzung mit diesen Geschichten kann helfen, größere Fragen zu Geschlecht und Autorität in der Historie zu verstehen.
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