Spanische Kirche für neuen Plan zur Opferentschädigung bei Missbrauch kritisiert

Lesezeit: 2 Minuten
Durch Hans Meier
- in
Kirchensilhouette mit gebrochenem Kreuz und Geld.

BerlinLuis Argüello, der Präsident der Spanischen Bischofskonferenz, stellte in Madrid einen neuen Plan vor, um Verstorbene, die Opfer von sexuellem Missbrauch durch Kleriker wurden, zu entschädigen. Er betonte die Bedeutung dieser Maßnahme, räumte jedoch ein, dass viele Fälle vor den 1990er Jahren stattfanden und aufgrund der Verjährungsfrist nicht vor Gericht gebracht werden können.

Die Kirche hat diesen Plan entwickelt, weil die Regierung sie letztes Jahr dazu verpflichtet hat, Entschädigungen an Opfer zu zahlen. Die Hauptbestandteile des Plans umfassen:

  • Entschädigungszahlungen für Geschädigte
  • Finanzielle Unterstützung für medizinische und therapeutische Behandlungen
  • Spirituelle und psychologische Hilfe

Die Kirche möchte die Wahrheit über Missbrauchsvorwürfe herausfinden, selbst wenn die beschuldigte Person bereits verstorben ist. Jesús Díaz Sariego, Leiter der Spanischen Konferenz der Ordensgemeinschaften, betont, dass die Kirche eine moralische Verpflichtung habe, den Opfern in solchen Fällen zu helfen, auch wenn ein Gerichtsverfahren nicht mehr möglich ist.

Um diesen Plan umzusetzen, wird ein neues Expertengremium gebildet. Dieses Gremium wird jede Diözese dabei unterstützen, individuelle Fälle zu behandeln. Es wird sich zusammensetzen aus:

  • Vier medizinischen Experten
  • Vier Experten für Strafrecht
  • Einem Vertreter der Bischofskonferenz
  • Einem Vertreter der Spanischen Konferenz der Ordensleute

Ein Vertreter von Opferverbänden könnte ebenfalls beteiligt sein. Trotz der Bemühungen der Kirche, haben Opfer und die spanische Regierung den Plan kritisiert.

Juan Cuatrecasas, ein Vertreter der Opfergruppe "Gestohlene Kindheit", kritisierte den Plan im spanischen Nationalradio. Er betonte, dass es an ausreichender staatlicher Kontrolle fehle und der Plan unzureichend sei. Auch die spanische Regierung wies den Plan der Kirche zurück und erklärte, dieser sei nicht verbindlich und garantiere keine angemessene Entschädigung.

Argüello berichtete, dass der Plan auf starke Unterstützung seitens des Klerus stieß. Von den 67 anwesenden Bischöfen stimmte nur einer nicht über eines der drei Dokumente ab. Dennoch bleibt das Fehlen einer staatlichen Aufsicht ein großes Problem.

Dieser Plan ist ein guter Anfang, aber er ist nicht stark genug, um sicherzustellen, dass die Gerechtigkeit siegt. Eine staatliche Aufsicht könnte den Prozess transparenter gestalten und Regeln durchsetzen, was für eine echte Verantwortlichkeit entscheidend ist. Die Opfergruppen haben das Recht, mehr als nur Bemühungen seitens der Kirche zu fordern. Damit der Plan effektiv ist, sollte er durch Kontrollmechanismen externer Organisationen ergänzt werden.

Irland und Australien haben staatliche Untersuchungen zu Missbrauchsfällen durch Klerus durchgeführt und könnten damit Spanien ein Vorbild sein. Unabhängige Überprüfungen und das Einbeziehen der Opfer könnten zu bedeutenden Veränderungen und zur Wiederherstellung des Vertrauens führen – etwas, das dem spanischen Plan derzeit fehlt. Die Maßnahmen der spanischen Kirche zeigen einen Schritt in Richtung Anerkennung des Problems und der Wiedergutmachung, jedoch fehlen starke, durchsetzbare Maßnahmen.

Welt: Neueste Nachrichten
Weiterlesen:

Diesen Artikel teilen

Kommentare (0)

Kommentar veröffentlichen
NewsWorld

NewsWorld.app ist der kostenlose Premium-Nachrichtenseite in Deutschland. Wir bieten unabhängige und hochwertige Nachrichten, ohne pro Artikel zu berechnen und ohne ein Abonnementmodell. NewsWorld ist der Ansicht, dass allgemeine, geschäftliche, wirtschaftliche, technische und Unterhaltungsnachrichten auf hohem Niveau kostenlos zugänglich sein sollten. Darüber hinaus ist NewsWorld unglaublich schnell und verwendet fortschrittliche Technologie, um Nachrichtenartikel in einem äußerst lesbaren und attraktiven Format für den Verbraucher zu präsentieren.


© 2024 NewsWorld™. Alle Rechte vorbehalten.