Von Raubtier-Beute-Dynamik zu nichtlinearen Oszillationen: Neue Studie zu unidirektionalen Wechselwirkungen der Universität Wien
BerlinForscher der Universität Wien haben bedeutende Fortschritte im Studium nichtreziproker Wechselwirkungen mit optisch gefangenen Glasnanopartikeln erzielt. Durch die Untersuchung nicht-Hermitescher und nichtlinearer Dynamiken in diesen Systemen haben sie die traditionelle Technik der optischen Levitation verbessert.
Hauptpunkte:
- Optische Pinzetten ermöglichen es, Partikelbewegungen isoliert und präzise zu steuern.
- Nicht-reziproke Wechselwirkungen erzeugen eine dynamische Verfolgungsjagd.
- Analogien zu Räuber-Beute-Beziehungen unterstreichen die nicht-reziproke Natur.
- Nichtlineare Dynamiken führen zu verstärkten Schwingungsamplituden.
Optische Pinzetten, erfunden von Arthur Ashkin, ermöglichen es Wissenschaftlern, winzige Partikel äußerst präzise zu kontrollieren. Ein Team der Universität Wien unter der Leitung von Uroš Delić nutzte diese Pinzetten, um ein System zu schaffen, in dem sich zwei Glasnanopartikel in getrennten Zonen hin und her bewegen. Durch Anpassung der Phasen des Laserstrahls und der Partikeldistanzen gelang es ihnen, einseitige Interaktionen zu erzeugen, ähnlich wie bei Räuber-Beute-Dynamiken.
In dieser Konfiguration bewegt sich ein Partikel und löst dadurch die Bewegung des anderen aus. Diese Wechselwirkung erzeugt stärkere Kräfte und führt dazu, dass die Partikel weiter oszillieren. Diese fortlaufende Bewegung tritt auf, wenn die Wechselwirkung stärker ist als die Reibung und zeigt damit die nichtlineare Dynamik.
Benjamin Stickler von der Universität Ulm arbeitete mit dem Team an der Entwicklung des theoretischen Modells. Die experimentellen Ergebnisse stimmten gut mit dem Modell überein, was zeigt, dass dieses Setup effektiv komplexere Verhaltensweisen in größeren Systemen beobachten kann. Stickler hob hervor, dass nichtreziproke und nichtlineare Kräfte vielen natürlichen Phänomenen ähnlich sind und diese Studie daher eine breite Relevanz hat.
Studie enthüllt neue Möglichkeiten:
- Erweiterung traditioneller optischer Levitationstechniken durch nichtreziproke Interaktionen.
- Diese Interaktionen durchbrechen die Parität-Zeit-Umkehr-Symmetrie.
- Starke nichtreziproke Interaktionen können zu dynamischen, kontinuierlichen Schwingungen führen.
Nichtreziproke Interaktionen sind in der Natur weit verbreitet, wie das Verhältnis zwischen Räuber und Beute, bei dem ein Organismus jagt und der andere versucht, nicht gefressen zu werden. Die Forscher nutzten ein spezielles optisches System, das es ihnen ermöglichte, diese Interaktionen mit hoher Präzision zu kontrollieren.
Manuel Reisenbauer, ein Doktorand im Team, erwähnte, dass ihr Modell genauso leicht zu steuern sei wie ein Computerspiel zu programmieren. Ohne Interaktionen bewegten sich die Partikel in einfachen Mustern. Doch durch anti-reziproke Aktionen wurde ihr Verhalten deutlich komplexer.
Die zunehmenden Schwungamplituden und das daraus resultierende nichtlineare Verhalten ähneln Mustern aus der Laserphysik. Diese Analogie bietet eine neue Möglichkeit, den Zusammenhang zwischen winzigen mechanischen Bewegungen und dem Verhalten von Lasern zu verstehen.
Die Ergebnisse bieten vielseitige Anwendungsmöglichkeiten:
- Kraft- und Drehmomentsensorik basierend auf nichtreziproken Kräften.
- Erforschung offener Quantensysteme durch nichtreziproke Wechselwirkungen.
- Verbesserte Verständniss für nicht-Hermitesche Dynamiken auf verschiedenen Plattformen.
Durch die Kombination dieses experimentellen Systems mit Methoden der Quantenkontrolle könnten neue Forschungsmöglichkeiten im Bereich von einseitig interagierenden Quanten-Few-Body-Systemen entstehen. Diese Studie hat bedeutende Auswirkungen auf zukünftige wissenschaftliche Entdeckungen.
Die Studie wird hier veröffentlicht:
http://dx.doi.org/10.1038/s41567-024-02589-8und seine offizielle Zitation - einschließlich Autoren und Zeitschrift - lautet
Manuel Reisenbauer, Henning Rudolph, Livia Egyed, Klaus Hornberger, Anton V. Zasedatelev, Murad Abuzarli, Benjamin A. Stickler, Uroš Delić. Non-Hermitian dynamics and non-reciprocity of optically coupled nanoparticles. Nature Physics, 2024; DOI: 10.1038/s41567-024-02589-8Diesen Artikel teilen